Nelson DeMille
treffen, möglicherweise morgen, und ich habe ihm deine Handynummer gegeben.«
»Es wird Zeit, dass du dir ein eigenes Handy zulegst.« »Darum geht es nicht.«
»Du treibst meine Rechnung in die Höhe.«
»Susan ... ich möchte, dass du den Kopf aus dem Sand ziehst und mir endlich hilfst.«
»Na schön, ich werde alles tun, was du mir sagst.«
Das war natürlich eine Ehefrauenformulierung für »Du bist ein Tyrann und ein absoluter Scheißkerl, und ich bin das unfreiwillige Opfer deiner dominanten Persönlichkeit, deshalb - was bleibt mir anderes übrig, als zu tun, was du mir sagst, mein Schatz?!«.
Sie fragte: »Habe ich mich nicht an deine Anweisung gehalten und bin auf dem Grundstück gelaufen, und habe ich nicht mein Handy mitgenommen und keine Shorts getragen? Schau mich an. Deinetwegen musste ich nackt auf dem Anwesen herumlaufen.«
Es ist schwierig, auf eine schöne nackte Frau wütend zu sein, dennoch wandte ich ein: »Wenn du dich an meine Anweisungen hältst, solltest du sie nicht zu wortwörtlich nehmen.«
Sie schwieg einen Moment, dann sagte sie mit ernsterem Tonfall: »Niemand mag den Überbringer schlechter Nachrichten. Du bist nur der Bote, und ich verstehe die Botschaft.«
»Das weiß ich.«
»Und ich liebe dich, weil du dir Sorgen um mich machst.« Ich wollte ihr sagen, dass Felix Mancuso meine Bedenken teilte, aber das sollte sie lieber von ihm erfahren.
Wir gingen hinauf in unser Schlafzimmer, und Susan verkündete: »Nackt laufen macht mich spitz.«
Folglich kümmerten wir uns darum, dann duschten wir gemeinsam. Als wir uns für das Abendessen im Creek anzogen, klingelte Susans Handy, und sie schaute auf das Display und sagte: »Ich glaube, der Anruf ist für dich.«
Ich nahm das Telefon, und Felix Mancuso fragte: »Wie wäre es morgen früh um zehn?«
»Prima. Sie wissen ja, wo Sie uns finden.« »So ist es.«
Er war schon zweimal dienstlich hier gewesen - einmal, als er mich nach dem versuchten Anschlag auf Frank Bellarosa heimgefahren hatte, und ein weiteres Mal, um mir mitzuteilen, dass meine Frau den Don nebenan gerade ermordet hatte. Ich sagte: »Bis dann«, und beendete das Gespräch. »Morgen früh um zehn«, informierte ich Susan. »Ich möchte, dass du dich bereithältst.«
»Natürlich, mein Schatz.«
Ich steuerte Susans Lexus über die lange Zufahrt und am Pförtnerhaus vorbei, das jetzt dunkel und verlassen wirkte. In etwa einem Tag konnte Nasim seine Leute dort untergebracht haben, es sei denn natürlich, er kam zu dem Schluss, dass ihn doch niemand meucheln wollte. Meine Sorgen hingegen waren begründet, daher störte es mich nicht, wenn ich den Checkpoint Nasim passieren musste, um zu meinem Haus zu gelangen. Jede Sicherheitsvorkehrung war hilfreich, auch wenn ich der Meinung war, dass Anthony Bellarosas Killer überall zuschlagen konnten.
Im Moment machte ich mir mehr Gedanken über den Wiedereintritt in den Creek Country Club. Das Gute daran war, dass dort noch nie jemand beim Abendessen umgelegt worden war, obwohl ich selbst schon daran gedacht hatte, wenn mich meine Tischgenossen zu Tode gelangweilt hatten. Ich sagte zu Susan: »Fürs Protokoll, ich bin nicht wild darauf, in den Creek zu gehen.«
»Es wird schön werden«, erwiderte sie. »Du bist mit mir zusammen. «
»Richtig.« Ich verstand immer noch nicht, warum man Susan einen Mord durchgehen ließ, während ich mit einem Bann belegt wurde, weil ich einen Mafia-Don in den Creek eingeladen hatte. Das heißt, ich verstand es schon - sie hatte nur gegen das Gesetz verstoßen; ich hingegen hatte die ungeschriebenen Clubregeln verletzt. Außerdem war sie eine Stanhope. Es wunderte mich, dass man ihr nicht ein Jahr lang den Mitgliedsbeitrag erlassen hatte.
Mit dem Auto sind es von Stanhope Hall nur zehn Minuten bis zum Creek, und ehe ich mir einen guten Grund zum Umkehren ausdenken konnte, fuhren wir über die lange, von Bäumen gesäumte Zufahrt zum Clubhaus.
Der Creek ist ein sehr schöner Country Club mit einem Golfplatz, einem Strand mit Umkleidehäuschen, Tennisplätzen und Gästecottages, wo in Kürze entweder die Stanhopes oder ich wohnen würden. Das Clubhaus ist eine alte Villa, die noch immer Charme und Eleganz ausstrahlt, das Essen ist nach ein paar Cocktails ganz gut und wird nach ein, zwei Flaschen Wein besser. Nur der Service lässt manchmal etwas zu wünschen übrig, aber das gehört zum Reiz des Hauses, was ich Mr Frank Bellarosa hatte erklären wollen, als er und Anna dort unsere Gäste
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