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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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nicht mehr in den Hamptons gewesen, deshalb freute ich mich jetzt darauf, einen Tag drüben im Osten zu verbringen und nicht mehr an diesen Morgen oder den morgigen Tag denken zu müssen.
    »Das wird wie in alten Zeiten«, sagte Susan.
    »Noch besser.«
    »Und das Beste kommt erst noch.« »So ist es.«
    37
    In den Hamptons gibt es keine offiziell ausgewiesenen Nacktbadestrände, aber wir fanden ein abgeschiedenes Stück Strand in Southampton, an dem man inoffiziell die Wahl hat, ob man Badekleidung tragen will oder nicht.
    Ich stellte das Auto auf dem kleinen, dem Wind ausgesetzten Parkplatz ab, und wir stiegen aus. Der Strand war an diesem Montag Anfang Juni fast menschenleer, aber zwei Paare waren im Wasser, und als die Brandung ablief, stellten wir fest, dass sie nackt badeten.
    Susan und ich rannten zu dem breiten weißen Sandstrand hinab, zogen uns aus und hechteten in das eisige Wasser. »Um Himmels willen«, rief Susan.
    Es war kalt, aber wir blieben etwa eine halbe Stunde drin. Bevor wir uns jedoch eine Unterkühlung zuzogen, rannten wir zum Strand, und als wir die Kleidung über unsere nassen Leiber zogen, sagte Susan: »Ich kann mich noch daran erinnern, als wir zum ersten Mal zusammen hier waren. Ich hatte nie zuvor nackt gebadet und hielt dich für verrückt.«
    »Verrückt vor Liebe.« Genau genommen gab es eine Menge Sachen, die Susan Stanhope noch nie gemacht hatte, bevor sie mich kennenlernte, und vielleicht hatte mich das an diesem behüteten Mädchen gereizt, das meine Eskapaden so tapfer mitmachte. Natürlich wollte ich sie beeindrucken, und sie wollte mir zeigen, dass sie genau wie alle anderen war. Irgendwann benahmen wir uns wieder wie normale Menschen und stellten erleichtert fest, dass wir einander immer noch mochten.
    Wir joggten zurück zum Auto, fuhren ins einstmals idyllische, jetzt mit Boutiquen zugepflasterte Southampton und gönnten uns ein spätes Mittagessen in einem unserer alten Stammlokale, einem Pub namens Driver's Seat. Auf Susans dringende Empfehlung hin bestellte ich mir Salat mit gegrilltem Huhn und Mineralwasser, aber als ich aufstand, um auf die Herrentoilette zu gehen, änderte ich es in Bacon-Cheeseburger mit Pommes und Bier ab. Susan erinnerte sich offenbar an den Trick, und als sie zur Damentoilette ging, gab sie die ursprüngliche
    Bestellung auf. Ein guter Freund von mir hatte mal zu mir gesagt: »Heirate nie deine Exfrau.«
    Nach unserem Salat unternahmen wir einen langen Spaziergang entlang der Job's Lane, die laut einer Tafel im Jahr 1664 angelegt worden war und heute von lauter angesagten Läden, Restaurants und abenteuerlustigen Siedlern aus Manhattan belebt wurde.
    »Wollen wir nicht ein bisschen für dich einkaufen?«, sagte Susan.
    »Ich habe genug Kleidung.«
    »Komm schon, John. Nur ein paar neue Hemden.«
    Und so schauten wir in ein paar Geschäften vorbei, kauften ein paar Oberhemden, ein paar Sporthemden, ein paar Krawatten, ein paar Jeans und ein paar andere Sachen, die ich meines Wissens nicht brauchte. Auch Susan kaufte sich das eine oder andere. Weil wir beschlossen, über Nacht in der Gegend zu bleiben, besorgten wir uns außerdem Trainingskleidung und Badesachen, und Susan rief im Gurney's Inn an, in der Nähe von Montauk Point gelegen, und reservierte ein Zimmer mit Meeresblick. Anschließend fuhren wir nach Osten, durch die verbliebenen Ortschaften der Hamptons, darunter auch East Hampton, wo wir einst ein Sommerhaus hatten, und ich fragte sie: »Möchtest du an unserem alten Haus vorbeifahren?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Zu traurig. Die Kinder haben dieses Haus geliebt und waren so gern dort.« Dann strahlte sie mich an und sagte: »Lass es uns zurückkaufen.«
    »Du kannst nicht unsere sämtlichen alten Häuser zurückkaufen«, erwiderte ich. »Wieso nicht?«
    »Nun ja, zum einen wegen des Geldes.«
    »Ich möchte ja nicht taktlos klingen, John«, erwiderte sie, »aber eines Tages werde ich meinen Anteil von hundert Millionen Dollar erben.«
    Das war das erste Mal, dass ich hörte, was die Stanhopes tatsächlich besaßen, und der Wagen wäre fast von der Straße abgekommen. Bislang war das Stanhope'sche Vermögen, wenn es denn überhaupt erwähnt wurde, immer mit den Adjektiven »geschrumpft« oder »schwindend« verbunden gewesen, weshalb mir William und Charlotte sogar ein bisschen leidtaten. Naja, nicht wirklich, aber ich hatte ihr Nettoguthaben auf etwa zehn bis zwanzig Millionen geschätzt, daher überraschte mich die Zahl. Jetzt war ich

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