Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
Vom Netzwerk:
Thomas das Päckchen mit einem Gesichtsausdruck, als füge er hinzu: Deinem Zeugnis nach hast du solch ein Geschenk ja nicht verdient, aber die Sonne scheint über Gerechte und Ungerechte...
    »Wo ist Poldi nun eigentlich?« fragte Manfred zum zweitenmal. »Bei Babette in der Küche?«
    Pforten hüstelte und starrte auf das Päckchen in seiner rechten Hand, das für Manfred bestimmt war. »Es ist eine automatische Armbanduhr«, sagte er lahm, »ich dachte, sie würde dir Freude machen...«Er legte das längliche Etui auf den Tisch.
    Manfred schenkte der Uhr keinen einzigen Blick.
    »Ich habe dich nach dem Hund gefragt, Papa!«
    »Der Hund - ich nehme an, daß er bei Leonhard ist...«Pforten hob das Gesicht und begegnete Manfreds Augen. »Was schaust du mich so an?« fragte er mit aufsteigendem Zorn.
    »Willst du damit sagen...«, begann der Junge.
    »Ich will damit sagen«, unterbrach Pforten ihn schroff, »daß die Szenen, in denen der Hund eine Rolle spielt, abgedreht sind! Und im übrigen gehört der Hund nicht mir, sondern der Elite-Filmproduktion. Er ist mit dem Geld von Herrn Bugatzki angeschafft worden!«
    »Das kannst du doch nicht machen!« stieß der Junge hervor.
    »Was kann ich nicht machen?«
    Manfred starrte ihn an, sein braunes Gesicht verfärbte sich grau, als hätte er keinen Tropfen Blut mehr unter der Haut.
    »Nun hör mal zu, mein Junge!« sagte Pforten mit erzwungener Ruhe. »Deine Liebe zu Tieren und Hunden in allen Ehren... Und ich will auch nichts gegen den Poldi sagen. Er war ein ganz netter und recht anstelliger Hund und hat seine Sache gut gemacht. Aber eins wirst du zugeben müssen: Er war wahrhaftig nicht die Rasse, die zu unseren Möbeln paßt, nicht wahr!«
    Um Gottes willen! dachte Etienne, und er sah Heliane an, daß sie den gleichen Gedanken hatte — das gibt eine Katastrophe...! Aber es war zu spät, um noch etwas zu unternehmen. Das Blut strömte in Manfreds Gesicht zurück, es war, als lodere eine Flamme in ihm hoch.
    »Mein Gott«, keuchte der Junge, »hast du denn überhaupt kein Herz? Ist bei dir alles nur Schauspiel und Mache? Du hast vor Rührung mit der Stimme gezittert, als du uns erzähltest, wie du den Hund verwahrlost und verlaust in dem Asyl entdecktest. Und jetzt willst du ihn in den Dreck zurückstoßen, aus dem er gekommen ist, bloß weil er kein Rassehund ist? Bloß weil er keinen Stammbaum hat? Weil er kein Ausstellungshund ist, mit dem du renommieren kannst wie mit Blues, mit dem du angeben kannst, wie du mit den blöden, angemalten Ziegen angibst, mit denen du dich in >Mirkos Taverne< und im >Vinum bonum< sehen läßt...«
    »Halt den Mund!« brüllte Pforten zitternd vor Wut und ging auf den Jungen los.
    »Rühr mich nicht an!« schrie Manfred wild und hob die Fäuste zur Abwehr. »Du brauchst mich nicht hinauszuschmeißen! Ich gehe von selbst, ganz von selbst! Denn wer bin ich schon? Du hast mich ja auch nur irgendwo in einem Kinderasyl aufgelesen! Und hast dich vielleicht auch schon gefragt, ob ich zu deinen feinen Möbeln und nach Sachrang passe...«
    Heliane und Etienne waren gleichzeitig bei dem Jungen und führten ihn, der plötzlich in ein hilfloses Schluchzen ausbrach und die Faust gegen die Lippen preßte, gemeinsam ins Haus. Pforten starrte ihnen wie versteinert nach. Hinter ihm ließ Thomas vor lauter Verlegenheit die neue Stoppuhr spielen, als müsse er wie der Aufnahmeleiter beim Film die Szene nach Minuten und Sekunden in einen neuen Pforten-Streifen einbauen.
    »Laß das, zum Teufel!« schrie Pforten ihn wütend an.
    »Es war ja nur«, murmelte Thomas, »weil der Grafenstetter auf den Fredi eine Wut hatte und es ihm gesteckt hat, daß ihr ihn nur adompiert habt- oder wie das heißt.«
    »Mein Gott!« stöhnte Pforten und preßte die Hände vor die Augen. Er drehte sich um und ging wie erblindet ins Haus, sein Knie stieß gegen einen Liegestuhl, aber er spürte den Schmerz nicht und lauschte nach oben, ehe er das Telefon abhob. Das Haus war so still, als wäre er der einzige Bewohner darin. Er drehte die Wählscheibe und preßte den Hörer ans Ohr.
    »Hallo, Clemente«, sagte er, als sich drüben der Dicke meldete, »ist Leonhard zufällig bei Ihnen im Büro? Ich brauche ihn dringend — dringendissimo!«
    »Wo brennt’s denn, Herr Pforten? Hat der Knabe irgend etwas versiebt? Er muß sich irgendwo im Hause herumtreiben...«
    »Tun Sie mir den Gefallen und rufen Sie ihn an den Apparat!«
    »Das kann eine Weile dauern...«
    »Macht nichts, ich

Weitere Kostenlose Bücher