Nelson DeMille
vor acht Uhr morgens und nach sechs Uhr abends politische Morde nicht erlaubt sind. Und am Sonntag gar nicht.«
Wenigstens Edward fand das komisch. Ich wandte mich dem Grund ihres Besuches zu, und Susan erzählte ihnen von der Totenwache am Abend zuvor und teilte ihnen mit: »Wir gehen heute Abend alle eine halbe Stunde hin, und danach können wir hoffentlich zusammen essen.«
Damit waren alle einverstanden, und Susan fragte: »Wieso gehen wir um der alten Zeiten willen nicht in den Seawanhaka?«
Carolyn tat begeistert, und Edward war es egal, womit es beschlossen war.
Susan musste über Opa und Oma sprechen, und weil wir diese Sache vorher verabredet hatten, verteilte ich den letzten Rest Champagner und sagte: »Ich muss einen wichtigen Anruf machen. Dauert etwa 'ne Viertelstunde.«
Ich ging hinein, machte mir einen wichtigen Wodka mit Tonic und begab mich damit in mein Büro.
Wie schon gesagt, das war eine familiäre Angelegenheit der Stanhopes, und ich wollte es Susan überlassen, den Kindern so viel oder so wenig zu erzählen, wie sie ihrer Meinung nach wissen mussten.
Wenn sie ehrlich zu ihnen war, würde sie ihnen mitteilen, dass Opa und Oma alles andere als begeistert über meine Rückkehr waren und dass ihre liebenswürdigen alten Großeltern möglicherweise damit drohen würden, Mama aus dem Tresor zu verbannen, wenn wir wieder heirateten. Beziehungsweise zusammenlebten oder wenn ich mich meiner Exfrau auch nur auf tausend Meilen näherte. Und wenn Susan hundertprozentig ehrlich zu den Kindern und zu sich selbst war, würde sie sie darauf aufmerksam machen, dass auch ihr Treuhandfonds und ihr Erbteil gefährdet waren.
Allerdings schienen sich weder Edward noch Carolyn für Geld zu interessieren, und ich glaube, sie wären eher wegen der Haltung ihrer Großaltern verletzt als wegen der entgangenen Millionen.
Irgendwann würden wir alle jedoch den finanziellen Druck spüren, aber das würde uns hoffentlich als Familie noch enger zusammenschweißen. Wir könnten alle in Carolyns Zweizimmerwohnung in Brooklyn ziehen, um den Tisch sitzen, Burgerpampe essen und über Opa und Oma lästern. »Hab ich euch schon erzählt, dass er ein schlammschlürfendes Schwein war, Kinder? Reich mir mal die Limo.«
Ich hörte den Anrufbeantworter ab und stieß auf eine Nachricht von Mr Mancuso, der mir mitteilte: »Noch immer keine Spur von ihm. Ich melde mich über Mrs Sutters Handy, wenn sich etwas ändert. Und ich rufe auf jeden Fall am Samstag vom Friedhof aus an. Außerdem haben wir mit Tony Rossini gesprochen, und er weiß nichts. Aber wir bleiben dran. Zu Ihrer weiteren Information: Sally Da-da führt sein normales Alltagsleben - aber mit zusätzlichen Leibwächtern. Rufen Sie mich an, wenn Sie irgendetwas brauchen.«
Nun ja, hoffentlich nutzte Onkel Sal nicht den Familienrabatt und engagierte den Bell Security Service. Ich würde ihm die aSS-Männer empfehlen, wenn ich ihn sah.
Was Anthony anging - wo zum Teufel steckte der Typ? Er musste inzwischen von seinen Freunden und Angestellten erfahren haben, dass die FBIler und die Polizei nach ihm gefragt hatten. Von Onkel Sal gar nicht zu sprechen, der mit Sicherheit auch wissen wollte, wo sich sein Neffe versteckt hielt. Und ich ebenfalls. Die Einzige, sie sich vermutlich nicht darum scherte, war seine Frau.
Ich rief meine E-Mails ab und fand eine Mitteilung von Samantha: Du hast diese Woche weder angerufen noch gemailt. Was soll ich davon halten?
Nun ja, du solltest davon ausgehen, dass es kein gutes Zeichen ist.
Du könntest vielleicht auch annehmen, dass ich tot bin. Aber du würdest nie erraten, dass John der Junggeselle verlobt ist.
Ich mochte Samantha wirklich und wollte auch ganz ehrlich zu ihr sein, aber der Haken dabei war, dass sie Leute aus meiner Kanzlei kannte. Und wenn ich ihr sagte, dass ich nicht zurückkäme, würden es meine Arbeitgeber erfahren, die mir meine Stelle schriftlich bis zum 1. September zugesichert hatten.
Unterdessen erweckte es hier den Anschein, als wäre mein Jobangebot bei La Cosa Nostra vom Tisch, jedenfalls entnahm ich das dem Umstand, dass der Vorstandsv orsitzende, der das Einstellungsgespräch mit mir geführt hatte, mich jetzt umbringen wollte. Hinzu kam, dass sich Mr Nasims Angebot, mir eine zehnprozentige Provision zu zahlen, wenn ich den Verkauf des Gästehauses an ihn ermöglichte, womöglich ebenfalls erledigt hatte, da ich die Eigentümerin heiraten wollte. Ich sah ein, weshalb er meinte, hier läge ein
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