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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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bin ich hier, Skipper.« Und ich fügte natürlich hinzu: »Ich liebe sie ebenfalls.«
    Das Objekt meiner Liebe kam mit einem Eiskübel und einer Flasche Schampus heraus, und Carolyn brachte ein Tablett mit Bier und Gläsern.
    Wir saßen da, unterhielten uns unter dem grauen Himmel, und ab und zu rissen die Wolken auf, und Sonnenschein fiel auf den Patio und die Sutters.
    56
    Wir waren gegen neunzehn Uhr dreißig bei Walton's Funeral Home und trugen uns ins Gästebuch ein, in dem es glücklicherweise keine Spalte für die Ankunfts- und Abgangszeiten gab.
    Die Sutters begaben sich zum Sarg, bezeugten der Verstorbenen ihre Hochachtung und sprachen stumme Gebete. Carolyn und Edward hatten in ihrem jungen Leben noch nicht viele Tote gesehen und fühlten sich angesichts der Vergänglichkeit sichtlich unwohl. Carolyn weinte sogar, und auch Edward wirkte sehr traurig. Beide hatten Ethel gemocht, was auf Gegenseitigkeit beruhte, und ich war froh, dass sie Schmerz und Trauer empfinden konnten.
    Einmal mehr ergriff ich die Initiative und führte uns vom Sarg weg.
    Wie beim letzten Mal begrüßten wir Elizabeth und ihre Familie, und ich nutzte die Gelegenheit und stellte Edward und Carolyn Tom junior und Betsy vor, die sie in den letzten zehn Jahren nicht gesehen hatten. Ich bemerkte jetzt, dass zwischen Elizabeths und meinen Kindern ein Altersunterschied von sechs bis sieben Jahren bestand, was in dem Alter zwar beträchtlich war, aber kein unüberwindbares Hindernis, wenn sie einander mochten. Allerdings waren Zeitpunkt und Ort vielleicht nicht dazu angetan, die Flammen der Leidenschaft zu entfachen. Genau genommen sah ich nicht einmal einen Funken. Nun gut.
    Tom Corbet und Laurence waren auch wieder da, und ich zollte Tom Anerkennung dafür, dass er einen guten Exgatten und engagierten Vater abgab. Mein Verhalten als Exgatte war meiner Meinung nach den Umständen angemessen, und ich wäre ein besserer geschiedener Vater gewesen, wenn ich nicht ein Jahrzehnt lang weg gewesen wäre. Aber das war Schnee von gestern, matschig, getaut und schließlich geschmolzen.
    Ich schlug vor, ein wenig herumzulaufen, und so arbeiteten wir uns durch Salon A und begaben uns dann in den Warteraum, um nachzusehen, ob dort jemand war, den wir begrüßen mussten. Man bekommt Punkte und verteilt Punkte, wenn man zu einer Totenwache geht, und jeder will, dass sein Besuch zur Kenntnis genommen wird. Irgendwann landen wir alle im Sarg, deshalb sollte man vorher etwas dafür tun, dass man eine gute Trauergemeinde hat, wenn es so weit ist.
    Susan, Edward und Carolyn sprachen mit einigen Bekannten, und allem Anschein nach war heute Abend eine andere Besucherschar da, denn auch ich kannte ein paar Leute, darunter Beryl Carlisle, eine verheiratete Frau, die früher bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit mir geflirtet hatte und ebenso geschieden war wie ich -was würde ich heute Abend also machen?
    Tja, Susan und ich waren wieder zusammen. Ist das nicht großartig? Und da ist sie ja - »Susan, komm her und sag Hallo zu Beryl. Entschuldigt mich.«
    Als ich noch hier wohnte, waren Hochzeiten und Beerdigungen der Fluch meines Daseins gewesen - zu viel von beidem -, von Taufen, Verlobungsfeiern, Geburtstagen und Ruhestandspartys gar nicht zu sprechen. Wenn wir schon jeden Wandel im Leben der Menschen feiern müssen, warum gibt es dann keine Scheidungspartys? Ich bin dabei.
    Ich warf einen Blick auf meine Uhr und sah, dass erst zwanzig Minuten vergangen waren, obwohl es mir länger vorgekommen war. Ich kehrte ins Foyer zurück, wo das Ausgangsschild lockte.
    Susan sollte die Truppen zusammentrommeln, ließ sich aber Zeit, und ich wartete und betrachtete eingehend eins dieser halbspirituellen Gemälde - auf dem hier drang Sonnenschein durch die Wolken und fiel in einen Hain, in dem kleine Waldwesen in Frieden und Eintracht lebten. Schrecklich. Aber besser, als weitere tödliche Gespräche mit anderen Trauergästen zu führen.
    Susan trat hinter mich und sagte: »Wir sind so weit.«
    Ich drehte mich um und sah, dass unsere Schar größer geworden war. »Tom und Betsy möchten mit uns kommen«, erklärte Susan.
    Das war ein Zeichen, das Anlass zur Hoffnung gab. Aber aus irgendeinem Grund stand auch meine Mutter da, die mir erklärte: »Susan hat mich ebenfalls eingeladen.«
    Wie kam sie hierher? Ich riss mich ganz gut zusammen und sagte: »Aber Oma braucht doch keine Einladung.«
    Und so brachen wir auf. Edward und Carolyn erklärten sich tapfer bereit, mit Oma

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