Nelson DeMille
und jetzt müssen wir über das reden, was der damalige Vorfall für die aktuelle Situation bedeutet.«
Auch ich warf einen kurzen Blick zu Susan, die sich an einen Ort zurückgezogen hatte, den ich Susanland nenne, und die allem Anschein nach weder ungehalten noch aufgebracht über Detective Nastasis inoffizielle Aussage war, aber offenbar auch nicht zerknirscht wegen des Mordes oder gar verlegen, weil sie ungeschoren davongekommen war.
Um die Sache wieder in Gang zu bringen, sagte ich zu Detective Nastasi: »Ich bin jetzt bereit zu einer Aussage.«
»Normalerweise hören wir uns zuerst den Klagesteller an, aber ... ich nehme erst einmal Ihre Aussage entgegen.« Er drehte sich mit seinem Stuhl wieder zur Tastatur und sagte: »Ich tippe schnell, brauche aber ab und zu eine Verschnaufpause.«
»Ich bin Anwalt«, erinnerte ich ihn.
»Okay, Herr Anwalt. Ich bin bereit.«
Nachdem ich zunächst angegeben hatte, wer ich war, wo ich wohnte und so weiter und so fort, begann ich meine Aussage mit dem Hinweis auf den Mord an Frank Bellarosa vor zehn Jahren, erklärte dann, dass ich den vergangenen sieben Jahren in London gelebt hätte, aber nach wie vor bei der New Yorker Anwaltskammer zugelassen sei. Detective A. J. Nastasi tippte, während ich sprach.
Dann berichtete ich von dem Abend, an dem mir Mr Anthony Bellarosa einen unangekündigten Besuch abgestattet hatte, und ohne auf alles einzugehen, was an diesem Abend gesagt wurde, kam ich zum Kern der Sache und gab das Gespräch bezüglich meiner Frau wieder.
Detective Nastasi tippte unablässig und wusste, wie ich hoffte, meine klare, sachliche Schilderung wie auch meine gute Grammatik und Ausdrucksweise zu würdigen.
Susan, die das eine oder andere zum ersten Mal hörte, reagierte nicht, sondern saß bloß da und starrte ins Leere.
Dann erzählte ich von meinem Essen mit Mr Bellarosa in Wong Lee's Restaurant und erwähnte sein Angebot, mich als einen seiner Anwälte zu engagieren.
Detective Nastasi schaute zum ersten Mal kurz auf, bevor er weitertippte.
Was eidesstattliche Aussagen angeht, bin ich natürlich gut, trotz allem, was zwei meiner inhaftierten Steuermandanten denken mögen, und ich hielt mich an die wesentlichen Gründe für die Anzeige -ließ alles weg, was man als Jobverhandlungen zwischen Anthony und mir hätte auslegen können. Dann kam ich zu der zufälligen Begegnung auf der Grace Lane, der Autofahrt nach Oyster Bay, unserer Besichtigung des Hauses, das Mr Bellarosa zu kaufen gedachte, und seinen weiteren Versuchen, mich dazu zu überreden, für ihn zu arbeiten.
Manches davon hatte nichts mit den Drohungen zu tun, aber ich merkte, dass Detective Nastasi von alldem fasziniert war. Susan indes schien ein bisschen ungehalten zu werden, vielleicht, weil ich mit dem Sohn ihres toten Geliebten geflirtet hatte. Ich konnte beinahe hören, wie sie sagte: »Bist du wahnsinnig?«
Fürs Protokoll erklärte ich, dass mir angesichts von Bellarosas Interesse an mir nicht ganz wohl gewesen sei, ich mir aber Sorgen um Susans Sicherheit machte und deshalb meinte, es sei eine gute Idee, wenn ich mich auf weitere Gespräche mit Mr Bellarosa einließ, damit ich das Ausmaß der Gefahr besser einschätzen und außerdem mein weiteres Verhalten danach ausrichten könnte.
Detective Nastasi unterbrach mich zum ersten Mal: »Sie und Mrs Sutter hatten zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossen, wieder zu heiraten?«
»Nein«, erwiderte ich.
»Okay. Aber Sie haben darüber gesprochen?«
»Wir haben überhaupt nicht miteinander gesprochen«, erwiderte ich und fügte hinzu: »Wir hatten etwa drei Jahre lang nicht miteinander gesprochen.« »Vier«, sagte Susan.
»Richtig, vier.« Ich war froh, dass sie zuhörte.
Detective Nastasi nickte, dann fragte er mich: »Und warum haben Sie sich dann diese Mühe gemacht?«
Ich warf Susan einen kurzen Blick zu, bevor ich erwiderte: »Ich ... ich war ihr nach wie vor wohlgesonnen, und sie ist die Mutter unserer Kinder.« Außerdem zahlte ich ihr keine Alimente, folglich hatte ich keinen Grund, ihr den Tod zu wünschen.
Weil alle Anwesenden schwiegen, fuhr ich fort: »Da wir keine Liebesbeziehung hatten, wurden meine zunehmenden Sorgen, was Bellarosas Absichten in Bezug auf Mrs Sutter anging, durch keinerlei Gefühle beeinflusst. Jetzt, da sich das Verhältnis zwischen Mrs Sutter und mir geändert hat, konnte ich das mit ihr besprechen, und wir haben beschlossen, vorsichtshalber hierherzukommen. «
Nastasi nickte und fragte sich
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