Nelson DeMille
mir Mr Bahnik gern zeigte.
Er schloss den Waffenschrank auf und legte ein paar kleine Karabiner auf den Ladentisch. Ich untersuchte einen alten Ml Winchester vom Kaliber .30, der aus dem Zweiten Weltkrieg stammte und mit dem ich bei der Army geschossen hatte. Diese Gewehre sind nur knapp einen Meter lang und passen bestens unter einen Autositz und vielleicht sogar in eine der großen Handtaschen, wie sie Frauen tragen.
Mr Bahnik wies mich kurz ein. »Der Ml ist auf etwa dreihundert Meter schussgenau und fällt einen Hirsch, aber er wird hauptsächlich für Kleinwild benutzt und außerdem zur persönlichen Verteidigung. Wozu wollen Sie ihn benutzen?«
Ich wollte ihm nicht sagen, dass ich ihn ins Auto legen wollte, weil die Mafia hinter mir her war, deshalb erwiderte ich: »Um mein Haus zu beschützen.«
»Ah. Auszeichnet. Die Gemahlin wird ihn mögen - leicht, nur knapp über zwei Kilo, halbautomatisch und kein starker Rückschlag.«
»Sie wird ihn lieben. Er ist ein Geschenk zum Hochzeitstag.«
Mr Bahnik war klar, dass ich einen Witz machte - oder er hoffte es zumindest -, und lachte.
Ich besorgte mir eine Schachtel 30er Patronen, Reinigungsbesteck für den Karabiner und eines für die Schrotflinte daheim, und Mr Bahnik legte einen Aufnäher mit der amerikanischen Flagge dazu, den ich mir auf meine Jagdjacke oder meinen Pyjama nähen konnte.
Ich bemerkte einen orangefarbenen ABC-Schutzanzug, der neben einer hübschen Auswahl an Gasmasken an der Wand hing. Diese Gegenstände waren seit meinem letzten Besuch allem Anschein nach neu hinzugekommen, und ich fragte: »Verkaufen Sie viele Gasmasken und Schutzanzüge?«
Mr Bahnik warf einen Blick zu den Ausstellungsstücken an der Wand und erwiderte: »Ich verkaufe ein paar Gasmasken ... aber die Schutzanzüge haben noch keinen Abnehmer gefunden. Allerdings verkaufe ich viele gefriergetrocknete Rationen und Feldflaschen für Wasser. Und ein paar Geigerzähler.«
»Und Waffen?«
»Das Geschäft hat zugenommen. Dazu Kerzen, Karbidlampen, Taschenlampen ... und dergleichen mehr.« Er scherzte: »Uns geht's sonst nicht mal in der Hurrikansaison so gut.«
Ich schwieg, freute mich aber, dass es Mr Bahnik gutging und die Gold Coast auf alles vorbereitet war. Das Leben in den USA hatte sich mit Sicherheit verändert.
Mr Bahnik rechnete meinen Einkauf zusammen, während ich ein paar Papiere für den Karabiner und die Munition ausfüllte. In den Formularen der Regierung wurden nicht allzu viele alberne Fragen gestellt, und für das Ausweisfoto benutzte ich meinen Pass. Meine American-Express-Karte funktionierte noch, obwohl ich meiner Meinung nach schon eine Zeitlang keine Rechnung mehr bezahlt hatte, und wir erledigten die Transaktion.
Mr Bahnik wickelte den Ml-Karabiner in einfaches braunes Papier, damit ich ihn zum Auto tragen konnte, ohne Passanten oder Ordnungshüter zu erschrecken, und packte meine anderen Errungenschaften in eine große Einkaufstüte mit der Aufschrift »Sportwaren - Campingausrüstungen - Schusswaffen«. Kein Wort von Gasmasken.
Mein Name, vielleicht auch meine Adresse auf den Formularen sowie mein Gesicht schienen Mr Bahnik mit einem Mal bekannt vorzukommen, und ich sah, dass er sich an etwas erinnerte - vielleicht an meine fröhlichen Einkäufe mit den Kindern hier in seinem Laden. Aber wahrscheinlich fiel ihm irgendetwas ein, das er vor zehn Jahren gelesen oder im Fernsehen gesehen hatte. Er schaute mich an und sagte wie zu sich selbst: »Oh ...ja.«
Ich dankte ihm für seine Hilfe, und als ich zur Tür ging, sah ich, wie er mir hinterherschaute und vielleicht befürchtete, dass er mich und Mrs Sutter wieder in den Abendnachrichten sehen würde. Nun ja, schon möglich.
Es hatte aufgehört zu regnen, aber der Himmel war dunkel, und in der Ferne hörte ich es donnern und wusste, dass es wieder anfangen würde.
In Stanhope Hall angekommen, hatte ich das Glück, auf Amir Nasim zu stoßen, der vor seinem frisch übernommenen Pförtnerhaus stand und mit zwei Männern in Anzügen sprach. Innenarchitekten? Eher nicht. Ich hielt an und stieg aus meinem Taurus, worauf sich Mr Nasim bei seinen Begleitern entschuldigte und zu mir kam.
Wir begrüßten einander, und er war mir gegenüber ein bisschen kühl, was daher rühren konnte, dass ich Susan nicht überredet hatte, ihm das Haus zu verkaufen. Außerdem war ihm vermutlich klar geworden, dass ich mich langfristig auf dem Grundstück niederzulassen gedachte. Anderseits hatte er sein Pförtnerhaus
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