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Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Titel: Nelson, das Weihnachtskaetzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Steinbach
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Kater bemerkt, der neben dem Ofen in der Holzhütte des alten Mannes saß. Als sie näher kamen, schoss er plötzlich hoch. Doch kaum war er auf die Verkaufsfläche gesprungen, um zu sehen, was vor der Hütte los war, da hatten sich die beiden längst hinter der nächsten Ecke verdrückt.

10
    Nelson lag auf seinem Kissen und döste vor sich hin. Bei dem Trubel, der draußen vor dem Stand herrschte, verkroch er sich lieber hinters Öfchen. Hier war es warm, und er hatte seine Ruhe. Verglichen mit seinem Schlafplatz in dem Lüftungsschacht herrschten geradezu paradiesische Zustände. Er musste nicht mehr frieren, und vor allem brachte ihm der alte Mann jeden Tag etwas zu essen mit. Natürlich war es nicht das Gleiche wie bei Marie zu leben. Aber es ließ sich gut aushalten.
    Nelson kuschelte sein Köpfchen ins Kissen und schloss die Augen. Weihnachtsmusik ertönte von draußen, und das Stimmengewirr der vielen Besucher und zahllose Gerüche drangen in die Hütte, doch er fühlte sich beschützt bei dem alten Mann, hinter dem Öfchen konnte ihm nichts passieren. Gerade als er kurz davor war einzuschlafen, durchfuhr etwas seinen Körper wie ein Blitz.
    Marie. Sie war in der Nähe. Er spürte ihre Gegenwart. Sofort war er hellwach. Er schoss hoch und streckte den Kopf in die Luft. Er lauschte. Die Geräusche waren die gleichen wie zuvor, nichts hatte sich geändert. Trotzdem. Er war sich ganz sicher. Aufgeregt lief er in der Hütte auf und ab.
    »Nelson, was ist denn plötzlich mit dir los?«, fragte der alte Mann. »Willst du etwa nach draußen? Dann nimm das Loch in der Rückwand. Das kennst du doch.«
    Irgendwo da draußen vor dem Stand musste sie sein. Nelson sah zu den Auslagen hinauf, suchte nach einem Halt, fixierte dann eine Regalstrebe und machte einen Satz hinauf. Sekunden später landete er geschmeidig auf der Verkaufsfläche.
    »Hoppla«, sagte eine Frauenstimme. »Seht doch mal, da ist eine Katze.«
    Nelson stieß ein paar der Figuren um, doch er achtete nicht weiter darauf, sondern blickte hinaus in die Menschenmenge.
    »Nelson, verflucht! Meine Figuren! Du weißt genau, dass du das nicht darfst.«
    Der alte Mann nahm ihn und trug ihn zurück zum Öfchen. Nelson fauchte, er wehrte sich und schlug ihm die Krallen in die Hand. Mit einem Fluch ließ der Mann ihn los, und Nelson landete vor seinem Kissen.
    »Was ist denn auf einmal los mit dir? Sieh mal, du hast mich so gekratzt, dass ich blute.«
    Nelson musste hinaus. Er schlüpfte durch das Loch in der Rückwand und umrundete den Stand. Im Licht der Gasse waren unzählige Beine zu sehen, prall gefüllte Tüten und Kinderwagen. Alles andere als ein Ort für einen kleinen Kater.
    Aber Nelson verkroch sich nicht. Er wollte Marie suchen. Todesmutig sprang er in die Gasse, mitten in den Strudel der vielen Bewegungen.
    Er musste seine ganze Konzentration aufwenden, um keinen Tritt zu bekommen. Schnell verlor er die Orientierung. Er bekam Panik. Hinter dem Glühweinstand war eine freie Fläche, dort wollte er sich erst einmal in Sicherheit bringen, um in Ruhe nachdenken zu können.
    Ein riesiger Hund stellte sich ihm in den Weg. Er war aus dem Nichts aufgetaucht und bellte laut drauflos. Nelsons Haare sträubten sich, er machte einen Buckel und fauchte wild. Der Hund drehte nun vollends durch, er zerrte an seiner Leine und wollte ihn packen. Doch Nelson schoss davon und verkroch sich unter einem Toilettenwagen. Der Hund bellte wie verrückt, er wusste genau, wo Nelson war, aber sein Herrchen zog ihn schließlich mit Gewalt davon. Das Bellen wurde leiser.
    Erst als die Luft wieder rein war, verließ er sein Versteck. Marie war fort. Das spürte er genau, so wie er zuvor ihre Anwesenheit gespürt hatte. Er blickte traurig in die Menschenmenge. Doch es war zu spät. Er hatte ihre Spur verloren.

11
    In den folgenden Tagen veränderte sich Arthur Hummels Verhalten so stark, dass es sogar die anderen Schausteller auf dem Weihnachtsmarkt bemerkten. Er wirkte nicht mehr so griesgrämig, fanden sie, und seine Mundwinkel hingen nicht ständig nach unten. Es kam sogar vor, dass Arthur Hummel einen der Schaustellerkollegen im Vorbeigehen grüßte, wenn auch nur mit einem knappen Kopfnicken, aber es war trotzdem ein absolutes Novum. Die Schausteller fragten sich, was da wohl los war, aber sich direkt bei ihm erkundigen, das wollte man lieber nicht. Wer wusste schon, wie der alte Mann reagieren würde. Am Ende würde man sich nur wieder eine Abfuhr einfangen.
    Arthur Hummel

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