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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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sagte sie: »Er mag mich nicht.«
    »Es geht um nichts Persönliches. Es ist rein dienstlich.« »Ich glaube, es geht um etwas Persönliches.«
    Es wurde Zeit, die schmutzige Vergangenheit auszugraben, denn Felix Mancuso würde es sowieso machen, und Susan musste darauf vorbereitet sein, deshalb erinnerte ich sie: »Du hast seinen Kronzeugen im FBI-Verfahren gegen das organisierte Verbrechen umgebracht, und es kommt nicht oft vor, dass das FBI einen Mann wie Frank Bellarosa zum Singen bringt.« Weil sie schwieg, fuhr ich fort: »Den Zeugen eines Mordes zu verlieren, während er Dienst hatte, war für die Karriere von Special Agent Mancuso nicht unbedingt förderlich.«
    Wieder schwieg Susan, bevor sie erklärte: »Er war gegen meine Besuchserlaubnis.«
    Das wusste ich, aber ich wunderte mich, dass sie es ebenfalls wusste beziehungsweise bereit war, darüber zu sprechen. Aber ich nehme an, für sie wurde es Zeit, alles rauszulassen. Was Felix Mancusos Unmut darüber anging, dass man Frank und Susan gewähren ließ, so beruhte der sowohl auf seinen beruflichen Wert Vorstellungen als auch auf seinem persönlichen Sinn für Moral und Anstand, und vielleicht auch auf seiner positiven Einstellung mir gegenüber, die nicht jeder in seiner Umgebung teilte.
    Und daher hatte Susan in dieser Hinsicht recht; es war etwas Persönliches. Auf jeden Fall war das, was geschehen war, nicht Mancusos Schuld - niemand konnte vorhersehen, dass Susan Don Bellarosa erschießen würde -, aber ich hatte den Eindruck, dass Mancuso seinerzeit trotzdem der Sündenbock gewesen war. Warum? Weil der Typ, der hinterher mit einem »Ich hab's euch gleich gesagt« ankommt, immer von allen anderen reingeritten wird.
    Aber statt Susan zu erklären, dass der heilige Felix sie grundsätzlich für ein Mafia-Groupie und Flittchen hielt, brachte ich das Gespräch wieder auf die professionellen Gesichtspunkte und sagte: »Mancuso war auch nicht begeistert darüber, dass du der Mordanklage entgangen bist.«
    Sie überraschte mich, als sie sagte: »Das war die Schuld seiner Vorgesetzten. Ich war bereit, dafür zu büßen.«
    Ich warf ihr einen Blick zu und war davon überzeugt, dass sie es ernst meinte. Und sie hatte recht - es war nicht ihre Schuld, dass die Regierung bei diesem Fall gekniffen hatte; die Waagschalen der Justiz senken sich immer so, wie es der Regierung am besten passt, und manchmal heißt das, dass man unangenehme oder peinliche Fakten vertuscht und den Schuldigen laufenlässt. Mir kam der Gedanke, dass sie jetzt in etwa rauskäme, wenn sie angeklagt worden wäre und sich des Totschlags für schuldig bekannt hätte. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich nicht von ihr hätte scheiden lassen und auf sie gewartet hätte. Auch wenn ich womöglich dennoch um die Welt gesegelt wäre.
    Als ich angezogen war, schnitt ich ein weiteres ungenehmes Thema an und erinnerte sie: »Die nächsten Tage werden stressig«, was heißen sollte, dass wir nicht nur zu Ethels Totenwache und Beerdigung gehen und außerdem versuchen mussten.unsere eigene Beerdigung zu vermeiden, sondern dass auch ihre Eltern irgendwo in diesem Landstrich auftauchten. »Wir müssen ... miteinander kommunizieren.«
    Susan nickte. »Ich hatte einen sehr traurigen Traum über Ethel... sie saß allein da und weinte ... und ich habe sie gefragt, weshalb sie so traurig ist. Und sie sagte zu mir: >Alle sind tot.< Deshalb wollte ich sie trösten ... aber sie hat immer weiter geweint, und ich habe geweint und hatte das ... unerträgliche Gefühl, ganz allein zu sein ... dann habe ich gesagt: >Ich rufe John an.<«
    Sie blickte zu mir, und ich sah, dass sie den Tränen nahe war, deshalb nahm ich sie in die Arme, und wir drückten uns. »Du bist nicht allein«, sagte ich.
    »Ich weiß. Aber ich war es so viele Jahre, und es ging mir nicht gut.«
    Wir setzten uns in die Küche und lasen die Times, tranken Kaffee und warteten auf die Putzfrau Sophie, Felix Mancuso, William und Charlotte Stanhope und auf wen und was auch immer der Tag für uns auf Lager hatte.
    43
    Sophie kam um acht, und Susans Privattrainer, ein androgyner Bursche namens Chip, traf um halb neun ein. Die Gärtner kreuzten auf, um im Regen zu arbeiten, UPS lieferte um neun irgendwas ab, der Postbote kam um Viertel nach neun, die Reinigung stand um halb zehn vor der Tür, um etwas zu bringen und mitzunehmen. Mir kam der Gedanke, dass der Mafia-Killer nur in der Diele warten musste, bis er an der Reihe war.
    Ständig klingelte

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