Nelson DeMille
um nachzusehen, ob die Limousine auf uns wartete? Wahrscheinlich nicht. Ich bin davon überzeugt, dass ich Ausschau nach einem Taxi gehalten hätte, das mich zum Bahnhof der Long Island Railroad brachte, und zwar allein. Und hätte mein jäher Aufbruch die Zeitplanung für den Anschlag über den Haufen geworfen? Ich weiß es nicht, bin mir aber sicher, dass ich nicht neben Frank gestanden hätte, als seine Kevlarweste von zwei Schüssen aus einer Schrotflinte getroffen wurde, und ich hätte auch nicht verhindern können, dass er verblutete, und er hätte nicht überlebt, damit Susan ihn später umbringen konnte.
Wenn uns das Schicksal nachstellt, gibt es kein Entkommen, aber auch das Schicksal hat einen Plan B, der menschliche Schwächen und Kevlarwesten berücksichtigt.
»Du bist so still«, sagte Susan zu mir.
»Ich genieße den Moment.«
»Rede mit mir.«
»Okay ... du hast herrliche Brüste.« »Danke. Willst du meinen Arsch sehen?« Ich lächelte. »Klar.«
Sie zog ihr Höschen aus und wälzte sich auf den Bauch. »Wie war's damit?« Ich drehte mich zu ihr und erwiderte: »Bestens.«
»Zieh deine Shorts aus«, schlug sie vor. »Lass die Sonne ein bisschen an deinen blassen Hintern.«
Ich streifte meine Shorts ab und wälzte mich ebenfalls auf den Bauch, dann schauten wir einander an.
»Kannst du es noch mal machen?« »Mich umdrehen?« »Nein, John, mit mir schlafen.« »Warum fragst du überhaupt?«
Sie lächelte, streckte den Arm aus und kniff mich in den Hintern. Ich spürte ein Ziehen in den Lenden, wie man so schön sagt, und das Polster der Chaiselongue gab kaum nach, deshalb drehte ich mich wieder auf den Rücken, um mir keine schwere Verletzung zuzuziehen, worauf Susan rief: »Ach, du meine Güte! Bleib genau so.«
Sie sprang von ihrer Chaiselongue, stellte sich über mich, sodass sich ihre Beine links und rechts von meiner Hüfte befanden, und senkte sich dann herab, worauf ich in sie glitt.
Wir hatten das schon früher gemacht, hier auf dem Patio, auch wenn es meiner Meinung nach andere Chaiselongues gewesen waren, und wir waren nur zweimal erwischt worden - einmal vom Gärtner, der mir hinterher nie wieder so vorkam wie früher, und einmal von Judy Remsen, einer Freundin von Susan, die eine Zimmerpflanze vorbeibringen wollte, die sie fallen ließ. Unser nächstes Abendessen mit den Remsens war hochinteressant.
Susan bewegte sich langsam und rhythmisch auf und ab, steigerte irgendwann das Tempo. Sie bog den Rücken durch und hob das Gesicht der Sonne entgegen.
Die Zeit, die relativ ist, schien stehenzubleiben, beschleunigte dann und verharrte schließlich in einer langen Sekunde, in der wir beide gemeinsam zum Orgasmus kamen.
Susan kippte vornüber und fiel auf meine Brust, und ich hörte ihre schweren Atemzüge über meinen. Sie schob Hände und Arme unter meinen Rücken, drückte mich fest an sich und biss mir sachte in die Schulter. Dann ließ sie ihren Hintern kreisen und hatte innerhalb von Sekunden einen weiteren Orgasmus.
Ich dachte, sie wäre womöglich auf einen Hattrick aus, aber sie streckte die Beine aus, legte ihren Kopf auf meine Schulter und war binnen einer Minute eingeschlafen. Ich konnte mir nur vorstellen, wie meine Sonnenbräune aussehen würde. Auch ich war schläfrig von Sex und Sonne und döste weg, während ich die Vögel singen hörte und Wagner im Radio.
Ich hatte einen angenehmen Traum, in dem ich nackt an einem sonnigen Strand lag, und als ich aufwachte, hatte ich die Idee, dass Susan und ich zum Nacktbadestrand in St. Martin gehen sollten, wo ich vor zehn Jahren ein paar glückliche Tage verbracht hatte.
Aber als mein Kopf wieder klarer wurde, überlegte ich es mir anders und dachte an die möglichen Fallgruben, wenn ich einen Ausflug an einen Ort vorschlug, an dem ich während meines selbstauferlegten Exils gewesen war. An einem Nacktbadestrand zumal. Deshalb sollten Susan und ich nach Ethels Beerdigung vielleicht lieber mit ihren Eltern nach Hilton Head fahren und dort mit der Heilung und dem Zusammenwachsen der Familie beginnen. Die Stanhopes würden begeistert sein, dass wir wieder beisammen waren, und William würde mich an der Schulter packen und sagen: »John, du alberner Schlingel, es ist schön, dich zurückzuhaben.« Und Charlotte würde trällern: »Mein Lieblingsschwiegersohn ist wieder bei uns!«
Tatsächlich würden sie einen gewaltigen Schreikrampf kriegen. Ich dachte eingehend über das Thema nach, worauf mir klarwurde, dass ich mit Susan
Weitere Kostenlose Bücher