Nelson DeMille
Und du hast versprochen, dich dafür zu entschuldigen.« »Ich kann es kaum erwarten.«
Sie musterte mich eingehend. »John, es ist der Kinder wegen ... und ich meine nicht ihr seelisches Wohlergehen - ich meine ihr finanzielles Wohlergehen.«
»Ich weiß genau, was du meinst. Aber du glaubst ja nicht, dass deine Eltern ihre Enkelkinder unseretwegen bestrafen werden.« Ich konnte mir nicht verkneifen, hinzuzufügen: »Niemand wäre so rachsüchtig.«
»Lass uns nicht die Probe aufs Exempel machen.«
»Ich habe dich gehört. Beehrt uns zu diesen traurigen und fröhlichen Anlässen auch dein Bruder mit seiner Gesellschaft?« »Zu Ethels Beerdigung wird Peter nicht da sein«, erwiderte sie. »Aber er versucht, zum Vatertag zu kommen.« »Wunderbar. Und wo arbeitet Peter dieser Tage?«
»Auf den Bahamas.«
»Was macht er da?«
»Er surft.«
»Richtig. Tja, wenn er jetzt anfängt und ein paar gute Wellen erwischt, kann er bis Sonntag hier sein.«
Ich dachte, das würde sie ärgern, aber sie lächelte. »Die Stanhopes entlocken dir deinen ganzen Witz.«
Du hast noch nichts davon erlebt, meine Gute. Ich wechselte das Thema und erinnerte sie: »Felix Mancuso wird in Kürze hier sein. Ich verlasse mich auf dich, Susan, dass du jegliche negative Einstellung, die du möglicherweise ihm gegenüber hast, hintanstellst und freundlich und zuvorkommend bist. Genauso, wie ich es bei deinen Eltern halten werde.«
»In Ordnung. Ich habe verstanden.« Sie dachte einen Moment lang nach, bevor sie sagte: »Das ist für alle die Gelegenheit, die Vergangenheit wiedergutzumachen. Oder sie zumindest ruhen zu lassen.«
»Genau so ist es.«
Ich dachte an das Gespräch, das ich am Sterbebett mit Ethel geführt hatte, die, wie ich aufrichtig hoffte, ähnliche Gespräche mit jedem gehabt hatte, der sie besuchte. Nicht allen von uns ist ein langes Abschiednehmen vergönnt, deshalb verpassen wir oft die Gelegenheit, die Dinge ins Lot zu bringen, bevor wir nicht mehr atmen und reden können.
Vielleicht sollten wir also vorsichtshalber für jeden einen Brief hinterlassen, falls wir nicht die Gelegenheit bekommen, zu sagen: »Tut mir leid, dass ich so ein Arschloch war«, und ich vermutete, dass Ethels Brief an mich auf so etwas hinauslief. Und um ehrlich zu sein, gab es drei solche Briefe von mir, die bei meinem Notar in England lagen; je einer an Edward und Carolyn und einer an Susan. Der Brief, der am leichtesten zu schreiben ist, fängt mit den Worten an:
»Wenn Du das liest, heißt das, dass ich tot bin ...« Vielleicht sollte ich auch William und Charlotte einen schreiben: Liebe Arschlöcher... »Worüber denkst du nach?«, fragte Susan.
»Darüber ... was für ein Glück wir haben ... du und ich ... und wie viel Glück ich habe, dass du das hier ermöglicht hast... und dass wir diese gemeinsame Zeit haben, egal was als Nächstes geschieht.«
Special Agent Felix Mancuso klingelte um zehn Uhr, und ich öffnete ihm die Tür.
Wir schüttelten uns die Hand und begrüßten uns, und als ich ihn in die Diele führte, nahm er seinen Regenhut ab, und ich sah, dass seine Glatze in den letzten zehn Jahren nicht groß fortgeschritten war, aber die Überreste seiner einstmals schwarzen Haare grau meliert waren. Als er noch gegen La Cosa Nostra ermittelt hatte, trug Special Agent Mancuso grundsätzlich bessere italienische Anzüge als seine Gegner; aber jetzt fiel mir auf, dass sein grauer Anzug, das Hemd und der Schlips nichts Besonderes waren und er sich auf den Straßen von New York bestens anpassen konnte, wenn er Terroristen quer durch die Stadt verfolgte - oder was immer er bei der Antiterror-Task-Force machte. Außerdem fiel mir auf, dass er einen Flaggen sticker am Revers trug, damit er in New York nicht auffiel.
Susan war in der Küche, und ich hatte sie gebeten, mir zehn Minuten Zeit mit Mancuso zu lassen, daher führte ich ihn in mein neues altes Büro und bat ihn, auf meinem alten ledernen Clubsessel Platz zu nehmen. Er blickte sich kurz im Zimmer um, als ich mich auf meinen Schreibtischstuhl setzte und die Telefonklingel abstellte.
»Sie haben hier ein sehr schönes Haus«, sagte er zu mir und fragte: »Und das war das Anwesen der Familie Ihrer Frau?« »Wir bezeichnen es gern als unseren Stammsitz.«
Er erkannte, dass ich witzig sein wollte, und lächelte.
Ich klärte ihn auf: »Ihr gehören das Gästehaus und vier Hektar Land. Den Großteil der verbliebenen Ländereien und das Herrenhaus besitzt jetzt Mr Amir Nasim, der,
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