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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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Lady Macbeth.
    Susan seufzte. »Das wird nicht einfach werden, oder?« Diese Gelegenheit sollte ich nutzen. Ich sagte: »Ich glaube, wir sollten wegziehen.«
    »Das haben wir bereits getan. Jetzt sind wir wieder da.« Sie warf mir einen Blick zu. »Gemeinsam.«
    »Es ist wunderbar, wieder da zu sein.«
    »Deine Mutter sieht gut aus.«
    »Sie macht ihr Make-up aus wiederaufbereiteten Medizinabfällen. Hauptsächlich Blut und Gallenflüssigkeit.« »John.«
    »Meinst du, wir beide wurden adoptiert?« »Trotz all ihrer Fehler lieben sie uns.«
    »Tja, du hast vor zwei Minuten eine Kostprobe dieser sonderbaren Liebe erlebt. Ich kann es kaum erwarten, bis deine Eltern das noch überbieten.«
    Susan dachte einen Moment lang nach. »Vielleicht liegt es an uns«, sagte sie schließlich.
    »Da könnte was dran sein.«
    Wir stiegen ins Auto und fuhren zurück nach Stanhope Hall. Nach dem Gespräch mit Felix Mancuso konnte ich darauf verzichten, das Gästehaus bei Nacht zu betreten, aber Susan, die sich damit gar nicht befasste, plapperte sorglos über unsere Zukunft - während ich an die nächsten zehn Minuten dachte.
    41
    Die Nacht war dunkel, und der Mond versteckte sich hinter Regenwolken. Ich hatte Susan gebeten zu fahren, und als sie vor dem geschlossenen Tor von Stanhope Hall hielt, drückte ich auf die Fernbedienung, worauf die beiden Torhälften langsam nach innen schwangen. Wir rollten am Pförtnerhaus vorbei, und das Tor schloss sich hinter uns von selbst.
    Die Zufahrt war schmal, kurvenreich, finster und von mächtigen Bäumen gesäumt, aber Susan betrachtete das immer eher als Herausforderung denn als Gefahr und gab Gas.
    »Langsamer.«
    »John -« »Stopp!«
    Sie trat auf die Bremse und fragte: »Was -?«
    Ich griff zu ihr rüber, schaltete die Scheinwerfer aus und sagte: »Fahr weiter. Langsam.«
    Sie schaute mich an, dann verstand sie und rollte langsam über die Zufahrt. Unter dem Schotter knirschten die Reifen. Susan sagte leise: »Ich kann nicht fassen, dass wir so etwas tun müssen.«
    Wir fuhren weiter, ich bat um ihr Handy und tippte 9-1-1, ohne die Anruftaste zu betätigen. Das Gästehaus kam in Sicht, etwa hundert Meter entfernt, und ich konnte auch die Lichter von Stanhope Hall sehen, die sich etwa vierhundert Meter dahinter befanden. Wenn Nasim mit einem Fernglas Ausschau hielt, glaubte er womöglich, die Attentäter rückten an.
    Als wir uns dem Cottage näherten, sah ich, dass ein paar Lichter im Haus und die beiden Außenlampen brannten - eine über der Tür und eine auf einer Steinsäule, die den Abzweig zu Stanhope Hall markierte. Susan bog vom Hauptweg ab, und ich sagte zu ihr: »Wende auf dem Vorplatz.«
    Als wir auf den Hof vor dem Cottage stießen, drehte Susan, sodass der SUV in Richtung Zufahrt stand.
    Ich drückte ihr das Handy in die Hand. »Ich überprüfe das Haus, und du bleibst hier und hältst dich bereit, sofort wegzufahren und die 9-1-1 anzurufen. Und drück auf die Notruftaste an deinem Schlüsselanhänger.«
    »John, wenn du meinst, dass uns eine Gefahr droht, dann lass uns doch heute Nacht einfach in ein Hotel gehen.«
    »Ich glaube nicht, dass uns eine Gefahr droht, aber ich glaube, wir sollten die normalen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.« »Das ist nicht normal.«
    »Jetzt schon.« Dann lächelte ich und sagte: »Bleib hier, und bleib wach.«
    »John -«
    Ich stieg aus, ging zur Haustür und überprüfte, ob sie abgeschlossen war, dann lief ich über den Seitenweg am Haus entlang, um festzustellen, ob irgendein Fenster offen oder eingeschlagen war. Vom Patio aus überprüfte ich die Fenster und Türen der Rückseite und spähte hinein. Dann setzte ich meinen Rundgang fort, und als ich um die Ecke bog, bewegte sich irgendetwas in der Dunkelheit, und ich erstarrte.
    Ich hatte eine Lampe im Wohnzimmer angelassen, deren Lichtschein durch das Fenster auf ein Stück Zierrasen neben dem Haus fiel, und jemand trat ins Licht. Es war Susan. Sie entdeckte mich und sagte: »Hier sieht alles gut aus.«
    »Ich habe dir gesagt, du sollst im Auto bleiben.«
    »Ich bin im Auto geblieben. Dann bin ich ausgestiegen.« Sie zuckte die Achseln. »Du hast zu lange gebraucht.«
    Ich war stinkwütend auf sie, aber gleichzeitig beeindruckte mich ihr Mut. Susan ist nicht ängstlich, nimmt nicht gern Befehle entgegen und hat nicht viel Geduld mit Männern, die sie beschützen wollen. Ich hatte das schon zigmal während eines Segeltörns erlebt und genauso oft bei Ausritten durchs offene Gelände. Deshalb

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