Nelson DeMille
Gespräche mit Anthony stattfanden, bevor Mrs Sutter und ich uns wieder vereinten. Zu dieser Versöhnung kam es erst vor zwei Tagen. Deshalb, glaube ich, hatte Anthony das Gefühl, er könne diese Bemerkungen über Susan machen, weil er dachte, ich würde wie die meisten Exgatten tagtäglich um das Ableben meiner ehemaligen Ehepartnerin beten.«
Mr Mancuso räusperte sich, bevor er erneut fragte: »Was hat er genau gesagt?«
Ich teilte ihm einiges von dem mit, was Anthony Bellarosa bezüglich Susan geäußert hatte, und er unterbrach mich und fragte: »Wie oft haben Sie mit ihm gesprochen?«
»Viermal.«
»Wow!«
Ich wartete darauf, dass er sagte: »Das war viermal zu oft«, aber er schwieg, und ich erklärte, dass man seine Freunde in der Nähe haben sollte, aber seine Feinde noch näher.
»Ich glaube, irgendein Schriftsteller oder Drehbuchautor hat das erfunden.« Das war eine Enttäuschung - der Spruch klang wie eine echte italienische Volksweisheit.
»Meine letzte Begegnung mit ihm fand am Sonntag statt... in seinem Haus.«
»Sie machen Witze.«
»Er hat mich zum Essen eingeladen.«
»Soso.«
»Ich bin nicht bis zum Essen geblieben, habe aber die Gelegenheit genutzt, um ihm zu sagen, er soll zum Teufel gehen und mich und meine künftige Frau nicht mehr behelligen.«
»Und wie hat er darauf reagiert?«
»Nicht allzu gut.« Ich erzählte ihm von meinem Besuch in Anthonys Haus und schloss: »Anthonys letzte Bemerkung mir gegenüber lautete: >Das ändert gar nichts an dem, was Ihre Frau gemacht hat. Bloß damit Sie's wissen<.«
Mr Mancuso schwieg einen Moment, schließlich fragte er: »Sind Sie zur Polizei gegangen?«
»Ja. Gestern. Wir haben offiziell Anzeige erstattet.«
»Darf ich Näheres wissen über Ihren Besuch bei... das dürfte das Zweite Revier gewesen sein - richtig?«
»Ganz recht.« Ich berichtete ihm alle Einzelheiten, nannte ihm den Namen von Detective A. J. Nastasi und erwähnte, dass der Detective gestern bei Anthony Bellarosa geklingelt hatte, Anthony aber allem Anschein nach verreist war. Ich hätte auch meine Vermutung geäußert, dass sich Anthony möglicherweise bei der Familie Gotti in Springfield aufhielt, aber ich wollte nicht wie ein Mafia-Groupie klingen. Allerdings erwähnte ich, dass Detective Nastasi nach der Schießerei vor zehn Jahren in Alhambra gewesen war, sodass er meiner Meinung nach über das entsprechende Hintergrundwissen verfügte und Interesse an dem Fall hatte.
»Viele Angelegenheiten, die mit diesem Abend zusammenhängen, sind immer noch unerledigt«, bemerkte Mr Mancuso.
Ohne darauf einzugehen, sagte ich: »Ich bin mir nicht sicher, wie Detective Nastasi auf meinen Anruf beim FBI reagieren wird.«
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Mr Sutter. Seit dem 11. September sitzen wir alle im gleichen Boot, und wir haben gelernt, Informationen auszutauschen und auf vielerlei Ebenen der Strafverfolgung zu kooperieren.«
Das entsprach nicht ganz dem, was Detective Nastasi mir gesagt hatte, aber ich erwiderte: »Wenigstens hatte diese Tragödie damit etwas Gutes. Jedenfalls werde ich ihm mitteilen -«
»Tun Sie das nicht. Überlassen Sie das uns.«
»Ich verstehe ... nun ja, Detective Nastasi sagte heute Morgen auf meinen Vorschlag hin, er würde sich mit der FBI-Zielfahndungsgruppe für organisiertes Verbrechen in Verbindung setzen, um sie auf dieses Problem hinzuweisen. Wissen Sie irgendwas von einem solchen Anruf?«
»Nein. Aber ich werde mich umhören und mich wieder bei Ihnen melden.«
»Ich dachte, wir könnten uns vielleicht treffen.«
»Als Anwalt wissen Sie doch, dass das FBI in einem derartigen Fall nicht zuständig ist, denn hier handelt es sich offenbar um eine persönliche Drohung, die nichts mit Anthony Bellarosas Verbindung zum organisierten Verbrechen zu tun hat. Das ist Sache der örtlichen Polizei.«
»Das ist mir klar, aber -«
»Aber wir könnten die örtliche Polizei unterstützen. Und wir könnten feststellen, ob hier einige Bundesgesetze greifen.« »Gut. «
»Übrigens bin ich nicht mehr bei der Zielfahndungsgruppe für das organisierte Verbrechen. Aber ... da ich den Fall seinerzeit bearbeitet habe und Sie mich persönlich angerufen haben, kann ich darum ersuchen, mich mit Ihnen treffen zu dürfen. Dann kann ich Sie mit den richtigen Leuten zusammenbringen, wenn es angebracht ist. Ich habe nach wie vor ein persönliches Interesse an dem Fall.«
»Ja?«
»Seit jeher, Mr Sutter.«
Mir war klar, dass er ein persönliches
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