Nelson DeMille
aufgrund seiner italienischen Herkunft, dessen war ich mir sicher, zu persönlich nahm - seine Paesanos waren ihm peinlich und stanken ihm.
Schon deshalb musste ich mit ihm sprechen und um sicherzugehen, dass ich sämtliche Vorkehrungen traf. Denn wenn etwas passierte und ich der Hackordnung wegen nicht alles in meiner Macht Stehende getan hatte, dann ... tja, es war müßig, weil ich alles in meiner Macht Stehende tun würde, um Susan zu beschützen. Einer von uns musste es tun.
Ich wählte Felix Mancusos Handynummer, und er meldete sich.
»Hallo, Mr Mancuso, hier spricht John Sutter.«
»Hallo, Mr Sutter. Was verschafft mir die Ehre Ihres Anrufs?«
Ich erinnerte mich, dass Felix Mancuso ein ziemlich förmlicher Mann war, was seine Manieren und seine Ausdrucksweise anging. Als Special Agent war er zugleich Anwalt, aber das machte ihn zu keinem üblen Kerl. Ich erwiderte: »Ich rufe Sie leider wegen nahezu der gleichen Sache an wie bei unserem letzten Gespräch.«
»Wirklich? Wie kann das sein?«
»Nun ja, es ist eine lange Geschichte. Aber zunächst so viel: Ich war in den letzten zehn Jahren außer Landes, bin seit etwa zwei Wochen wieder auf Long Island und werde auch hier bleiben.«
»Willkommen daheim.«
»Danke. Und ich bin wieder mit meiner Frau zusammen.« Er zögerte, bevor er sagte: »Meine Glückwünsche. Und wie geht es Mrs Sutter?«
»Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass ich wieder in ihr Leben getreten bin.«
Er gluckste. »Verkaufen Sie sich nicht unter Wert, Mr Sutter. Sie darf sich glücklich schätzen, dass Sie wieder bei ihr sind.«
Er hätte auf Susans ruchlose Taten anspielen können und darauf, dass sie trotz allem auf freiem Fuß geblieben war. Und obwohl er es nicht tat, hoffte ich, dass Felix Mancuso keinerlei Vorbehalte gegen Susan hatte.
»Und wie kann ich Ihnen helfen, Mr Sutter?«, fragte er.
»Ich bin mir nicht sicher, ob Sie es können, aber hier hat sich eine Situation ergeben, die etwas mit den Geschehnissen von vor zehn Jahren zu tun hat«, sagte ich.
»Aha. Und wie sieht diese Situation aus?«
»Frank Bellarosas Sohn Anthony wohnt auf Alhambra - in einem der Häuser, die dort gebaut wurden -«
»Das weiß ich. Ironie des Schicksals, nicht wahr?«
»Ja, aber die Ironie ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass Susan von Hilton Head hierher gezogen ist, das Haus auf dem Stanhope'schen Anwesen zurückgekauft hat und -«
»Ich verstehe.«
»Das dachte ich mir. Sie ist seit etwa zwei Monaten zurück, und ich bin gerade bei ihr eingezogen.«
»In Ordnung. Hat Anthony ihr gegenüber bestimmte Drohungen ausgesprochen oder Aussagen gemacht, aufgrund derer sie glaubt, er wolle ihr Übles oder habe vor ... sagen wir mal, den Tod seines Vaters zu rächen?«
»Sie meinen eine Vendetta.«
»Das ist ein treffendes Wort. Und?«
»Genau genommen hat er nicht mit ihr gesprochen. Aber er hat mit mir gesprochen, und ich hatte den Eindruck, dass er möglicherweise die Rechnung begleichen will.«
»Verstehe. Wie kam es, dass Sie und Anthony Bellarosa miteinander gesprochen haben?«
Das war nicht die Frage, auf die ich mich gefreut hatte, wenn man bedachte, wie viel Zeit und Kraft Felix Mancuso aufgewandt hatte, um mich vor mir selbst und vor Frank Bellarosa zu retten.
»Mr Sutter?«
»Nun ja, Anthony hatte die Vorstellung, ich könnte meine Verbundenheit mit der Familie Bellarosa wieder aufnehmen wollen.«
»Ach, und wie ist er auf diese Idee gekommen?«
»Ich glaube, durch Jack Weinstein. Sie erinnern sich bestimmt an ihn.«
»In der Tat. Ein weiterer blitzgescheiter Anwalt, der vom Weg abgekommen ist.«
Ich brauchte wirklich keine Belehrung, aber ich brauchte einen Gefallen, deshalb schluckte ich das und fuhr fort: »Und Anthony höchstpersönlich hatte die Vorstellung - teilweise aufgrund dessen, was ihm sein Vater erzählt hat -, dass ich ein vertrauenswürdiges und wertvolles Mitglied seiner Organisation werden könnte, dass John Sutter die beste Verbindung von Köpfchen und Mumm habe, die er je erlebt hat.«
Ein paar Sekunden lang herrschte Schweigen, dann fragte Mr Mancuso: »Und?«
Ich wollte dieses Thema nicht unnötig vertiefen, deshalb erklärte ich: »Ich erwähne das nur in Zusammenhang mit Ihrer Frage, wie es zu dem Gespräch zwischen Anthony und mir kam. Eigentlich geht es darum, dass Anthony mir gegenüber Aussagen gemacht hat, die ich als auf Susan gemünzte Drohungen verstand.«
»Zum Beispiel?«
»Nun ja, zunächst sollten Sie wissen, dass meine
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