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Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Titel: Nelson, das Weihnachtskaetzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Steinbach
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ihre Zungen heraus, um einzelne Flocken zu fangen. Schon bald war genügend Schnee da, um Bilder auf Autodächer zu malen und kleine Schneebälle zu formen.
    Die meisten Schausteller blickten mit einem Lächeln in den Himmel. Eine dünne Schneeschicht legte sich über Hütten, Tannenbäume und die Eislaufbahn. Weiße Weihnachten kündigten sich an, und der Schnee zauberte zusätzliche Romantik in die Gassen.
    Arthur kraulte Nelson hinter den Ohren und blickte dabei versonnen hinaus. Plötzlich entdeckte er ein bekanntes Gesicht: Bianca, die Studentin, die bei ihm ausgeholfen hatte. Sie machte einen großen Bogen um Arthurs Hütte und schlich sich dann zu Murats Sockenstand, wo sie schließlich aus seinem Blickfeld verschwand. Er stutzte. Wollte sie ihm denn nicht einmal Guten Tag sagen? Sie war doch so ein freundliches Mädchen gewesen, und jetzt mied sie jedes Gespräch? Und überhaupt: Was machte sie denn bei Murat? Hatte der Schwerenöter bei ihr etwa Erfolg gehabt? Eine merkwürdige Geschichte.
    Als Nächstes entdeckte er Liselotte, die ihren Wollmantel mit beiden Händen unterm Kinn zuzog und eilig durch den Schnee stapfte. Offenbar war sie wieder einmal spät dran. Sie sah zu Arthurs Hütte herüber, und ihre Blicke trafen sich. Ein mädchenhaftes, beinahe schüchternes Lächeln trat in ihr Gesicht. Sie winkte ihm zu. Arthur, in dessen Gesicht sich ebenfalls ein Lächeln geschlichen hatte, winkte kräftig zurück.
    »Viel Glück!«, rief er ihr zu. »Und viele Besucher!«
    »Danke! Ich komme nach der Vorstellung mal vorbei.«
    »Tu das! Bis später!«
    Arthur kraulte Nelson zufrieden den Bauch. Wie sehr sich hier alles für ihn verändert hatte. Zuerst war Nelson bei ihm aufgetaucht, dann hatte er Liselotte und Murat kennengelernt, und seit dem Fest im Glühweinzelt waren ihm auch die restlichen Schausteller vertraut. Er war ein Teil der Familie geworden.
    Morgens, auf dem Weg zu seinem Stand, blieb Arthur jetzt immer wieder stehen und wechselte ein paar Worte mit seinen Kollegen. Er hätte niemals gedacht, dass es so freundliche Menschen waren. Ganz im Gegenteil.
    Ohne Nelson hätte er das wohl nie herausgefunden. Arthur begriff, was das Tier in seinem Leben bewegt hatte. Ohne Nelson wären er und Liselotte sich niemals nähergekommen. Anfangs hatte er ja gar nicht mit ihr reden wollen. Nelson war es gewesen, der ihm das Herz geöffnet hatte.
    Nach einer Weile sah er sich nach der Zeitung um. Sie lag auf dem Regal neben der Tür. Zu weit entfernt, um sie mit der freien Hand zu erreichen, und im anderen Arm saß Nelson und döste. Arthur reckte sich und versuchte, den äußersten Zipfel der Zeitung zu fassen, doch vergebens. Nelson versuchte mit halb geöffneten Augen herauszufinden, woher die unerwünschte Bewegung stammte. Doch da Arthur sitzen blieb und nichts weiter tat, schloss Nelson die Augen wieder und döste weiter. Dann eben keine Zeitung, dachte Arthur.
    Draußen schneite es immer stärker. Er beobachtete Liselotte, die vor der kleinen Bühne stand und mit vier jungen Schauspielern diskutierte, die Kostüme aus der Kaiserzeit trugen. Arthur runzelte die Stirn. Er kannte die vier, doch die spielten sonst nur an den Tagen, an denen Liselotte keine Auftritte hatte. Liselotte wirkte verdattert. Die vier redeten gleichzeitig auf sie ein. Arthur versuchte herauszufinden, worum es ging, doch dann stellte sich ein Schauspieler mit Uniform und Pickelhaube vor sie.
    Stattdessen tauchte Murat in der Gasse auf. Einer der Schauspieler zeigte ihm den erhobenen Daumen, und Murat gab Bianca ein Zeichen. Gemeinsam marschierten sie auf Arthurs Hütte zu.
    Was zum Teufel war denn hier los?
    Auch Nelson döste nun nicht mehr, sondern betrachtete aufmerksam das Geschehen.
    »Guten Tag, Herr Hummel«, sagte Bianca schelmisch. »Schön, Sie zu sehen.«
    Murat trat neben sie. »Na, Arthur? Wie laufen die Geschäfte?«
    Arthur zog die Augenbrauen zusammen. »Was geht hier vor, Murat? Du führst doch was im Schilde.«
    »Dass du immer so misstrauisch sein musst«, meinte der Junge mit breitem Grinsen. »Aber es stimmt. Ich führe was im Schilde. Und zwar habe ich eine Überraschung für dich.«
    »Eine Überraschung?«
    Arthur sah an Murat vorbei zur Theatertruppe. Liselottes Augen leuchteten begeistert. Sie dankte den Schauspielern gestenreich und steuerte Arthurs Stand an.
    »Raus mit der Sprache«, sagte er. »Was ist hier los?«
    »Also gut. Bianca ist nicht ohne Grund hier. Wir haben alle zusammengeworfen. Sie wird

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