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Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Titel: Nelson, das Weihnachtskaetzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Steinbach
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hast doch schon so viel getan.«
    »Unsinn. Wofür gibt es denn Nachbarn? Ich bin sowieso allein zu Hause«, schwindelte sie, »und ich habe nichts vor. Das wäre für mich eine willkommene Abwechslung.«
    Marie kam herausgelaufen. Sie umschlang jetzt einen Teddybären. Das war es also, was sie noch aus dem Haus holen musste.
    »Marie, möchtest du mit Anna zum Alexanderplatz fahren?«, fragte Dorothee. »Ihr könntet nachsehen, ob noch alle Plakate hängen, die wir aufgeklebt haben, oder ob welche abgerissen wurden. Dann könntet ihr da neue aufhängen.«
    Marie blickte scheu zu Anna.
    »Oder möchtest du lieber zu deinen Großeltern?«, fragte Anna. »Wozu hast du mehr Lust?«
    Das Kind brauchte nicht lange, um zu überlegen. Zaghaft ging es auf Anna zu und nahm ihre Hand.
    »Wir sind spätestens um fünf wieder hier«, versprach Anna, und Dorothee nahm sie kurz in den Arm, bedankte sich und wuschelte Marie durch die Haare.
    »Bis später, Marie«, sagte sie. »Und sei nett zu Tante Anna.«
    So fuhren Anna und Marie am ersten Advent zum Alexanderplatz. Sie inspizierten alle Laternenpfähle, an die sie Plakate gehängt hatten. Ein paar der Aushänge waren tatsächlich abgerissen oder beschmiert worden, dort hängten sie wieder neue und saubere Plakate auf. Schließlich gingen sie in ein Café, wo Anna für Marie eine heiße Schokolade bestellte. Dort sprachen sie alle Möglichkeiten durch, wo Nelson nun stecken konnte.
    Marie war nicht dumm. Sie wusste, dass es für Nelson mitten in der Stadt nicht ungefährlich war. Und mit jedem Tag, der verstrich, ohne dass der Kater wieder auftauchte, glaubte sie weniger daran, ihn je lebend wiederzusehen. Als sie das Café verließen, war Maries Stimmung an einem neuen Tiefpunkt angelangt.
    Jenseits des Platzes entdeckte Anna die blinkende Silhouette eines Riesenrads, darunter Kinderkarussells und eine Ansammlung dicht gedrängter Holzhütten. Der Duft von Glühwein und Maronen wehte herüber: ein Weihnachtsmarkt.
    »Schau mal, Marie! Siehst du das?«
    »Was denn?«, brummelte das Mädchen, ohne den Blick vom Bürgersteig zu heben.
    »Dort drüben, der Weihnachtsmarkt. Komm, das sehen wir uns mal an.«
    Nun riskierte Marie doch einen Blick. Sofort trat Glanz in ihre Augen. Na also, dachte Anna, wer sagt es denn?
    Gemeinsam gingen sie auf den Weihnachtsmarkt. Er war genau das Richtige, um Marie auf andere Gedanken zu bringen. Es gab dort alles, was ein Kinderherz begehrte: gebrannte Mandeln und Schokofrüchte, Straßenkünstler und Puppenspieler, überall Lichter und festlichen Schmuck. Rund um den Neptunbrunnen war eine riesige Schlittschuhbahn, und Marie konnte gar nicht genug davon bekommen, den Eisläufern zuzusehen. Daneben fuhr eine kleine Eisenbahn durch eine Märchenlandschaft, und Anna setzte Marie kurzerhand in den Zug und ließ sie winkend und lachend in einen Tunnel fahren. Sie kauften Lebkuchen und Früchtebrot, und Marie lauschte einer Märchenerzählerin, die auf einer kleinen Bühne saß und Weihnachtsgeschichten erzählte. Für den Moment schien Nelson tatsächlich vergessen. Anna war erleichtert.
    Satt und zufrieden schlenderten sie herum, und Marie rannte immer wieder los, um eine neue Attraktion zu erkunden. Irgendwann kam sie wieder einmal mit roten Wangen auf Anna zugelaufen und zerrte an ihrem Ärmel.
    »Komm mit, Anna. Schnell.«
    »Was ist denn? Wo willst du denn hin?«
    »Komm! Guck mal da vorne, die Krippenfiguren. Solche will ich auch haben!«
    Anna ließ sich mitziehen. Als sie jedoch den Stand mit den Krippenfiguren in Augenschein nahm, gefror ihr Lächeln. Sie blieb ruckartig stehen. Der alte Mann in dem Häuschen redete gerade mit anderen Weihnachtsmarktbesuchern, er hatte sie noch nicht entdeckt. Eilig wandte sie sich ab.
    »Was ist, Anna? Komm mit!«
    »Nein, Marie, wir haben keine Zeit mehr. Wir müssen jetzt zurück zum Auto. Es ist schon spät.«
    »Nein, noch nicht. Bitte. Ich möchte die Figuren noch einmal sehen.«
    »Ein andermal. Jetzt müssen wir wirklich los. Sonst machen sich deine Eltern noch Sorgen.«
    »Aber …« Marie war das alles zu plötzlich, doch sie ließ sich dennoch von Anna wegziehen, die erleichtert aufatmete, als sie die Gasse verlassen hatten und außer Sichtweite des alten Mannes waren.
    »Es tut mir leid, Marie. Aber es ist wirklich spät.«
    Das Mädchen sagte nichts. Mit hängendem Kopf trottete es neben Anna her, als sie gemeinsam den Weihnachtsmarkt in Richtung Auto verließen.
    Weder Anna noch Marie hatten den

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