Nelson DeMille
Ehevertrag abschließen möchte.«
Das war ein leichter Schock, aber sie erklärte: »Meine einzigen wirklichen Vermögenswerte sind dieses Haus und das Haus auf Hilton Head, die beide ohne Hypothek sind, und ich möchte, dass dir von beiden die Hälfte gehört - und dass du den Großteil der Rechnungen bezahlst.« »Das ist sehr großzügig, aber -«
Sie unterbrach mich: »Wie du dir vermutlich schon gedacht hast, werden meine Eltern drohen, mich aus ihrem Testament zu streichen und ihre finanzielle Unterstützung einzustellen, wenn wir unsere Heiratsabsichten bekanntgeben.«
Ich erkannte, dass sie in den letzten paar Stunden darüber nachgedacht hatte, vielleicht auch in den letzten paar Wochen oder Jahren. Während ich mich gefragt hatte, wie wir wieder zu einem halbwegs zivilisierten Umgang miteinander kommen könnten, hatte sie darüber nachgedacht, was sie eine zweite Heirat mit John Sutter kosten würde. Ich war sehr gerührt, dass sie zu dem Schluss gelangt war, ich wäre mehr wert als das Geld ihrer Eltern. Nichtsdestotrotz würde das, was jetzt abstrakt und nobel war, in ein paar Tagen harte Realität werden, wenn sie Mom und Pop anrief. Ich sagte zu ihr: »Sie werden nicht nur drohen, dir deinen Unterhalt zu streichen und dich zu enterben. Sie werden es tun. Augenblicklich.«
Wieder zuckte sie die Achseln. »Ihr, Mr Sutter, seid meine letzte Chance, glücklich zu werden. Und mein Glück ist alles, was zählt.« Sie lächelte, als sie hinzufügte: »Naja, deines auch.«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« »Sag etwas Nettes.«
»Ich sage etwas Realistisches, und das ist das Netteste, was ich dir sagen kann: Ohne Geld zu leben ist nicht leicht. »Das kann ich nicht beurteilen.« »Genau das ist es ja, Susan.«
»Versuchst du dich aus dieser Ehe zu winden, bloß weil ich nur noch ein paar Millionen übrig habe?«
Ich rang mir ein Lächeln ab und scherzte: »Vergiss deine Aussteuer und das große Hochzeitsgeschenk von deinen Eltern nicht.«
»Womöglich bieten sie mir fünf Millionen an, wenn ich dich nicht heirate.«
Ich schwieg eine Weile und genoss meinen Drink. Schließlich sagte ich: »Na schön ... wir könnten mit dem, was du noch hast, gut auskommen, in diesem Haus bleiben, wenn du das willst, vielleicht das Haus auf Hilton Head behalten, und ich kann sicher ein gutes Gehalt verdienen.« Was stimmte, selbst wenn ich nicht für die Mörder GmbH arbeitete, und ich war mir ziemlich sicher, dass ich das nach dieser Wende in meinem Liebesleben nicht tun würde.
Susan griff meine letzte Aussage auf und erinnerte mich: »Man hat dir einen Job angeboten.«
»Ich ... dazu kommen wir gleich. Aber vom Geld einmal abgesehen - hast du dir überlegt, was es dich gefühlsmäßig kostet, wenn du dich mit deinen Eltern entzweist?«
»Sie werden darüber wegkommen. Aber du musst mir versprechen, dass du kein Öl ins Feuer gießt.«
Ich dachte darüber nach. »Ich werde ihnen zu verstehen geben, dass ich ein ganz anderer Mensch bin als der Mann, den sie vor zehn Jahren kannten.«
»Bist du nicht«, stellte Susan fest. »Aber du kannst es sagen. Du hast meinen Vater als Bumskopf bezeichnet.«
»Na schön, ich liebe dich, deshalb werde ich mich entschuldigen.«
»Danke.«
»Und ich bin sehr froh, dass sie abgeklärter geworden sind.« »Eigentlich sind sie das gar nicht. Ich habe gelogen.« Susan lächelte und zwinkerte mir zu.
Ich lächelte ebenfalls und gestand: »Ich habe dir auch nicht geglaubt.«
Sie wurde ernst und sagte: »Wir tun unser Bestes, John. Es wird nicht leicht werden, aber eins verspreche ich dir - diesmal wirst du immer vor meinen Eltern kommen.«
Hiermit gab sie zum ersten Mal zu, dass sie während unserer Ehe andere Prioritäten gesetzt hatte. Ich weiß um die Macht des Geldes, vor allem wenn es in den Händen von Leuten wie William und Charlotte Stanhope ist, aber wenn man sich gegen diese Tyrannei und Manipulation stellt, werden letzten Endes alle davon profitieren, selbst Menschen wie die zwei. Mit weitaus mehr Zuversicht, als ich verspürte, sagte ich: »Nun ja, vielleicht überraschen sie uns ja mit ihrer Reaktion, wenn wir es ihnen mitteilen.«
» Wir? Ich sage es ihnen nicht. Du bist dran.« Sie lachte.
Ich lächelte und sagte: »Ich bitte deinen Vater um deine Hand, wie beim letzten Mal.«
»Das ist sehr nett. Und vergiss nicht, ihnen zu sagen, dass du darauf bestanden hast, dass wir keinen Ehe vertrag abschließen. Nimm eine Videokamera mit«, schlug sie vor. »Ich
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