Nelson DeMille
das Telefon ein, das zwar nur eine begrenzte Reichweite hatte, aber besser als nichts war, und ging um das Haus herum zu meinem Taurus.
Als ich einsteigen wollte, klingelte das Telefon, und ich meldete mich: »John Sutter.«
Ich war erleichtert, als ich Susans Stimme hörte. »Ich bin hier ... « Sie war außer Atem und keuchte. »Auf dem Patio.« »Ich bin gleich da.«
Ich kehrte auf den Patio zurück, und Susan stand auf dem Weg in den Rosengarten, vornübergebeugt, die Hände auf die Knie gestützt, und holte tief Luft. Bis auf ihre Laufschuhe war sie splitternackt.
»Wo ist deine Kleidung?«
Sie gönnte sich einen langen Atemzug, bevor sie erwiderte: »Oh ... meine Turnsachen sind in der Wäsche, und du hast gesagt, ich soll keine Shorts anziehen, deshalb hatte ich nichts anderes.« Sie lächelte. »Das Laufen hat gutgetan.«
Ich kaufte ihr das nicht ganz ab, aber um mitzuspielen, sagte ich: »Gut gedacht. Wo hast du dein Telefon verstaut?«
»Frage nicht.«
Und ich fragte mich, ob es auf Vibrieren eingestellt war.
Sie legte ihr Handy auf den Tisch, wischte sich mit einem Handtuch den Schweiß von Gesicht und Körper und nahm einen tiefen Zug aus der Wasserflasche.
Anschließend sagte sie: »Ich habe Nasim gesehen, und er hat sein Angebot verdoppelt.«
Ich lächelte und erwiderte: »Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich dir was bezahlen, damit du bleibst.«
Sie platzierte das Handtuch und ihren blanken Hintern auf einem der Korbsessel und legte die Füße auf den Tisch. Sie bat mich, ihr die Laufschuhe auszuziehen, was ich tat, mitsamt der Socken. Sie wackelte mit den Zehen, was so viel hieß wie: »Massier mir die Füße«, was ich ebenfalls tat, während sie sich Wasser über den Kopf schüttete und einen weiteren großen Schluck trank. Sie warf den Kopf zurück, holte noch mal Luft und fragte dann: »Was hast du gemacht?«
»Pilates.«
Sie lächelte. »Es ist Cocktailzeit, und du bist mit dem Mixen dran.« Sie bestellte: »Grey Goose und Preiselbeersaft.«
»Darf ich dir etwas zum Anziehen mitbringen, wenn ich schon mal drin bin?« »Nein. Ich bin gern nackt.«
Kein Widerwort. Ich ging in die Küche, mixte ihr einen Drink und machte einen Dewar's mit Soda für mich. Außerdem kippte ich eine Dose Erdnüsse in eine Schale, damit es so aussah, als ginge es nicht nur um Cocktails.
Es gab und gibt meiner Überzeugung nach noch immer eine Horde harter Trinker in unserem herrlichen Garten Eden. Größtenteils ist es geselliges Trinken, kein Saufen, bis man vom Barhocker kippt, auch wenn ich mir sicher bin, dass es daheim und in aller Heimlichkeit genau darauf hinausläuft. Auf jeden Fall lagen Susan und ich eher in der unteren Tabellenhälfte des hiesigen wöchentlichen Alkoholkonsums, aber wenn es nach den Maßstäben des, sagen wir mal, trockenen Mittelwestens ginge, würden wir von Gerichts wegen zu den Anonymen Alkoholikern beordert und von der Kanzel herab angeprangert. Genauer gesagt, da unsere häusliche Alarmstufe gerade auf Rot gestiegen war, wären wir gut beraten, unseren Alkoholgenuss etwas einzuschränken.
Ich trug alles auf einem Tablett nach draußen und bemerkte, dass Susan ihre Trainingssachen irgendwoher geholt und auf einen Sessel geworfen hatte, auf den sie auch ihre Beine legte. Das Handtuch war um ihre Schulter drapiert und hing wohl des Anstands wegen über ihre Brüste.
Ich gab ihr ihren Drink, wir stießen an, und ich sagte: »Auf den Sommer.«
Ich setzte mich, und wir beide tranken und aßen Erdnüsse, genossen die Stille und die sanfte Brise, die durch die hoch aufragenden Bäume hinter dem Rosengarten strich.
»Ich war ein bisschen besorgt«, erklärte ich.
Sie schwieg ein paar Sekunden. Schließlich sagte sie: »Du machst dir zu viele Gedanken.«
Ich wusste, dass das kommen würde. »Es gibt einen Grund zur Besorgnis.«
»Ich weiß, aber ... was können wir denn sonst noch tun?«
Es gab eine ganze Reihe von Dingen, die wir tun konnten, auf die sie aber keine Lust hatte. Ich sagte: »Ich habe im Keller nach der Schrotflinte gesucht, konnte sie aber nicht finden.« »Vielleicht ist sie irgendwo anders.«
»Wenn wir sie bis morgen nicht gefunden haben, kaufe ich eine, oder ich kaufe ein Gewehr.«
»Ich kann gut mit einer Schrotflinte umgehen.«
Mit einer Pistole auch nicht allzu schlecht, aber das war ein heikles Thema. »Während du weg warst, habe ich mit Felix Mancuso gesprochen«, berichtete ich.
Sie nickte, und ich fuhr fort: »Er möchte sich mit uns
Weitere Kostenlose Bücher