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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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ich.
    »Was soll das heißen?«
    »Es ist ein bisschen kompliziert, aber grundsätzlich läuft es darauf hinaus, dass sie ein behütetes und privilegiertes Leben geführt hat - so wie zum Beispiel... na ja, ein Dodo auf einer abgelegenen Insel - und daher nicht weiß, wie Gefahr aussieht, klingt oder riecht.«
    Er dachte eine Weile darüber nach, bevor er schließlich feststellte: »Bis September letzten Jahres war das ganze Land so.« »Interessante Analogie.«
    »Ich hatte die Gelegenheit, das psychiatrische Gutachten des Justizministeriums über Mrs Sutter sowie die von den Psychiatern der Familie zur Verfügung gestellte Analyse zu lesen, und beides ist... interessant.«
    Dessen war ich mir sicher, wusste jedoch, das er nicht näher darauf eingehen durfte. Ich sagte: »Ihr Geisteszustand vor zehn Jahren macht mir keine Sorgen. Was mir Sorgen macht, ist ihre derzeitige Haltung gegenüber der offensichtlichen Gefahr, in der sie schwebt - und das Problem dabei ist, glaube ich, eher ihr Charakter als irgendwelche psychologischen Konflikte oder unterbewusste ... was auch immer. Und deshalb würde ich sie gern zur Besinnung bringen.«
    Mancuso nickte. »Ich werde ihr die Fakten nennen und außerdem meine Meinung zum Ausmaß der Gefahr sagen.«
    »Gut. Sie können unsere neuen Farbcodes benutzen, das ist vielleicht einfacher für Sie«, schlug ich vor.
    Er rang sich ein Lächeln ab. »Ich muss erst hören, was Sie und Mrs Sutter zu sagen haben, bevor ich eine Farbe wähle.«
    Vermutlich, weil Susan noch nicht erschienen war, vertraute mir Mr Mancuso an: »Vielleicht interessiert es Sie, dass ich über diesen Fall an der Akademie gelehrt habe.«
    »Wirklich? Hoffentlich waren Sie nicht zu hart zu den Sutters. « Er wich der Antwort aus, sagte aber: »Die Zuhörer hatten immer mehr Fragen, als mir Antworten einfielen.« »Das geht mir genauso.«
    Er warf mir einen Blick zu und sagte: »Ich freue mich über die Gelegenheit, mich noch einmal mit einigen dieser Themen und Fragen auseinandersetzen zu können.«
    »Nun, ja, Mr Mancuso, ich nicht, aber es passiert nun mal.« Er pflichtete mir bei. »Gottes Mühlen mahlen langsam.« Bevor ich mich dazu äußern konnte, öffnete Susan die Tür und sagte: »Hier kommt das Mehl.«
    44
    Felix Mancuso und ich standen auf, und ich sagte: »Susan, erinnerst du dich noch an Special Agent Mancuso?«
    Sie lächelte freundlich, bot ihm die Hand zum Gruß und sagte: »Natürlich. Danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Ich freue mich, Ihnen wieder zu Diensten sein zu können«, erwiderte er.
    Ich glaubte nicht, dass sie beim letzten Mal glücklich mit seinen Diensten gewesen war, und sie mussten vermutlich beide daran denken.
    Nachdem die Freundlichkeiten ausgetauscht waren, winkte Susan Sophie zu, die mit einem Servierwagen vor der Tür stand, ihn auf Susans Zeichen hereinschob und dann wieder ging und die Tür schloss.
    Susan forderte uns auf, uns zu bedienen, wir kamen ihrer Bitte nach, und sie setzte sich auf die Couch, und Mr Mancuso und ich kehrten auf unsere Plätze zurück.
    Susan trug eine braune Hose, eine weiße Bluse und einen maßgeschneiderten blauen Blazer, eine züchtige und traditionelle Aufmachung. Ich hätte gern ein Kreuz an ihrem Hals gesehen, aber das wäre vielleicht zu viel des Guten gewesen.
    Möglicherweise reagierten wir beide etwas übertrieben auf Felix Mancusos katholische Mittelschichtmoral und seine Meinung über Susans einstigen Ehebruch und Mord sowie meine Tätigkeit für die Mafia; aber seine Ansichten schienen aufrichtig zu sein, und ich war davon überzeugt, dass Susan und ich viele seiner sittlichen Überzeugungen ebenso teilten wie seine geringe Meinung über unser früheres Verhalten. Trotzdem war es an der Zeit, dass wir uns neuen Problemen zuwandten.
    »Habe ich irgendetwas Wichtiges versäumt?«, erkundigte sich Susan.
    »Eigentlich nicht«, erwiderte ich. »Wir haben bloß noch mal darüber gesprochen, wie du und ich unser Leben verhunzt haben.«
    »Tja, dann bin ich ja froh, dass das nichts allzu Wichtiges ist.« Wir lächelten alle.
    Mr Mancuso sagte zu ihr: »Ich wünsche Ihnen und Mr Sutter alles Gute und viel Glück in Ihrer neuen Ehe.«
    »Danke«, erwiderte sie. »Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen.«
    Susan, das merkte ich, zog ihre Lady-Stanhope-Nummer ab, was im Umgang mit Felix Mancuso vielleicht genau das Richtige war, vielleicht aber auch nicht. Möglicherweise war ihr Verhalten eine Reaktion auf die letzte Begegnung mit ihm, denn sie

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