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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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zur Landung auf dem Kennedy Airport an oder befand sich auf dem Weg nach Europa oder in die übrige Welt.
    »Meinst du, du wirst wieder segeln?«, fragte Susan. »Nun ja, was ist ein guter Yachtclub ohne eine Yacht?«
    Sie lächelte, sagte dann aber ernst: »Ich möchte, dass du nie wieder allein segelst.«
    Ich war nicht ganz allein gewesen, aber ich verstand, was sie meinte, und erwiderte: »Ich werde nicht ohne dich segeln.«
    Wir hörten der Brandung zu, die an die Küste schwappte, und ich starrte gebannt in den nächtlichen Himmel und den schwarzen Ozean.
    »Wie war es?«
    Ich schaute weiter in die dunkle Sternennacht und erwiderte: »Einsam.« Ich dachte einen Moment lang nach, bevor ich sagte: »Da draußen kann man sich bei Nacht mühelos vorstellen, dass man der einzige lebende Mensch auf Erden ist.«
    »Das klingt schrecklich.«
    »Manchmal. Aber meistens hatte ich das Gefühl... als gäbe es nur mich und Gott. Ich meine, man kann da draußen ein bisschen verrückt werden, aber das ist nicht unbedingt schlecht. Man hat viel Zeit zum Nachdenken, und man lernt sich selbst kennen.«
    »Hast du auch an mich gedacht?«
    »Ja, das habe ich. Jeden Tag und jede Nacht.«
    »Und was hat dich daran gehindert, auf Heimatkurs zu gehen?«
    Darauf gab es viele Antworten - Wut, Stolz, Trotz und die völlige Freiheit, die man hat, wenn man freiwillig ins Exil geht und weder ein Heimatland noch einen Job hat. Aber zu Susan sagte ich: »Wenn ich es weiß, sage ich dir Bescheid.«
    Wir fläzten auf den Clubsesseln und betrachteten den Himmel, irgendwann schliefen wir unter dem Sternenzelt ein.
    Im Schlaf hörte ich den Ozean, spürte die Meeresbrise und roch die salzige Luft, und ich träumte, ich wäre wieder auf See. Aber diesmal war Susan bei mir.
    DRITTER TEIL
    Die Gegenwart ist die lebende Gesamtsumme der Vergangenheit
    Thomas Carlyle »Characteristics«
    38
    Tags darauf, am Dienstagmorgen, war es teilweise bewölkt, und nach einem Lauf zum Strand und einem die Seele stärkenden Wellness-Frühstück fuhren wir zurück nach Lattingtown und Stanhope Hall. Das ist eine etwa zweistündige Fahrt, und in dieser Zeit sprachen wir über die letzten zehn Jahre und versuchten den Zeitraum auszufüllen, den Susan als »die verlorenen Jahre« bezeichnete. Außerdem war bislang kein wichtiger oder unwichtiger Partner erwähnt worden, sodass es ein paar Lücken in den historischen Aufzeichnungen gab. Eine Art Schwarze Löcher. Allerdings erinnerte Susan mich: »Ruf Samantha an.«
    Ich überlegte, ob ich sie fragen sollte, wann, wo und wie sie mit Frank Bellarosa angebandelt hatte, aber die Frage würde ihr nicht gefallen. Außerdem wurde mir klar, dass mir das nicht mehr zu schaffen machte, folglich kam ich vielleicht wirklich darüber hinweg oder zumindest damit zurecht.
    Ich stieß durch das Tor von Stanhope Hall, und wir bemerkten einen Umzugslaster, der neben dem Pförtnerhaus stand. Außerdem sah ich Elizabeths SUV, deshalb hielt ich an, und Susan und ich stiegen aus und gingen ins Pförtnerhaus.
    Elizabeth, die Jeans und ein T-Shirt trug, stand in der Diele und beaufsichtigte den Umzug. Sie sah uns und sagte: »Guten Morgen. Ich habe am Gästehaus vorbeigeschaut, um euch zu sagen, dass ich das Haus räume, aber ihr wart nicht da. Ich dachte, es wäre gut, wenn das erledigt ist, damit wir nach der Beerdigung nicht mit Nasim wegen der Karenzzeit verhandeln müssen.« Sie wandte sich an mich und sagte: »John, ich hoffe, ich werfe dich nicht raus.«
    Nun ja, nein, aber du schneidest mir meinen Rückzugsweg ab. Jetzt kann ich nirgendwohin, wenn die Stanhopes eintreffen. »John?«
    »Nein. Ich brauche das Haus nicht mehr.«
    »Genau das hast du gesagt. Die Möbelpacker können deine Kartons und Akten zum Gästehaus bringen, wenn du willst.«
    »Danke«, sagte ich, bevor sie auf ihr früheres Angebot zurückkommen konnte, mich und meine Akten in ihrem Haus unterzubringen.
    »Wie geht es deiner Mutter?«, fragte Susan.
    Elizabeth zuckte die Achseln. »Unverändert. Ich weiß, dass das Ende nah ist, und ich kann es kaum fassen ... aber ich habe mich damit abgefunden.« Sie blickte sich im Pförtnerhaus um. »Sie waren über sechzig Jahre hier ... und jetzt... tja, das Leben geht weiter.« An Susan gewandt sagte sie: »Ich habe John gefragt, ob Nasim es möglicherweise verkaufen will, aber Nasim möchte es für sich selbst. Wir hätten wieder Nachbarn werden können.«
    »Das wäre wunderbar gewesen«, erwiderte Susan in einem Tonfall,

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