Nelson DeMille
das Gewehr, wog es in den Händen und pflichtete mir bei. »Ich könnte es nach Locust Valley mitnehmen und den ganzen Tag damit herumlaufen.«
»Und es passt gut unter einen Autositz.«
»Das sehe ich.«
Ich nahm ihr das Gewehr ab, setzte das Magazin ein, überprüfte die Sicherung und lud durch. »Du entsicherst es einfach, zielst und drückst ab. Es ist halbautomatisch, schießt also jedes Mal, wenn du abdrückst - fünfzehn Schuss. Okay?«
Susan nickte.
Dann zeigte ich ihr, wie man aus der Hüfte auf Nahziele schoss, drückte das Gewehr anschließend an meine Schulter und sagte: »Für einen Schuss über, sagen wir mal, mehr als fünf Meter Entfernung zielst du genauso wie mit einer Schrotflinte auf Tontauben, aber du musst nicht vorhalten und -«
Unglücklicherweise tauchte Sophie in diesem Moment in der Tür auf, schrie und stürmte davon. Ich wollte ihr hinterherlaufen - ohne das Gewehr -, aber Susan hielt mich zurück. »Das mache ich«, sagte sie, »ich bin gleich wieder da«, und heftete sich an Sophies Fersen.
Ich nutzte die Zeit und mixte uns zwei leichte Wodkas mit Tonic. Ich fand es gut, dass Susan und ich die Vergangenheit endlich vollständig hinter uns gelassen hatten, außerdem fand ich es gut, dass ich das Gewehr und die Schrotflintenmunition gekauft hatte, und es war auch gut, dass sich Felix Mancuso mit dem Fall befasste.
Gut war obendrein, dass Amir Nasim beschlossen hatte, umfassende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, was er, wenn er sich wirklich Sorgen machte, schon vor einiger Zeit hätte tun sollen. Dann kam mir der Gedanke, dass Felix Mancuso möglicherweise die Gelegenheit genutzt und Nasim eine Heidenangst eingejagt hatte, indem er ihm erklärte, das FBI habe herausgefunden, dass er tatsächlich in unmittelbarer Lebensgefahr schwebte. Alarmstufe Rot, Amir.
Aber hätte Mancuso Nasim derart erschreckt, nur damit der den Sutters einen Wachschutz rund um die Uhr bezahlte? Oder war es lediglich ein Zufall, dass Nasim nach Mancusos Besuch mit diesen Sicherheitsberatern sprach? Möglicherweise hatte Nasim sie angerufen, sobald er erfahren hatte, dass sich das Pförtner haus in seinem Besitz befand. Auf jeden Fall wurde ich das Gefühl nicht los, dass Mancuso Nasim den gleichen Rat gegeben hatte wie mir: Heuern Sie ein paar Revolvermänner an.
Susan kehrte zurück und sagte: »Ich habe ihr eine Gehaltserhöhung gegeben.«
»Reinigt sie meine Waffen?«
»Nein, John, aber ich habe ihr versichert, dass du einigermaßen normal bist, und die Gehaltserhöhung habe ich ihr gegeben, weil jetzt eine weitere Person im Haus lebt.«
»Gut. Hast du ihr gesagt, dass die Mafia hinter uns her ist?«
»Nein, habe ich nicht. Aber ich werde sie daraufhinweisen, dass sie Fremden nicht die Tür öffnen soll.«
»Viele Fremde werden uns nicht besuchen. Nasim hat ein neues Regime für Stanhope Hall eingeführt.«
»Was meinst du damit?«
Ich reichte ihr den Wodka mit Tonic und sagte: »Ich bin ihm gerade über den Weg gelaufen, als er mit Sicherheitsberatern geredet hat.« Ich prostete ihr zu. »Auf ein neues iranisch-amerikanisches Verteidigungsbündnis.«
Ich berichtete Susan von meinem Gespräch mit Nasim, worauf sie meinte: »Das wird sehr unangenehm sein ... und es beeinträchtigt meine Lebensqualität.«
»Umgebracht werden ebenfalls«, wandte ich ein.
Sie dachte darüber nach. »Mit so etwas hatte ich nicht gerechnet, als ich zurückgekehrt bin.«
»Bestimmt nicht. Aber ... tja, aus Sicherheitsgründen müssen wir alle ein bisschen Freiheit aufgeben.«
»Nein, müssen wir nicht.«
Es war eine alte Diskussion über eine reine Ermessenssache - wie viel Freiheit wollen wir aufgeben, und wie viel Angstfreiheit bekommen wir dafür? »Mal sehen, wie es funktioniert«, sagte ich. »Unterdessen wird nicht mehr nackt auf dem Grundstück rumgelaufen.«
Sie lächelte.
Außerdem erklärte ich ihr: »Nasim würde zu unser beider Sicherheit gern die Hecken rausreißen lassen. Aber ich habe ihm gesagt, dass wir Wert auf unsere Privatsphäre legen.«
Susan dachte darüber nach und sagte: »Wenn er nicht solche Probleme mit den Bekleidungsvorschriften hätte ... beziehungsweise den Entkleidungsvorschriften ... tja, ich glaube, Nasim will uns nur unter Druck setzen, damit wir verkaufen.«
»Das spielt sicher eine Rolle.« Ich warf ihr einen Blick zu. »Du solltest darüber nachdenken.«
»Mache ich nicht.«
»Dann kauf das Anwesen von ihm zurück.« »Und woher soll ich das Geld nehmen?«
Mein
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