Nelson DeMille
Couch geschlafen. Ende der Geschichte.«
»In Ordnung. Tut mir leid. Hast du unparteiische Zeugen dafür?«
Ich hätte fast die Geduld verloren, aber als ich ihr einen Blick zuwarf, sah ich, dass sie lächelte, und lächelte ebenfalls, worauf sie ihr Glas abstellte und mich umarmte. »Ich will nicht eifersüchtig sein.«
Sie hätte mir leicht etwas vormachen können. Ich stellte mein Glas auf die Anrichte, und wir umarmten und küssten uns.
»Lass uns Edward und Carolyn anrufen«, sagte sie.
Sie schien gespannt darauf zu sein, und ich spürte, dass ich es auch war. »Du rufst an«, sagte ich.
Susan ging zum Wandtelefon und wählte. »Ich versuche Carolyn zuerst über ihr Handy zu erreichen.«
Carolyn meldete sich, worauf Mutter und Tochter ein paar Sekunden lang plauderten, und soweit ich das mitbekam, war Carolyn mit Freunden beim Sonntagsbrunch. Irgendwann sagte Susan: »Ich möchte kurz mit dir allein sprechen. Ja, in Ordnung.« Susan deckte die Sprechmuschel ab und sagte zu mir: »Ich möchte, dass du es ihr sagst.« Als sich Carolyn wieder meldete, sagte Susan: »Dein Vater möchte mit dir sprechen.«
Das musste Carolyn verwirrt haben, denn Susan fügte hinzu: »Nein, er ist hier.« Sie reichte mir das Telefon.
»Wie geht's dir, mein Liebes?«
»Großartig. Und ... wie geht's dir?«
»Ebenfalls großartig.« Ich hörte Straßenlärm im Hintergrund und fragte: »Wo bist du?«
»Vor dem Petrossian. Ich bin mit Freunden hier.«
Meiner Meinung nach verdienen stellvertretende Bezirksstaatsanwälte nicht viel, daher kam vielleicht der Stanhope'sche Treuhandfonds für Champagner und Kaviar auf. »Ich hoffe doch, der Brunch geht aufs Spesenkonto«, scherzte ich.
»Ich habe einen Freund, Dad.«
»Ah ... « Ich konnte mir meine Tochter immer noch nicht mit einem Mann vorstellen, und schon gar nicht mit einem, der sich mit Champagner und Kaviar bei ihr einschmeichelte. »Dann nimm Beluga zum Nachtisch.«
Ohne darauf einzugehen, fragte sie: »Und ... was gibt es?«
Gute Frage. Ich warf einen kurzen Blick zu Susan, die den Lautsprecher des Telefons anschaltete, worauf ich sagte: »Tja, ich bin im Haus deiner Mutter ...«
»Ich weiß.«
»Und ... nun ja, wir haben beschlossen, wieder zusammenzuziehen -« Ich hörte einen Schrei und dachte, sie wäre von einem Bus oder etwas Ähnlichem erfasst worden, dann kreischte sie wieder und sagte: »O mein Gott! O Dad, das ist ja wunderbar! Ach, ich bin ja sooo froh. Mom! Mom!«
Susan nahm mir das Telefon ab und begann ein Schnellfeuergespräch, das von unverständlichen Quietsch- und Kreischlauten unterbrochen wurde.
Weil ich dachte, mein Beitrag wäre beendet, ging ich zum Kühlschrank und frischte meinen Orangensaft mit Wodka auf. Susan unterbrach ihren Redefluss für ein »John, das reicht«, bevor sie und Carolyn weiter aufeinander einredeten. Ein paar Minuten vergingen mit verschlüsseltem Frauengeplauder, bevor Susan endlich sagte: »Wir lassen dich jetzt wieder zu deinen Freunden. Ruf mich an, wenn du einen Moment Zeit hast. Dein Vater möchte sich von dir verabschieden.«
»Tschüss, Cari! Ich liebe dich!«, rief ich quer durch die Küche.
»Tschüss, Dad! Ich liebe dich!«
Susan legte auf. »Sie freut sich so für uns, John. Ist das nicht wunderbar? »Das ist es«, sagte ich. »Sie hat einen Freund.«
»Ich habe ihr gesagt, dass wir jetzt Edward anrufen wollen, und sie hat gesagt, sie telefoniert heute Abend mit ihm.« »Wer ist dieser Typ?« »Unser Sohn. Edward.« »Nein, ich meine ihren Freund.«
»Das weiß ich nicht. Sie hat mit Cliff Schluss gemacht, und jetzt geht sie mit einem anderen. Aber sie meint es mit niemandem ernst.«
»Ein Brunch im Petrossian für zweihundert Dollar klingt aber ernst. Vielleicht hat es etwas mit ihrem Engagement gegen den Hunger auf der Welt zu tun«, mutmaßte ich.
Ohne darauf einzugehen, schlug Susan vor: »Ruf du Edward an.«
Ich warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest: »In L.A. ist es erst zehn Uhr morgens. Vermutlich schläft er noch.«
Sie nahm den Hörer ab und wählte. »Ich versuche es in seiner Wohnung.« Nach mehrmaligem Klingeln meldete sich jemand, und Susan sagte: »Hallo, hier ist Mrs Sutter, Edwards Mutter. Ist er da?« Sie hörte einen Moment lang zu, dann sagte sie: »Sagen Sie ihm, es ist wichtig. Ich bleibe dran. Danke.« Sie erklärte mir: »Er ist unter der Dusche.«
»Wer war das?«
»Eine junge Dame, die weder Manieren noch Umgangsformen hat, mir ihren Namen nicht nannte und auch
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