Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Titel: Nelson, das Weihnachtskaetzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Steinbach
Vom Netzwerk:
ganzen Tag in der Küche, bastle, backe, bereite alles vor. Und wozu das alles?«
    Laura wurde rotzig. »Es hat dich keiner darum gebeten, das zu tun.«
    »Ach ja? Aber dann möchte ich mal sehen, was los ist, wenn Weihnachten ausfällt.«
    »Dann fällt es halt aus!« Laura wurde ebenfalls laut. »Ist mir doch egal!«
    »Aber deine Geschenke, die möchtest du natürlich trotzdem haben.«
    »Ich scheiß auf meine Geschenke!«
    »Laura!«, rief Anna. »Nicht diese Wortwahl!«
    »Und der Rest ist mir auch schnurz. Weihnachten ist doch sowieso nicht mehr das, was es mal war, schon lange nicht mehr. Ohne Oma und Opa ist es gar kein richtiges Weihnachten. Aber du willst ja nicht, dass sie dabei sind.«
    »Mit mir hat das gar nichts zu tun! Oma ist tot. Und Opa ist jetzt in einem Altersheim in München.«
    »Und wieso musste er dorthin? Wieso kann er nicht bei uns leben?«
    »Er wollte es so! Ist das etwa meine Schuld, dass er in die Stadt zurückwollte, in der er geboren und aufgewachsen ist?«
    Laura fixierte sie böse. Sie glaubte ihr kein Wort, das sah Anna genau.
    »Ich hätte jedenfalls nichts dagegen, wenn er bei uns leben würde. Und überhaupt: Wenigstens zu Weihnachten könnte er ja mal nach Berlin kommen.«
    »Er ist doch schon viel zu alt für so was.«
    »Das stimmt ja gar nicht! Du willst einfach nicht, dass er kommt.«
    »Natürlich will ich, dass er kommt. Ich …«
    »Ach, lass mich in Ruhe. Ich gehe nach oben und …«
    »Nein! Wir reden hier erst zu Ende!«
    »Hör doch auf. Du und dein Weihnachten, aber echt. Ich wünschte, dieses Scheißweihnachten würde ausfallen!«
    »Laura! Ich will nicht, dass du so ordinär redest!«
    »Dann hör einfach nicht hin. Dein Weihnachten kannst du nämlich für dich behalten. Und wenn ich erst alt genug bin, kannst du mich nicht mehr zwingen, den Quatsch mitzumachen. Lange dauert das nicht mehr.« Sie schleuderte das letzte Stückchen vom Croissant wütend auf den Fußboden und drehte sich weg.
    Das war ja wohl der Gipfel! Anna packte sie am Handgelenk. Laura warf ihr einen glühenden und hasserfüllten Blick zu.
    Anna spürte den Impuls, ihrer Tochter ins Gesicht zu schlagen. Erschrocken ließ sie das Handgelenk los. Laura stürmte hinaus. Nachdem sich Anna von ihrem ersten Schreck erholt hatte, lief sie hinterher.
    »Wir sind hier noch nicht fertig! So kommst du mir nicht davon!«
    Doch oben knallte bereits eine Tür, dann wurde es still.
    Sie sah Klaus in seinem Sessel sitzen. Er hob kurz den Blick, und sein Gesicht sprach Bände. Er wünschte sich weit weg von hier. Bei ihm würde Anna keine Unterstützung finden, so viel war klar. Sie wusste schon, was gleich kommen würde. Du musst den Kindern die Wahrheit sagen. Sie sind alt genug.
    Die Wahrheit. Wem würde die schon helfen? Sie kehrte in die Küche zurück und schloss die Tür hinter sich. Dann schaltete sie das Radio an. Ruhige und Trost spendende Adventsmusik erfüllte den Raum. »Tochter Zion, freue dich.« Anna wandte sich wieder der Lichterkette zu. Erst als nach einer Weile ein Tropfen vor ihr auf den Tisch fiel, bemerkte sie, dass sie weinte.
    Nach dem Mittagessen hängte Anna die Lichterkette in die kleine Tanne vor dem Haus. Der Himmel hatte sich zugezogen, und Schnee lag in der Luft. Anna streckte die Nase in die Luft und schnupperte.
    Auf der anderen Straßenseite öffnete sich bei den Grünbergs die Haustür. Dorothee und Bernd traten hinaus, gefolgt von Marie, die ihren Kopf hängen ließ und missmutig hinter ihnen her trottete. Offenbar hatte sie etwas vergessen, denn sie drehte sich plötzlich um und rannte zurück ins Haus.
    »Beeil dich«, hörte Anna Dorothee rufen.
    Sie überquerte die Straße, um Guten Tag zu sagen. Das Ehepaar schien bedrückt zu sein, und Anna ahnte schon weshalb. Trotzdem fragte sie: »Gibt es von Nelson etwas Neues?«
    »Nein«, sagte Bernd. »Überhaupt nichts.«
    »Dann haben die Plakate also nichts gebracht?«
    »Wie es aussieht nein.« Er seufzte. »Marie vermisst ihren Kater ganz schrecklich. Wir würden ja mit ihr noch mal zum Alexanderplatz fahren, aber wir sind heute bei meinen Eltern zum Kaffee eingeladen. Das können wir schlecht ausfallen lassen.«
    »Für ein Kind ist alles besser als Nichtstun«, fügte Dorothee hinzu.
    Anna blickte über die Schulter zu ihrem Haus. Keiner würde sie heute Nachmittag vermissen, davon war sie überzeugt.
    »Soll ich vielleicht mit Marie noch mal zum Alexanderplatz fahren?«, bot sie an.
    »Das ist lieb von dir, Anna. Aber du

Weitere Kostenlose Bücher