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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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uns beide, dann sagte sie: »Tja, Kinder« - so nannte sie uns -, »ich muss schon sagen, das kommt sehr plötzlich, und ich weiß nicht recht, was ich sagen soll.«
    Komm schon, Harriet, sag einfach: »Leckt mich«, und geh wieder zu deinen Freundinnen.
    »Ich möchte, dass du dich mit uns freust«, sagte Susan zu ihr. Harriet wich aus: »Habt ihr mit William und Charlotte gesprochen?« »Wir wollten, dass du es zuerst erfährst, aber wir haben Edward und Carolyn angerufen, und sie sind begeistert.« »Davon bin ich überzeugt.«
    »Wir wären dir verbunden, wenn du es niemandem gegenüber erwähnst, bis wir selbst die Gelegenheit dazu hatten.« »Ich glaube nicht, dass deine Eltern das gutheißen, Susan.« »Wir hätten gern ihre Zustimmung, aber wir sind bereit, es auch ohne sie durchzuziehen.«
    »Ernsthaft?«
    Bei Harriet hieß das natürlich so viel wie: »Seid euch im Klaren darüber, dass das Wort >Zustimmung<, in diesem Zusammenhang >Geld< bedeutet.«
    »John und ich haben über alles gesprochen«, erklärte Susan. »Nun gut. Ich kann nur hoffen, dass sich deine Eltern durch diese Hochzeit nicht von ihren Enkeln entfremden.«
    Die Definition von »entfremden«: sie aus dem Testament streichen; deine Unterhaltszahlungen streichen; Schindluder mit deinem Treuhandfonds treiben. Und das von einer Frau, die nichts von geerbtem Reichtum hielt, es sei denn, das schmutzige Geld des alten Räuberbarons ging an ihre Enkel. Harriet war ein Musterbeispiel an Widersprüchen und Scheinheiligkeit.
    Susan sagte: »Ich wüsste nicht, inwiefern unsere Heirat sich auf die Beziehung meiner Eltern zu ihren erwachsenen Enkeln auswirken sollte.«
    »Ich kann nur hoffen, dass es nicht so ist.«
    Langsam ärgerte ich mich über dieses höfliche Drumherumgerede, deshalb sagte ich zu meiner Mutter: »Du musst dich weder für uns freuen noch uns deinen Segen geben oder gar zu unserer Hochzeit kommen. Aber du musst dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    Harriet blickte mich an, als versuchte sie dahinterzukommen, wer ich war oder wie ich hierherkam. Sie sagte: »John, du bist rüde.«
    Und ich war auch weiterhin rüde: »Herrgott noch mal, Harriet, das Leben ist verdammt zu kurz, als dass du einfach dastehen kannst ohne ein Lächeln, eine Umarmung oder ein nettes Wort für uns.«
    Susan sagte leise: »John ...«
    »Wir gehen«, sagte ich. »Einen schönen Abend noch, Mutter.« Ich ging zur Tür, und Harriet sagte: »John.«
    Ich drehte mich um, und sie kam auf mich zu, blieb stehen und schaute mich an. Einen Moment lang starrten wir uns gegenseitig in die Augen, dann sagte sie: »Auch ich würde mich über ein Lächeln, eine Umarmung oder ein nettes Wort von dir freuen.«
    Harriet versteht sich sehr gut darauf, blitzschnell von Aggressor auf Opfer, von Anklägerin auf Märtyrermami und von Eiskönigin auf Kuschelbärin umzuschalten.
    Deshalb reagierte ich so wie immer, seit ich sie als Kind zum ersten Mal durchschaut hatte, und schloss sie in die Arme, worauf wir uns küssten und versöhnten, bis sie mich das nächste Mal provozieren würde.
    Susan lächelte, und wir waren alle nett zueinander und drückten und knutschten uns. Ich hätte in diesem Moment zwei Jahre meines Lebens für einen dreistöckigen Scotch gegeben und Harriet vermutlich ebenfalls.
    Jedenfalls lächelten wir einander an, und schließlich sagte Harriet: »Eure Nachricht hat mich überrascht, und natürlich freue ich mich für euch.«
    »Das weiß ich doch«, sagte Susan. »John ist der wunderbarste Mann auf der Welt und der einzige Mann, den ich jemals geliebt habe.«
    Bei Letzterem war ich mir nicht so sicher, und Harriet schien Ersteres zu bezweifeln, aber sie sagte: »Das ist wunderbar.«
    »Es ist wunderbar, wieder da zu sein«, sagte ich.
    Susan warf mir einen säuerlichen Blick zu, bevor sie zu Harriet sagte: »Wir lassen dich jetzt wieder zu deinen Freundinnen gehen.«
    »Ich nehme an, wir treffen uns demnächst alle im Bestattungsinstitut«, erwiderte Harriet.
    »Ich weiß nicht, ob du es schon gehört hast«, sagte Susan, »aber Ethel ist ins Koma gefallen.«
    Harriet nickte. »Ja, ich habe es gehört. Ich fürchte, das Ende ist nahe. Ethel ist eine großartige alte Dame.«
    Nun ja, das denkt Harriet Sutter.
    Wir wünschten uns gegenseitig eine gute Nacht, dann gingen Susan und ich zum Auto. Susan sagte: »Ich bin froh, dass wir das hinter uns haben.«
    Ich war mir allerdings nicht sicher, ob sie das Essen im Club meinte oder mein Wiedersehen mit

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