Nelson DeMille
wahrscheinlich, inwieweit ich diese Sache für ihn und Susan zurechtfrisierte. Er sagte: »Ich glaube, ich verstehe, weshalb Sie mit Bellarosa sprechen wollten, Mr Sutter. Aber es ist keine gute Idee, mit einem Mann über Geschäftsbeziehungen zu reden, der ins organisierte Verbrechen verstrickt ist.«
»Danke für den Ratschlag, Detective. Aber wie Sie gesagt haben, ist er ebenso wenig vorbestraft wie vermutlich Sie.«
Detective Nastasi lächelte zum ersten Mal, dann wandte er sich wieder seiner Tastatur zu. »Bitte fahren Sie fort.«
Ich schloss mit meinem Besuch im Haus der Bellarosas und erwähnte, dass Mrs Sutter und ich inzwischen wiedervereint waren und dass sie mir von dem Sonntagsessen abgeraten hatte. Außerdem erwähnte ich, dass Mr Salvatore D'Alessio alias Sally Da-da kurz da gewesen war.
Detective Nastasi fragte: »Und Sie sind ihm vorher schon mal begegnet?«
»Ja. Vor zehn Jahren, während meiner juristischen Tätigkeit für Frank Bellarosa.«
»Verstehe. Das sind ziemlich üble Burschen, mit denen Sie Ihr Sonntagsessen zu sich genommen haben, Mr Sutter«, stellte er fest.
»Ich bin nicht bis zum Essen geblieben.«
»Gut.« Er hörte auf zu tippen, und ich merkte, dass er über etwas nachdachte. »Hey, Sie waren bei dem missglückten Anschlag in Little Italy dabei«, sagte er schließlich.
Offenbar hatte er eine Verbindung zwischen Salvatore D'Alessio, Frank Bellarosa und dem versuchten Mord hergestellt. »Das ist richtig«, erwiderte ich.
»Sie haben Bellarosa das Leben gerettet.«
»Ich habe die Blutung gestillt. Ganz der gute Samariter.«
Er warf Susan einen kurzen Blick zu und dachte wahrscheinlich, was für eine Ironie des Schicksals es war, dass ausgerechnet ich dem Mann das Leben gerettet hatte, den sie später erschoss. Aber falls Detective Nastasi irgendetwas dazu zu sagen hatte oder über uns, behielt er es für sich und fuhr stattdessen fort: »Okay, und bei dieser Gelegenheit - gestern, in Anthony Bellarosas Haus - stieß Mr Bellarosa Drohungen gegen Mrs Sutter aus?«
»So ist es.« Ich gab einen Teil unseres Gesprächs im Vorgarten wieder und zitierte Anthony: »Er sagte in Bezug auf etwas, das ich gesagt hatte: >Das ändert gar nichts an dem, was Ihre Frau gemach t hat. Bloß damit Sie's wissen. <«
»Und das ist ein wörtliches Zitat?«
»Wort für Wort.«
»Okay. Und was haben Sie gesagt?«
»Ich habe ihn gefragt, ob das eine Drohung sei, worauf er erwiderte, ich zitiere: >Fassen Sie's auf, wie Sie wollen.< Das Letzte, was er zu mir sagte, war: >Sie glauben, Typen wie Sie müssten sich wegen Typen wie mir keine Gedanken machen. Tja, Anwalt, da irren Sie sich.<«
Detective Nastasi tippte das, dann fragte er mich: »Haben Sie das als persönliche Drohung aufgefasst?«
»Ja.«
»Okay. Sonst noch irgendetwas?«
»Nur, dass ich diese Drohungen gegen Mrs Sutter - und mich - aufgrund dessen, was ich gehört habe, ernst nehme, zumal Mrs Sutter Anthony Bellarosas Vater getötet hat.«
Detective Nastasi gab das pflichtschuldig in seinen Computer ein, schaute Susan an und fragte: »Möchten Sie noch etwas zu Mr Sutters Aussage hinzufügen?« »Nein.«
»Möchten Sie sich äußern, wie Ihnen aufgrund dieser möglichen Drohung zumute ist?«
Susan dachte einen Moment lang nach, dann erwiderte sie: »Naja ... nachdem ich all das gehört habe - manches davon zum ersten Mal -, glaube ich, dass möglicherweise eine Gefahr besteht.«
Detective Nastasi gab das kommentarlos ein, drehte sich schließlich zu uns um und sagte: »Normalerweise drohen diese Typen nicht. Sie handeln einfach. Daher ist das vielleicht nur Gerede.«
»Das ist mir klar«, erwiderte ich. »Aber dieser Typ ist jung. Er ist nicht wie sein Vater. Ich halte ihn für einen Hitzkopf.« Ich erzählte Nastasi nicht, dass ich ein paar Sachen gesagt hatte, die Anthony stinkwütend machten, weil ich hoffte, dass er eine zitierfähige Drohung ausstoßen würde. Und ebenso wenig erzählte ich, dass ich einen leichten Aussetzer bekommen und in Anthony Bellarosas Büro ein Bild zerschlitzt hatte - das spielte keine Rolle, außer für Anthony, der einen Schreikrampf kriegen würde, wenn er es entdeckte. Allerdings erklärte ich Nastasi: »Diese Drohung mag ernst gemeint sein oder auch nicht, aber sie wurde ausgesprochen, und das an sich kann man von Rechts wegen als Belästigung und Drohung auffassen.«
»Richtig. Das ist mir klar, Herr Anwalt. Mal sehen, was er sagt, wenn ich mit ihm rede.«
»In Ordnung. Und wie geht es
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