Nelson, das Weihnachtskaetzchen
nämlich …« Weiter kam er nicht.
»Arthur, hast du das gehört?«, rief Liselotte, die mit roten Wangen am Stand aufgetaucht war. Dann packte sie Murat am Kragen und zog ihn zu sich heran.
»Dahinter steckst doch du, oder nicht?«
Der junge Mann lachte und versuchte sich zu befreien.
»Ja, schon. Aber nicht nur. Die Idee ist beim Bergfest entstanden. Später am Tresen, als ihr schon zu Hause wart. Alle fanden sie großartig.«
»Oh Murat, ihr seid unverbesserlich.«
»Würde mich jemand endlich mal aufklären, was überhaupt los ist?«, erkundigte sich Arthur.
»Du hast heute ein Rendezvous, mein Freund«, sagte Murat.
»Ich habe … was?«
»Du weißt zwar nichts davon, aber du hast eine Verabredung mit Liselotte. Und zwar heute. Hier, jetzt und gleich. Ihr habt den Rest des Tages frei. Bianca wird in deinem Stand arbeiten, sie kennt sich ja aus, und mit deiner Katze versteht sie sich auch. Und Liselotte hat bühnenfrei bekommen. Die Leute von der Schauspielschule springen für sie ein.«
Arthur war völlig verdattert. Liselotte strahlte ihn an.
»Ich habe es auch gerade erst erfahren!«, rief sie.
»Ihr habt ein Rendezvous«, fuhr Murat fort. »Und zwar hier auf dem Weihnachtsmarkt. Ihr könnt euch frei bewegen. Ihr habt überall freien Eintritt und freien Verzehr. Alle wissen Bescheid, und alle machen mit. Geht und amüsiert euch. Heute seid ihr Ehrengäste auf dem Weihnachtsmarkt. Ihr könnt Riesenrad fahren, Schlittschuh laufen und Zuckerwatte essen. Alles inklusive.«
Arthur brauchte eine Weile, bis er begriff, was der Junge da gesagt hatte. »Aber …« Er sah von Murat zu Liselotte und dann zu Bianca. Sie alle strahlten ihn an. »Aber womit haben wir das verdient?«
Noch nie hatte er ein solches Geschenk bekommen. Er wusste überhaupt nicht, was er dazu sagen sollte.
»Wir haben uns halt gedacht: Ihr müsst ja immer arbeiten und arbeiten und arbeiten«, sagte Murat. »Da habt ihr gar keine Zeit, euch mal näher kennenzulernen. Na ja, und das wollten wir eben ändern. Ihr sollt einen romantischen Nachmittag verbringen. Macht alles, was ihr wollt.« Er lachte laut. »Ihr müsst nur auf dem Markt bleiben. Damit wir später auch über euch tratschen können.«
»Ist das nicht großartig?«, rief Liselotte.
Arthur war sprachlos.
Gerührt blickte er zu Murat auf.
»Sag am besten gar nichts«, meinte der schnell. »Räum stattdessen deinen Stand, damit Bianca loslegen kann.«
Arthur sah perplex hinaus in die Gassen. Vom Tresen des Glühweinstands aus beobachtete ihn eine der Marktfrauen. Sie winkte freundlich, und Arthur grüßte zurück. Sie wussten alle Bescheid, erinnerte er sich, natürlich. Dann sah er zu Liselotte, die ihn erwartungsvoll anblickte. Er stand auf und verbeugte sich.
»Schöne Frau«, sagte er. »Haben Sie heute schon etwas vor? Darf ich Sie vielleicht ein wenig ausführen?«
»Ach, Arthur.« Liselotte lachte. »Das wäre wunderbar!«
Es war ein großartiger Nachmittag. Sie bummelten Arm in Arm über den Weihnachtsmarkt, blieben überall vor den Ständen stehen, wechselten ein paar Worte mit den Schaustellern und bewunderten die Auslagen. Es gab handgemachte Seifen, kunstvoll gezogene Bienenwachskerzen und Holzspielzeug aus dem Thüringer Wald. An einem Stand mit gebrannten Mandeln wurde Arthur eine Weihnachtsmannmütze aufgesetzt, und bei den papierenen Leuchtsternen bekam Liselotte ein Paar Engelsflügel umgehängt. Es war albern, natürlich, aber sie hatten trotzdem eine Menge Spaß.
Sie lauschten den Blechbläsern, die am Rande des Marktes Adventslieder spielten, und sahen den jungen Leuten beim Schlittschuhlaufen zu. Nach einer Weile legte sich die Dunkelheit über den Markt, und überall leuchteten bunte Lichter auf. Dazu der viele Schnee, der süße Duft von Zimt und Kardamom und die weihnachtliche Musik. Sie beschlossen, ein Glas Früchtepunsch zu trinken, und wurden am Punschstand freudig begrüßt.
»Ihr seid Liselotte und Arthur, richtig?«, meinte ein junger Mann mit roter Schürze. »Wir kennen uns noch nicht, ich bin der Mike. Beim Bergfest war ich zwar nicht dabei, aber trotzdem seid ihr hier herzlich willkommen. Geht alles aufs Haus, so wie überall.«
Liselotte lächelte wie eine Prinzessin, und Arthur war plötzlich furchtbar stolz darauf, mit einer so großartigen Frau den Nachmittag verbringen zu dürfen.
»Lasst es euch schmecken«, sagte Mike, der großzügig ausschenkte. »Ist ein Geheimrezept.«
Der Punsch war köstlich. Sie stellten sich an
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