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Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Nelson, das Weihnachtskaetzchen

Titel: Nelson, das Weihnachtskaetzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Steinbach
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schlimm, oder? Dann waren wir doch schon in der Kirche, wir haben Musik gemacht, die Bescherung ist vorbei, und wir haben gegessen.«
    »Aber der gemeinsame Abend im Anschluss ist doch immer das Schönste«, meinte Anna verzweifelt. »Was ist denn mit den Gesellschaftsspielen, die wir immer spielen? Und was ist mit dem Kinderpunsch, den wir dann kochen? Oder die Feuerzangenbowle, die Papa und ich trinken? Du hast immer den Rum angezündet, das war doch dein Job. Wer soll das denn sonst machen?«
    »Komm schon, den blöden Rum kann jeder anzünden. Dafür muss ich nicht zu Hause bleiben.«
    »Und der ganze Rest?«, fragte sie.
    Anna konnte einfach nicht glauben, dass Laura auch nur auf die Idee kam, Weihnachten woanders als zu Hause zu verbringen. Bei allen Problemen waren sie doch immer noch eine intakte Familie. Und das Weihnachtsfest war das Fest der Familie. Das Fest der Liebe.
    »Nein, Laura, das kann ich nicht erlauben. Nicht an Heiligabend. An jedem anderen Tag im Jahr könnt ihr euch meinetwegen treffen und eine Party geben. Aber nicht Heiligabend.«
    »Aber ich gehe doch erst, wenn hier …«
    »Was ist denn mit Silvester?«, unterbrach Anna sie. »Feierst du da nicht auch mit Louisa und Ann-Sophie?«
    »Das ist doch was ganz anderes. Wir wollen eben eine Weihnachtsparty machen. So richtig kitschig, wie in Amerika.«
    »Nein, Laura. Tut mir leid, aber das kommt nicht infrage.«
    »Mensch, Mama!« Wieder wurde ihr Ton quengelig. »Bitte!«
    »Nein. Das ist mein letztes Wort.«
    Laura stemmte die Hände in die Hüfte. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, mischte Klaus sich ein.
    »Ich halte genauso wenig davon, Laura. Das habe ich dir schon gesagt. In zwei Jahren sehen wir weiter. Aber solange du vierzehn bist, bleibst du zu Hause.«
    Sie merkte, dass sie verloren hatte. Die Party würde ohne sie stattfinden. Wütend drehte sie sich um und rannte aus dem Raum. In der Tür blieb sie noch mal stehen und drehte sich um.
    »Dann mach ich euer Scheißweihnachten halt mit«, schrie sie. »Dann langweile ich mich hier bei euch zu Tode. Ist es das, was ihr wollt? Es ödet mich an!«
    Damit rauschte sie aus dem Raum und schlug die Tür hinter sich zu. Anna war außer sich. Diesen Tonfall wollte sie sich nicht bieten lassen. Sie stürmte hinterher.
    »Bitte, Anna«, sagte Klaus eindringlich. »Lass sie gehen.«
    Doch Anna konnte das nicht. Sie tat einfach, als hätte sie ihren Mann nicht gehört, und lief in den Hausflur.
    »Laura! Du wartest jetzt!«
    Doch ihre Tochter polterte bereits die Treppe hoch und knallte ihre Zimmertür zu. Anna stapfte hinterher. Ohne anzuklopfen betrat sie den Raum.
    »Raus!«, quiekte Laura. »Das ist mein Zimmer!«
    »Du kannst nicht einfach mittendrin das Gespräch beenden! Außerdem weißt du genau, dass ich diese ordinären Worte nicht hören will.«
    Laura war außer sich. »Jetzt lass mich in Ruhe. Du hast doch, was du wolltest. Ich sitze Weihnachten hier fest, und meine Freundinnen feiern ohne mich.«
    »Hör mal, ich möchte versuchen dir zu erklären, warum du an Weihnachten …«
    »Ich hasse Weihnachten! Hörst du? Ich hasse Weihnachten!«
    »Das tut mir leid, Laura, wirklich. Aber wir können Weihnachten deswegen nicht einfach abschaffen. Außerdem sind wir eine Familie. Es muss eine Lösung gefunden werden, mit der alle leben können.«
    »Ach, Quatsch! Weihnachten ist doch schon lange kein richtiges Weihnachten mehr. Es ist überhaupt nicht mehr so wie früher.«
    Darauf wusste Anna auf die Schnelle keine Antwort. Laura setzte sich aufs Bett, zog die Knie an die Brust und umklammerte sie. Sie machte ein trotziges Gesicht.
    »Warum kann Opa nicht kommen?«, fragte sie.
    Schon wieder Opa. Monatelang wurde kein Wort über ihn verloren, und jetzt hörte Anna das schon zum zweiten Mal. Laura wollte ihr doch damit nur auf die Nerven gehen.
    »Er ist in München. Das weißt du genau.«
    »Dann können wir doch zu ihm fahren.«
    »Du willst mich jetzt nur ärgern. Das hat doch nichts mit dem zu tun, worüber wir gerade reden.«
    »Und ob! Oma und Opa waren früher nämlich immer dabei.«
    »Laura, wenn du denkst, das ändert was an meinem Entschluss …«
    »Opa will bestimmt gar nicht kommen«, brauste sie auf. »Der hat doch gar keine Lust, oder? Bestimmt hat er die Schnauze voll von dir, genau wie wir alle!«
    Anna wurde schwindelig. Sie machte einen Schritt auf Laura zu, doch die erkannte instinktiv die Schwäche ihrer Mutter.
    »Opa will bestimmt in München bleiben«, schrie sie

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