Nelson DeMille
Interessenkonflikt vor, und warum er einfach abwarten wollte, bis Susan und ich die Sicherheits - Vorkehrungen zu lästig fanden.
Das einzig Gute war Williams Erpressungsversuch, sein Angebot, mich auszuzahlen, wenn ich abschob. Nur um ein paar Zahlen durchzugehen: Ich hatte den Eindruck, dass Susans Unterhalt etwa zweihundertfünfzigtausend Dollar im Jahr betrug - was erheblich mehr war als die fünf Piepen, die ich wöchentlich von meinen Eltern bekommen hatte. Aber durch die steigenden Lebenshaltungskosten waren Susans fünftausend Dollar pro Woche vielleicht durchaus angemessen. Wenn William mir außerdem eine Million gab, musste er alljährlich hunderttausend Dollar von Susans Unterhalt abzwacken, um es wieder wettzumachen und ihr eine Lektion zu erteilen. Falls er das jedoch nicht wollte, musste er es aus seiner eigenen Tasche bezahlen. Autsch!
Ich glaubte allerdings nicht, dass er noch zehn Jahre bei uns sein würde, es sei denn, er mäßigte sich mit den Martinis. Oder hielten die ihn am Leben?
Eigentlich waren das lauter müßige Überlegungen. Ich würde sein Geld nicht nehmen, wohl aber seine Tochter. Ich wollte weder sein noch ihr Geld. Aber was war mit Edward und Carolyn? Und auch mit Susan? War sie wirklich bereit, mit mir den Schulterschluss zu üben, Mom und Dad den Finger zu zeigen und gemeinsam mit mir » Vaffanculo!« zu brüllen?
Und war ich bereit, sie das tun zu lassen?
Das waren im Moment die Fragen, uns deshalb wusste ich nicht, ob ich ein Rückflugticket nach London brauchte.
Ich mailte Samantha: »Ich entschuldige mich, kann Dir aber meine mangelhafte Kommunikation nicht erklären. Wir müssen miteinander sprechen, ich rufe Dich bis spätestens Montag an. Ich zeichnete den Text nicht namentlich und schickte ihn ohne jede abschließende Gefühlsäußerung ab, genauso, wie sie es gemacht hatte.
Nun ja, das war ein Schritt in die richtige Richtung. Ich war mir sowieso nicht sicher gewesen, was Samantha betraf - ich ging mit Frauen, die ich entweder unmöglich heiraten konnte oder die von Anfang an kundgetan hatten, dass sie mich niemals heiraten würden, selbst wenn ihr Leben davon abhinge. Bislang hat es ganz gut geklappt.
Die Gegensprechanlage summte, und ich nahm den Hörer ab. Susan sagte: »Ich bin noch immer mit Edward und Carolyn auf dem Patio, falls du Lust hast, uns Gesellschaft zu leisten.«
»Bin gleich da.«
Ich ließ meinen Wodka im Büro und ging zurück nach draußen.
Susan sagte: »Ich glaube, ich habe Edward und Carolyn die Lage klar und deutlich dargelegt, und wir sind übereingekommen, dass für uns nur eines in Betracht kommt: Wir wollen wieder eine Familie sein.«
Ich schaute Edward an, dann Carolyn und wandte mich schließlich wieder Susan zu. Ich hoffte wirklich, dass sie die Lage klar und deutlich dargelegt hatte. Zumindest war ich mir sicher, dass sie offen gewesen war hinsichtlich einer möglichen finanziellen Bestrafung, die sie selbst treffen könnte, wenn sie Dad wieder heiratete. Aber ich war nicht ganz davon überzeugt, dass sie auch den nächsten Schritt getan und erklärt hatte, dass Opa bei ihrer Bestrafung auch die Kinder einbeziehen könnte.
»In Ordnung«, sagte ich. »Thema beendet. Wer will noch mehr Champagner?«
Susan und Carolyn wollten, während Edward und ich uns für irischen Champagner entschieden - Bier.
Weil Susan und Carolyn von sich aus anboten, die Getränke zu holen, blieben Edward und ich sitzen. Er schaute mich an und sagte: »Ich kann einfach nicht glauben, dass Opa so was tun würde.«
»Wir wissen nicht, was er tun wird«, erwiderte ich. »Bellende Hunde beißen nicht.« Was nicht stimmte; der alte Mistkerl biss fest zu.
Edward, sensible Seele, die er ist, sagte: »Er sollte sich freuen, dass Mom glücklich ist.«
»Möglicherweise tut er's ja. Wir wissen es nicht. Warum klammern wir das nicht einfach aus und feiern das schöne Wiedersehen der ganzen Familie?« Unverblümt fügte ich hinzu: »Sei nett zu Opa.«
»Okay.«
Die Vorstellung, dass die Kinder möglicherweise ein Leben lang von ihrem Gehalt leben mussten, machte mir nicht so sehr zu schaffen wie die, dass Peter Stanhope, der nichtsnutzige Scheißkerl und angehende Schwager, alles bekam. Okay, wenn es so weit war, könnte ich ihm so eine Angst einjagen, dass er seiner Nichte und seinem Neffen ein paar Dollar abtrat, was besser für ihn wäre, als wenn John Sutter ihn zehn Jahre lang vor Gericht hinhielt.
»Mom liebt dich wirklich«, sagte Edward.
»Deswegen
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