Nelson DeMille
früher bekommen, als einer von uns hätte voraussehen können.
Vielleicht war er auch wegen Felix Mancusos Besuch aufgebracht, denn es gab zwei Gründe, weshalb ihm das Auftauchen eines FBI-Agenten unangenehm sein könnte: Erstens wollte er nicht vom FBI besucht werden; und zweitens hatte Mancuso ihm von den Problemen erzählt, die die Mafia den Sutters bereiteten. Oder ihn ärgerte alles zusammen.
Aber Mr Nasim war ein höflicher Bursche, der sich immerhin ein Lächeln abrang, als er zu mir sagte: »Wenn ich recht verstanden habe, darf ich Ihnen und Mrs Sutter also gratulieren.«
Ich wollte ihm seine Glückwünsche nicht durch die neueste Nachricht verderben, dass Mrs Sutter und ich im Moment nicht miteinander sprachen, daher erwiderte ich: »Danke.«
»Haben Sie vor, weiterhin hier zu wohnen?«
Ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich weiterhin hier wohnen würde, bis ich im Gästehaus gewesen war und festgestellt hatte, ob meine Taschen gepackt waren. Und wenn ich ihm gegenüber äußerte, dass wir ans Wegziehen dachten, würde er mit seinem Angebot heruntergehen, und ich würde zudem meine zehnprozentige Provision verlieren. Also erwiderte ich ernst: »Wir lieben unser Haus.«
»Nun ... Sie werden mir aber Bescheid sagen, wenn sich Ihre Pläne ändern sollten.«
»Sie werden der Erste sein, der es erfährt.«
Mr Mancusos Besuch wollte Nasim anscheinend nicht zur Sprache bringen, aber er sagte bezüglich der beiden Gentlemen, die um das Pförtnerhaus herumliefen: »Ich habe die Dienste eines privaten Wachschutzunternehmens in Anspruch genommen, das meine Bedürfnisse überprüft und Empfehlungen macht, wie ich die Sicherheit hier verbessern kann.«
»Gute Idee.« Ich nickte und riet ihm: »Aber nehmen Sie nicht Bell Security. Das ist eine Mafia-Firma.«
Ich konnte nicht erkennen, ob er mich ernst nahm oder dachte, ich wollte einen Witz machen, aber er versicherte mir: »Es ist nicht diese Firma.«
»Gut. Und was dieses Thema angeht, nehme ich an, dass Sie heute Morgen mit Special Agent Felix Mancuso vom FBI gesprochen haben.«
»Ja, in der Tat. Er sprach von Ihrer und Mrs Sutters Besorgnis wegen eines möglich Problems in Zusammenhang mit Vorkommnissen, die einige Jahre zurückliegen.«
»Ganz recht. Allem Anschein nach haben wir also alle ein paar Sicherheitsprobleme, und ich wäre sehr froh, wenn wir unsere diesbezüglichen Vorkehrungen absprechen könnten.«
Er dachte darüber nach und kam vermutlich zu dem Schluss, dass ich es auf kostenlosen Wachschutz anlegte. »Natürlich können wir das tun«, erwiderte er schließlich. »Immerhin handelt es sich um das gleiche Grundstück, und wir teilen uns den gleichen Zugang, deshalb müssen wir absprechen, welchen Besuchern der Zutritt erlaubt wird.« Er warf mir einen Blick zu. »Genau so, wie man es bei den Alhambra-Anlagen nebenan hält.«
Ein schlechter Vergleich, aber ich erwiderte: »Stimmt.«
»Zuallererst, nämlich ab sofort, werde ich im Pförtnerhaus zwei uniformierte Wachmänner einquartieren, die in Kürze eintreffen werden. Ich lasse die Frequenz der Fernbedienung wie auch den Zugangscode ändern, und ich will dafür sorgen, dass das Tor öfter verschlossen als geöffnet ist. Aber natürlich werde ich Ihnen und Mrs Sutter die neuen Codes und Fernbedienungen zukommen lassen.«
»Danke.« Mr Nasim machte das Leben der Sutters gewiss etwas sicherer, aber es bereitete ihm auch ein gewisses Vergnügen, uns das Kommen und Gehen ein bisschen schwerer zu machen. Okay, das war sein gutes Recht - das Gästehaus befand sich mitten auf seinem Grundstück, und laut Grundbucheintrag hatten die Besitzer des Gästehauses zwar ein Wegerecht für die Zufahrt, aber das Tor fiel unter Amir Nasims Zuständigkeit und damit auch der Zugang zu dem Weg, den sie nutzen durften. Wenn wir nicht alle ähnliche Sicherheitsprobleme gehabt hätten - Leute, die uns umbringen wollten -, hätte ich bestimmt binnen eines Monats mit Mr Nasim vor Gericht gestanden. Aber vorerst waren wir uns einig, was unsere Bedenken bezüglich der Sicherheit anging, daher war es für die Sutters eine glückliche Fügung, dass Amir Nasim glaubte, bestimmt Leute wollten ihn umlegen. Wenn man von Glück reden will.
Zum Thema Besucher fragte er mich: »Erwarten Sie irgendwelche Gäste, Mr Sutter? Oder irgendjemanden, dem Sie keinen Zutritt gewähren wollen?«
»Um ehrlich zu sein, habe ich heute noch keine Anrufe von der Mafia erhalten.«
Er wirkte verblüfft über meine direkte Antwort,
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