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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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nicht völlig aus der Fassung brachte. Was mich aus der Fassung brachte, war, dass William, der immer so tat, als stünde er kurz vor der Obdachlosigkeit, so viel Geld besaß. Das stank mir wirklich. Ich meine, dieser geizige, knickrige Mistkerl... aber vielleicht hatte sich Susan bei der Zahl vertan. Es wäre nicht das erste Mal. Eigentlich, dachte ich, könnte es sogar mehr sein. »Worüber denkst du nach?«, fragte Susan.
    »Ach ... darüber, wie ich deinen eingeölten Körper aufs Zimmer kriege.«
    Die Masseurin kicherte, der Masseur gluckste, und Susan sagte: »John.«
    Den Rest der Massage brachten wir schweigend hinter uns, dann schleppten wir uns aufs Zimmer. Das Nachrichtenlämpchen am Telefon leuchtete nicht, und wir liebten uns, machten ein Nickerchen, zogen uns an, gingen hinunter in die Cocktaillounge und betrachteten den Ozean und den dunkler werdenden Himmel.
    Wir hatten einen Tisch fürs Abendessen reserviert und kamen zu spät und beschwipst ins Restaurant, als die Sonne endgültig unterging.
    Susan schaute mich über den von Kerzen erleuchteten Tisch hinweg an und sagte: »Ich hätte nie gedacht, dass du mir noch einmal in einem Restaurant gegenübersitzen würdest.«
    Ich nahm ihre Hand. »Wir haben viele schöne Jahre vor uns.«
    »Das weiß ich.«
    Ihr Handy klingelte. Sie warf einen Blick darauf und sagte zu mir: »Ich muss nicht rangehen.« Sie stellte das Telefon ab und steckte es zurück in ihre Handtasche.
    Ich war mir nicht sicher, ob ich fragen sollte, wer angerufen hatte - es hätten ihre Eltern sein können, oder unsere Kinder, die auf ihre E-Mail reagierten, oder Elizabeth mit schlechten Nachrichten. Es hätte aber auch ein Mann sein können. Und wenn ich es erfahren sollte, hätte sie es mir gesagt.
    Weil sie nicht mehr ganz so fröhlich wirkte, fragte ich schließlich doch: »Wer war das?«
    »Die Polizeidienststelle des Bezirks Nassau.«
    »Spiel die Nachricht ab.«
    »Später.«
    »Jetzt.«
    Sie holte ihr Handy heraus und reichte es mir. Ich drückte das Telefon ans Ohr und hörte: »Hallo, Mrs Sutter, hier spricht Detective Nastasi von der Polizeidienststelle des Bezirks Nassau. Ich wollte Ihnen nur Bescheid sagen, dass ich den Beschuldigten heute Abend zu Hause angerufen habe und seine Frau mir mitgeteilt hat, dass er für unbestimmte Zeit verreist ist. Rufen Sie mich zurück, wenn es Ihnen passt. Und geben Sie das bitte an Mr Sutter weiter.«
    Ich drückte auf die Wiedergabetaste und reichte ihr das Telefon. Während sie zuhörte, überlegte ich, weshalb Anthony Bellarosa verreist sein könnte. Dass passte irgendwie nicht, denn angeblich musste er wegen John Gottis bevorstehendem Tod in der Nähe seines Hauses bleiben. Aber vielleicht hatte Onkel Sal vorzeitig losgeschlagen, und Anthony war irgendwo draußen im Ozean und fütterte die Fische, wie man so schön sagt. Wäre das nicht wunderbar? Aber wenn nicht, war Anthonys Verschwinden eher besorgniserregend als tröstlich.
    Susan ließ ihr Telefon wieder in ihrer Tasche verschwinden. »Wir rufen ihn morgen an«, sagte ich.
    Sie wechselte das Thema. »Ich möchte, dass du etwas von der Wellness-Karte bestellst.«
    »Warum? Was habe ich angestellt?«
    »Man ist, was man isst.«
    »Nun ja, dann muss ich mich in Hochrippe umbenennen.« »Ich empfehle den gedünsteten Heilbutt.«
    »Ich hatte Fischöl zum Frühstück.«
    »Ich möchte dich noch lange bei mir haben.«
    »Es wird mir sehr lange vorkommen, wenn ich diesen Mist essen muss.«
    »Nur zu, dann bestell dir dein Steak und bring dich um.« »Danke.« Mit einer Flasche einheimischem Chardonnay war der Heilbutt gar nicht so übel. Als wir wieder in unser Zimmer kamen, leuchtete das Nachrichtenlämpchen noch immer nicht.
    Ich wusste nicht mit Felix Mancuso sprechen, aber wenn es einen Ordnungshüter gab, der etwas von diesem Fall verstand, der nicht nur die Fakten und die Vorgeschichte kannte, sondern auch über die menschliche Seite dessen Bescheid wusste, was vor zehn Jahren vorgefallen war, war es dieser Mann. Er hatte nicht nur versucht, meine Seele vor dem Bösen zu retten, sondern ärgerte sich auch, dass sich seine Kollegen als Zuhälter für Don Bellarosa betätigten.
    Es konnte natürlich sein, dass Mancuso im Ruhestand, versetzt oder tot war, aber wenn nicht, würde ich von ihm hören, das wusste ich.

Susan und ich gingen hinaus auf den Balkon und schauten aufs Meer. Am Horizont sah ich die Lichter der großen Ozeandampfer und Frachter, und über uns setzte ein Flugzeug

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