Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
Vom Netzwerk:
nicht gesagt hat, dass Edward indisponiert ist.«
    »Vielleicht hat sie genau das gesagt. Indisponiert. Und du hast >unter der Dusche< verstanden.«
    »Sehr komisch.«
    Susan war, wie ich mich entsann, bei den Freundinnen ihres Sohnes kritischer als bei den Freunden ihrer Tochter. Ich reagiere für gewöhnlich genau umgekehrt. Freud könnte das vermutlich erklären, wenn ich ihm schriebe. Lieber Sigmund -
    »Ich hoffe, ich habe ihn nicht beunruhigt«, sagte Susan.
    »Wahrscheinlich ist das Mädchen deinetwegen in die Dusche gestürmt.«
    »John, bitte.« Susan drückte den Hörer ans Ohr und sagte: »Guten Morgen, mein Lieber. Nein, alles ist bestens. Ich wollte dir nur eine gute Nachricht überbringen. Moment, jemand möchte dir hallo sagen.«
    Sie reichte mir den Hörer, und ich benutzte seinen alten Spitznamen, als ich sagte: »Hallo, Skipper.«
    »Dad! «
    »Entschuldige, dass wir dich aus der Dusche holen -« »Kein Problem. Was gibt's?«
    »Wer war vorhin am Telefon?«
    »Oh ... das war Stacy. Sie ... wir wollen zum Strand.« »Klasse. Zu welchem?« »Wahrscheinlich Malibu. Hey, Dad, du musst mal rüberkommen.« »Ich habe es vor. Aber ich nehme an, wir sehen uns bald aus einem weniger freudigen Anlass.« »Ja ... wie geht's ihr?«
    »Nicht allzu gut. Ich habe sie vor ein paar Tagen besucht und glaube, dass es bald so weit ist.«
    »Das ist wirklich traurig. Und, wie ergeht es dir in New York?« »Klasse. Schön, wieder da zu sein.«
    »Wie ist das Wetter bei euch?«
    »Bestens.« Edward kam allem Anschein nach nicht auf den Gedanken, dass irgendetwas Ungewöhnliches dabei war, wenn seine Mutter und ich ihn gemeinsam anriefen, und offenbar hatte er auch vergessen, dass es um etwas Wichtiges ging. Dabei hatte er den IQ eines Genies, auch wenn die meisten Menschen das nicht erraten würden, und soweit ich mich erinnern kann, war er schon immer ein bisschen schusselig, daher konnte ich es nicht auf Kalifornien schieben, auch wenn ich es gern getan hätte.
    Weil ich bemerkte, dass Susan ungeduldig wurde, sagte ich zu Edward: »Nun ja, Skipper, du wirst dich wahrscheinlich wundern, weshalb wir anrufen.«
    »Ja ... ist alles okay?«
    Susan trat dicht an mich heran und sagte: »Ich bin am Apparat, mein Lieber. Dein Vater und ich haben eine gute Nachricht.« »Toll.«
    Ich nahm an, dass ich jetzt an der Reihe war, deshalb sagte ich mit fröhlichem Tonfall: »Deine Mutter und ich wollen heiraten.«
    »Hä?«
    »Heiraten. Wieder. Wieder heiraten.«
    Schweigen, dann fragte Edward: »Du meinst...? Einander?« »Ist das nicht wunderbar?«, trällerte Susan dazwischen.
    »Oh ... yeah. Wow. Super.« Dann hatte er es, glaube ich, kapiert und sagte: »Oh, super.« Anschließend hakte er nach. »Hey, soll das ein Witz sein?«
    Susan und ich erwiderten unisono: »Nein«, und Susan sagte zu ihm: »Wir haben Cari angerufen, und sie ist ganz begeistert. Sie ruft dich heute Abend an.«
    »Klasse. Hey. Ich bin ... « Und dann geschah etwas Seltsames - ich hörte, dass er schlucken musste. Und auch ich hatte einen kleinen Kloß im Hals und sah, dass Susans Augen in Tränen schwammen.
    Ich sagte zu ihm: »Wir lassen dich jetzt losziehen, Skipper. Viel Spaß am Strand. Bis bald.«
    »Yeah... bis bald.«
    Susan tupfte sich mit einem Papiertuch die Augen ab und sagte zu Edward: »Mach nicht zu viele Termine, wenn du kommst. Diesmal geht die Familie vor. Wir essen gemeinsam zu Abend.«
    »Yeah? Ach. Okay. Klar. Gut.«
    »Ich rufe dich an und maile dir, sobald wir etwas wissen. Du musst den ersten verfügbaren Flug nach New York nehmen. Er muss nicht direkt oder nonstop sein.
    Und vergiss nicht, nach erster oder Businessklasse zu fragen, falls die Touristenklasse ausgebucht ist. Edward? Hörst du zu?«
    Edward hörte schon seit zehn Jahren nicht mehr zu, aber er erwiderte: »Okay, Mom.«
    »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch.«
    »Ich liebe dich«, sagte ich.
    Susan legte auf und sagte zu mir: »Sie waren völlig begeistert, John. Hast du das gemerkt?« »Durchaus.«
    Sie tupfte sich erneut die Augen ab und sagte: »Wir haben viel Zeit, um als Familie alles wiedergutzumachen.«
    »So ist es, und ich muss allerhand mit ihnen nachholen, aber das wird mir ein Vergnügen sein.«
    »Das wird es.« Sie dachte einen Moment lang nach, dann sagte sie: »Edward braucht nach wie vor einen anständigen, starken Mann in seinem Leben. Er ist... unreif.«
    Ich war anderer Meinung, hätte es aber dabei belassen sollen, doch meine sarkastische Seite sagte:

Weitere Kostenlose Bücher