Nelson DeMille
Grüße.«
»Mache ich ...« Ich wollte bereits auflegen, dann fiel mir noch etwas ein und ich sagte: »Ich habe möglicherweise noch mehr Arbeit für Sie, Mr Mancuso.« »Vielleicht hätte ich doch in Pension gehen sollen.«
Ich lachte höflich, bevor ich sagte: »Es hat etwas mit Ihrem derzeitigen Dienst bei der Antiterror-Task-Force zu tun.« Weil er nichts erwiderte, fuhr ich fort: »Der Mann, der Stanhope Hall gekauft hat, Mr Amir Nasim, ist ein aus dem Iran stammender Gentleman, der letzte Woche bei einem Gespräch mit mir andeutete, dass er glaubt, er könnte womöglich das Ziel eines politischen Mordanschlags werden, der, glaube ich, von seinem Heimatland ausgeht.« »Ich verstehe.«
Aus irgendeinem Grund schien Mr Mancuso das nicht übermäßig zu interessieren, deshalb sagte ich: »Naja, wir können darüber sprechen, wenn Sie herkommen, falls Sie Lust dazu haben.«
»Fahren Sie bitte fort.«
»Na schön ...« Ich lieferte ihm einen kurzen Bericht und schloss: »Nasim könnte paranoid sein, oder er hat andere Gründe dafür, dass er mir seine Sorgen anvertraut hat. Aber ich wollte das auf jeden Fall an Sie weitergeben.«
»Danke, ich werde mich der Sache annehmen. Wie wir heute allgemein kundtun: >Wenn Sie etwas sehen, sagen Sie es uns.<«
Ich nahm an, dass das auch für die Strafverfolgungsbehörden galt, deshalb erinnerte ich ihn: »Rufen Sie bitte Detective Nastasi an.«
Mr Mancuso wünschte mir noch einen schönen Tag und ich ihm ebenfalls.
Endlich hatte ich das Gefühl, dass ich sämtliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte - unter anderem auch die, einem FBI-Agenten von möglichen Terroraktivitäten in der Nachbarschaft zu berichten -, die Initiative ergriff und nicht nur reagierte und dass zumindest dieser kleine Winkel der Welt nun ein bisschen sicherer war als noch vor zwei Tagen.
Jetzt musste ich nur noch die Schrotflinte finden.
Deshalb ging ich in den Keller und trieb mich eine halbe Stunde zwischen Umzugskartons herum, die meisten beschriftet, aber keine mit »Schrotflinte« oder gar »Freunde - die Asche von ihnen«.
Allerdings stieß ich auf einen Karton mit der Aufschrift »John«. Ich nahm an, dass ich das war, aber Emily Post hätte mir geraten, ihn nicht zu öffnen. Mit dem gleichen Recht allerdings, mit dem Susan im Pförtnerhaus herumgeschnüffelt hatte ... noch besser, die Schrotflinte konnte drin sein, auch wenn der Karton ein bisschen kurz dafür war. Trotzdem schnitt ich das Klebeband mit einem Teppichmesser durch und klappte den Deckel auf.
Im Innern waren stapelweise Briefe, Karten, Fotos und ein paar alberne Souvenirs, die ich Susan von Geschäftsreisen mitgebracht hatte. Außerdem lagen auf den älteren Sachen ein paar ausgedruckte E-Mails, und ich holte eine heraus, die Susan mir vor vier Jahren nach London geschrieben hatte.
Lieber John, habe zu meinem Bedauern von Tante Cornelia gehört. Ich werde zur Beerdigung nach N. Y. kommen, und Edward sagt, Du wirst ebenfalls da sein.
Wollte Dir nur Bescheid sagen. Hoffe, Dich dort zu sehen, und hoffe, dass es Dir gutgeht. Susan.
Meine Antwort war beigefügt: Ich werde da sein, wie Edward sagt. Kurz und nicht so freundlich.
Ich hatte keine Ahnung, warum sie das ausgedruckt hatte. Nun ja, ich hatte schon eine Ahnung, und seltsamerweise - oder vielleicht nicht so seltsamerweise - war es schmerzlich, die Zeilen zu lesen. Sie hatte versucht, mir die Hand zu reichen, aber ich war unerreichbar gewesen.
Aber wie Mr Mancuso und William Shakespeare sagten: Ende gut, alles gut. Selbst wenn wir alle ein paar Jahre verloren hatten, die wir nicht hätten verlieren müssen.
Und als ich so dastand - mit der E-Mail in der Hand, die Schrotflinte immer noch unauffindbar und Felix Mancusos besorgte Worte im Kopf, während die Vergangenheit einen langen Schatten über meine und Susans strahlende Zukunft warf -, kam mir plötzlich der Gedanke, dass ich Anthony Bellarosa umbringen musste.
40
Wenn Susan auf dem Anwesen joggte, kam sie immer durch den Rosengarten zurück, daher setzte ich mich mit einer kalten Wasserflasche und einem Handtuch auf den Patio und wartete. Sie war seit über einer Stunde weg, und auch wenn ich nicht direkt Angst um sie hatte, war ich nicht ganz unbesorgt. Mir kam der Gedanke, dass wir so nicht allzu lange leben konnten.
Ich hatte eines ihrer schnurlosen Telefone dabei und wählte ihre Handynummer. Es meldete sich ihre Mailbox, und ich hinterließ eine Nachricht und beschloss, sie zu suchen. Ich steckte
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