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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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sagte ich ruhig: »Ich habe beim Militär gelernt, dass wir alle Befehle befolgen müssen und nur das tun dürfen, was man uns aufträgt, damit niemand überrascht wird. Wenn ich eine Waffe gehabt hätte, hätte ich womöglich auf dich geschossen.«
    »Warte, bis wir verheiratet sind.«
    Logik half hier nicht weiter, deshalb gab ich auf, ging zur Küchentür und schloss sie auf. »Warte hier«, sagte ich.
    Ich ging sofort in die Diele, um mich davon zu überzeugen, dass die Kellertür abgeschlossen war, dann lief ich kurz durchs Erdgeschoss und schaltete in sämtlichen Zimmern das Licht an. Es ist ein großes Haus, und ich hatte nicht vor, jedes Mal, wenn wir nach Hause kamen, sämtliche Zimmer zu durchkämmen. Aber vorerst - bis die Polizei mit Anthony Bellarosa und ich mit Felix Mancuso gesprochen hatte und bis wir eine Schusswaffe besaßen - würde ich es machen, zumindest bei Nacht. Außerdem sollte dieser Sicherheitscheck Susan zeigen, dass die Sache ernst war.
    Susan wartete nicht draußen, sondern stand jetzt in der Diele, deshalb sagte ich: »Bleib hier«, stieg die Treppe nach oben und kontrollierte unsere fünf Schlafzimmer, kam anschließend wieder herunter und fand sie im Büro. Offenbar hatten wir ein Problem mit dem Wort »hier«.
    Sie rief ihre E-Mails ab und ließ mich wissen: »Meine Eltern fliegen morgen ... « Sie nannte mir die Einzelheiten von Williams und Charlottes Besenritt, dann sagte sie: »Edward kommt am Donnerstagabend, und Carolyn sagt, wir sollen ihr Bescheid geben, wenn Ethel stirbt, dann kommt sie mit dem Zug zur Totenwache.«
    »In Ordnung.« Ich bemerkte, dass das Nachrichtenlämpchen am Telefon blinkte, schaltete den Lautsprecher ein und rief die Nachricht ab. Elizabeths Stimme, die müde und angespannt klang. »Ich wollte euch nur Bescheid sagen, dass Mom heute Abend um Viertel nach acht eingeschlafen ist.« Sie stockte kurz. »Ich rufe morgen wegen der Vorbereitungen an. Vielen Dank noch mal für eure Güte und Freundschaft.«
    Weder Susan noch ich sagten etwas, dann wählte Susan die Telefonnummer, und ich hörte Elizabeths Mailbox antworten. Susan sagte: »Elizabeth, unser herzliches Beileid. Aber du weißt, dass sie jetzt ihren Frieden hat, bei Gott ist. Wenn wir dir bei den Vorbereitungen in irgendeiner Weise behilflich sein können, dann ruf uns bitte an.«
    Nun beugte ich mich zum Hörer. »Sag mir Bescheid, wenn du dich mit uns im Bestattungsinstitut treffen willst. Versuch nicht, alles allein zu erledigen. Wir möchten dir gern helfen.«
    Susan legte auf. »Ich kann mich noch daran erinnern, als George gestorben ist und dass ich damals dachte, eine Ära ginge zu Ende ... und dass auch ein kleines Stück von meiner Kindheit mit ihm ginge.« Sie seufzte.
    Ich ging zur Bar und fragte: »Drink?«
    »Bitte. Irgendetwas.«
    Ich goss zwei Brandys ein, während Susan E-Mails verschickte und die entsprechenden Leute von Ethels Tod verständigte.
    Nun ist Ethel Allard also tot, dachte ich. Und John Gotti, so fiel mir ein, ebenfalls, und sie waren binnen eines Tages gestorben. Abgesehen davon hatten sie meiner Überzeugung nach wenig gemeinsam. Und dennoch wirkten sich diese beiden Todes fälle auf mein Leben aus; Ethels Tod hatte mich nach Hause geholt und Gottis Tod eine Gefahr heraufbeschworen, die zehn Jahre lang im Zaum gehalten worden war.
    Ich reichte Susan ein Glas, stieß mit ihr an, und sie sagte: »Auf Ethel.«
    Ich vertraute ihr meinen Gedanken an: »Sie hat mich heimgeholt.«
    Susan nickte. »Ich habe sie gebeten, mit dir über mich zu sprechen.«
    »Ich weiß, und sie hat es getan.«
    »Das war sehr selbstsüchtig von mir, eine sterbenden Frau um so was zu bitten.«
    »Ich glaube, sie hat es gern getan.«
    Susan pflichtete mir bei. »Das glaube ich auch.«
    Wir nahmen unsere Drinks mit nach oben, zogen uns aus und gingen ins Bett. Wir redeten und lasen noch eine Weile, dann schlief Susan ein. Ich stand auf, ging in den Keller und suchte noch mal nach der Schrotflinte. Weil ich sie immer noch nicht finden konnte, holte ich ein langes Tranchiermesser aus der Küche, kehrte damit ins Schlafzimmer zurück, schloss die Tür ab und schob meine Kommode davor.
    Ich saß aufrecht im Bett und dachte über all die Ereignisse nach, deren zufällige Abfolge mich dazu gebracht hatte, ein Küchenmesser auf meinen Nachttisch zu legen.
    Nun gut, es hätte schlimmer kommen können; ich hätte auf See verschollen sein können. Oder, noch schlimmer, verheiratet. Andererseits hätte das

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