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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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waren. Frank hatte die alte Tradition des mittelprächtigen Clubessens und der etwas verschrobenen Art der Bedienung nicht verstanden, was ihn als ungehobelten Flegel auswies. Bei seinem Besuch an diesem Abend gab es natürlich noch andere Probleme, unter anderem die Aufmachung seiner Frau, dass er Richard anpfiff, den alten Kellner, der seit Ewigkeiten dort arbeitete, und sein unrealistischer und
    unverständlicher Wunsch, Mitglied des Clubs zu werden. Aber Letzteres war uns Gott sei Dank erspart geblieben.
    Ich hielt auf dem kleinen Parkplatz, und wir gingen hinein. Susan meldete uns an, und wir ließen Bar und Lounge, die überfüllt waren und lauter unangenehme Möglichkeiten boten, links liegen.
    Die Hostess führte uns direkt zum Speisesaal, platzierte uns an einem Ecktisch für zwei Personen und nahm unsere Getränkebestellungen entgegen.
    An diesem Abend speisten nicht viele Leute, aber ich sah dennoch ein paar bekannte Gesichter, allerdings keine ehemaligen Freunde oder Mandanten.
    »Bist du glücklich, dass du wieder hier bist?«, fragte Susan. »Wenn ich mit dir zusammen bin, mein Schatz, bin ich überall glücklich.«
    »Gut. Wir nehmen meine Eltern einmal mit hierher.« »Wenn sie sich dabei wohlfühlen, freue ich mich darauf.«
    Sie wirkte skeptisch, sagte aber: »Sie lieben mich und möchten, dass ich glücklich bin.«
    »Dann haben wir ja alle etwas gemeinsam.«
    »Vielleicht sollten wir unseren Hochzeitsempfang hier ausrichten.«
    »Ich möchte deinem Vater nicht noch mal diese Unkosten aufhalsen. Ich meine, der gleiche Mann und all das.«
    »Diesmal geht es auf unsere Rechnung«, erklärte Susan.
    Ich fragte mich, wer ihre Hochzeit mit Dan Wie-hieß-er-doch-gleich bezahlt hatte. »Ich würde den Rahmen klein halten«, sagte ich.
    »Vielleicht könnten wir draußen beim Gästecottage feiern.« »Vergiss nicht, die Nasims einzuladen. Die lieben Partys.« »Unser Empfang auf Stanhope Hall war der Höhepunkt der Sommersaison«, sagte sie versonnen.
    Susan hatte offenbar vergessen, dass es eine Themenparty gewesen war und dass das von ihrem Vater vorgegebene Thema »Lasst uns den Zweiten Weltkrieg noch einmal erleben« gelautet hatte - mit Essensrationierung, Alkoholknappheit und Verdunkelung nach zweiundzwanzig Uhr.
    »Es war ein denkwürdiger Abend.«
    Susan strahlte plötzlich. »John, wollen wir nicht im Seawanhaka feiern?!«, rief sie. »Dort haben wir uns kennengelernt, und du bist Segler, also wäre es ideal.«
    Das Hochzeitsgerede machte mich hibbelig, und damit es ein Ende nahm, stimmte ich zu: »Ja, super.«
    »Wunderbar. Ich rufe morgen an und frage, was zur Verfügung steht.«
    »Ruf auch mich an und erkundige dich, ob ich zur Verfügung stehe.« Sie nahm es mit Humor und lächelte.
    Unsere Bedienung kam mit den Getränken - zwei wässrigen Weißweinen - und teilte die Speisekarten aus.
    Susan und ich stießen an, und ich sagte: »Beim zweiten Mal ist es noch bezaubernder.«
    »Du bist so süß.«
    Ich überflog die Speisekarte, um festzustellen, ob sie ein italienisches Gericht aufgenommen hatten, nachdem der prominente Mafia-Don hier gespeist hatte. Kalb Bellarosa? Die berühmten Maschinenpistolen-Fleischklopse des Dons? Schrotflintenpasta mit echten Patronen?
    »Bestell dir etwas Vernünftiges.«, sagte Susan.
    »Ich dachte an Hähnchen Kevlar.«
    »Wo steht das?«
    »Entrees, das dritte von oben.«
    Sie schaute nach und sagte: »Das ist Hähnchen Kiew.«
    »Oh ... richtig. Kiew.« Ich legte die Speisekarte beiseite und sagte: »Bei diesem Licht kann ich schlecht lesen. Bestell du für mich.«
    Die Bedienung kehrte zurück, und Susan bestellte Salat für zwei und gedünsteten Dorsch. Mir lief beim bloßen Gedanken daran das Wasser im Mund zusammen.
    Jedenfalls war es ein angenehmes und ereignisloses Essen im Creek, bei dem wir von niemandem gestört wurden, und ich war dankbar, dass an diesem Abend im Speisesaal nicht viel los war.
    Auf dem Weg nach draußen warf ich einen kurzen Blick in die Bar und Lounge und sah eine Reihe von Leuten, die ich kannte, und ein paar von ihnen entdeckten Susan und mich. Ich bemerkte sogar eine Dame an einem der Tische, die mich an meine Mutter erinnerte. Genau genommen war es meine Mutter, die mit Frauen ihres Alters zusammensaß.
    Sie hatte mich nicht gesehen, deshalb lief ich weiter in Richtung Tür.
    Ich war meiner Mutter seit Tante Cornelias Beerdigung nicht mehr begegnet, aber wir hatten etwa einmal im Monat miteinander telefoniert und uns die

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