Nelson DeMille
Kanonisation und sagte: »Wenn ich mal persönlich etwas ... Ich kann nicht ganz nachvollziehen, wie Sie sich nach zehnjähriger Trennung so schnell versöhnen konnten.«
Nun ja, Susan Stanhope Sutter ist eine der großartigen Bettgenossinnen meines Lebens. Nein - die großartigste.
»Mr Sutter?«
»Naja ... es war, als wäre da ein Damm gebrochen, sodass die ein Jahrzehnt lang angestaute Wut, der Schmerz, die Enttäuschung und die Sturheit freigesetzt wurden. Und als die Flut verebbte, blieb ein tiefer, ruhiger See der ... tja, Liebe zurück.«
Ich meinte Susan ächzen zu hören, aber Mr Mancuso nickte und sagte: »Fahren Sie bitte fort.«
Ich berichtete von meiner Fahrt nach Alhambra, den Bell Security Service am Tor eingeschlossen, von meiner Begegnung mit Megan Bellarosa und dem Wiedersehen mit Anna. Dabei hätte ich Schwierigkeiten mit Mr Mancuso bekommen können, wenn ich mich über eine italienische Mutter lustig machte, deshalb spielte ich Annas Herrschsucht gegenüber ihrem Sohn herunter und hob ihre positiven Eigenschaften hervor, ihre Liebe, Wärme, Gastfreundschaft und Fröhlichkeit. Ich schloss diesen Teil der Geschichte mit den Worten ab: »Ich wünschte, ich hätte so eine Mutter.« Mir wurde klar, dass ich nicht ganz unehrlich war, daher klang alles richtig, und Mr Mancuso lächelte.
Bislang hatte ich mich ziemlich gut gehalten und die heiklen Sachen hinter mich gebracht, zum Beispiel mein Gespräch mit Anthony über neue Berufsaussichten, und von da an setzte mich die Geschichte in ein besseres Licht, vor allem aber kam ich zu den kaum verhohlenen Drohungen hinsichtlich Susan.
Ich berichtete in allen Einzelheiten von meinem Wiedersehen mit Onkel Sal und vertraute Mr Mancuso meine Gedanken und Feststellungen bezüglich der Beziehung zwischen Sal und Anthony an, dann kam ich zu meinem weiteren Einstellungsgespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden von Bell Enterprises und hob dabei hervor, dass Anthony zu dämlich war, um zu begreifen, warum ich nicht auf sein Angebot einging. Außerdem gab ich meinen Eindruck wieder, dass die Frauen in Anthonys Leben ihn nicht wie den Padrone behandelten. Mr Mancuso lächelte, als ich das italienische Wort gebrauchte, und nickte. Ich erwähnte außerdem, dass ich Anthony erzählt hatte, meine Tochter sei stellvertretende Bezirksstaatsanwältin in Brooklyn.
»Ein Mitglied Ihrer Familie ist also in der Strafverfolgung tätig«, kommentierte Mr Mancuso.
Susan, ganz die stolze Mama, schaltete sich ein: »Sie liebt ihren Job und arbeitet zwölf Stunden am Tag. Ich bin sehr stolz auf sie.«
Mr Mancuso lächelte erneut und dachte wahrscheinlich: Wenigstens ein Mitglied dieser Familie ist auf dem rechten Weg geblieben.
Weil es gut lief und ich mich auf der Zielgeraden befand, berichtete ich von Anthonys Herrenzimmer und meinen Telefongesprächen mit Elizabeth und Susan. Das Gespräch mit Elizabeth wollte ich eigentlich nicht einmal erwähnen, aber Mr Mancuso hatte wahrscheinlich die Aufzeichnung dieses sowie meines Telefonats mit Susan gehört. Und als Anwalt weiß ich, dass die Glaubwürdigkeit in Bezug auf andere Dinge in Frage gestellt wird, wenn man etwas auslässt, und sei es auch nur eine Kleinigkeit.
Mr Mancuso schien sich für Anthonys Herrenzimmer zu interessieren und bat mich, es zu beschreiben. Ich erwähnte Anthonys geerbte Bücher von der La Salle Military Academy und dass er eine Literatursammlung von Römern oder über Römer besaß.
Mancuso nickte und sagte: »Wie ich bereits erwähnt habe, bevor Mrs Sutter zu uns stieß, hat Anthony Bellarosa möglicherweise einen Cäsarenkomplex.« Er lächelte und fügte hinzu: »Das geht vielen so. Fahren Sie bitte fort.«
»Na schön.« Ich beendete meine Beschreibung des Herrenzimmers mit dem Bild über dem Kamin - der Reproduktion von Rubens' Raub der Sabinerinnen. Nun kam ich zu der Stelle, an der ich gestehen musste, dass ich Susans Ölgemälde von Alhambra gesehen und zerschlitzt hatte. In meiner Aussage bei der Polizei hatte ich das nicht erwähnt, daher wusste Susan nichts davon, und ich konnte nur vermuten, was sie davon halten oder dazu sagen würde. Außerdem war mir nicht klar, ob mich diese Tat zum harten Mann machte oder zum Spinner. Ohne irgendetwas auszuschmücken, sagte ich deshalb einfach: »Auf einer Staffelei in Anthonys Herrenzimmer stand ein Ölgemälde, und ich erkannte, dass es sich um das Bild handelte, das Susan vom Palmenhof von Alhambra gemalt -«
Mr Mancuso unterbrach mich: »In
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