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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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Ruhestätte, und Elizabeth ging hin und legte die Hand auf Georges Namen. Das war sehr schön.
    Ich blickte mich um und betrachtete die anderen Grabsteine, auf denen der Familienname Stanhope prangte. Einer der Vorteile, eine Stanhope zu heiraten, besteht darin, dass man hier eine kostenlose Parzelle kriegt, und darauf freute ich mich wirklich.
    William und Charlotte standen auf der anderen Seite des Sarges, und ich schaute sie an. Wenn er sich hier, inmitten seiner verstorbenen Vorfahren, befand, musste William sicherlich an seine eigene Sterblichkeit, seine unsterbliche Seele und an seine Taten hier auf Erden denken, die den Ausschlag dafür geben würden, ob man ihn den Fahrstuhl nach oben oder nach unten nehmen ließ. Er sollte auch an die einzige Unsterblichkeit denken, der wir uns sicher sein können - in Gestalt seiner Kinder und Enkelkinder sowie der Generationen, die nach ihm kommen würden. Vielleicht, dachte oder betete ich, hatte William heute seine göttliche Offenbarung, segnete unsere Hochzeit und schloss unsere Kinder in die Arme.
    Ich musterte ihn eingehend, um festzustellen, ob der Heilige Geist in ihn fuhr. Aber er wirkte bloß verkatert. Dann nieste er. Lungenentzündung? Vielleicht kamen wir alle nächste Woche wieder her.
    Apropos tote Stanhopes - irgendwo, etwa fünfzig Meter von hier entfernt, stand der Grabstein von Augustus Stanhope, und ich erinnerte mich an Ethels Besuch am Grab ihres Geliebten anlässlich von Georges Bestattung. Ich hatte nie jemandem davon erzählt, Susan ausgenommen, und als ich jetzt daran dachte, fragte ich mich, ob Ethel noch irgendwelche anderen Geheimnisse mit ins Grab genommen hatte -das erinnerte mich an den Brief. Darin musste irgendwas Bedeutendes stehen, sonst hätte Pater Hunnings ihn nicht erwähnt. Aber was? Vielleicht ein geheimer letzter Wille, der das Testament ausstechen sollte, das wir alle gesehen hatten, irgendein Dokument oder eine andere Rechtssache von Augustus, die Ethel oder ihren Erben einen Anspruch auf das Stanhope'sche Vermögen garantierte. Vielleicht war William Stanhope der uneheliche Sohn des italienischen Gärtners. Wer weiß? Wenn man lange genug lebt, so wie Ethel, weiß man ein paar Sachen.
    Ein Messdiener hielt einen Regenschirm über Pater Hunnings' Kopf, und als alle versammelt waren, begann Pater Hunnings mit seiner Ansprache: »Mitten im Leben sind wir des Todes.«
    Fünfzehn Minuten später schloss er: »In der Gewissheit und Hoffnung auf die Auferstehung und das ewige Leben durch unseren Herrn Jesus Christus empfehlen wir unsere Schwester Ethel in die Hand des allmächtigen Gottes, und wir übergeben ihren Leib seiner Ruhestätte. Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub ...«
    Susan, ich, Edward, Carolyn und Harriet warfen unsere Rosen auf den Sarg. »Ruhe in Frieden.«
    Harriet ging mit Edward und Carolyn, und als wir uns vom Grab entfernten, nahm Susan meine Hand und sagte: »Kannst du dich noch erinnern, wie wir uns bei Georges Beerdigung versprochen haben, dass jeder von uns zur Beerdigung des anderen kommt, selbst wenn wir geschieden sein sollten?«
    »Ich erinnere mich.« Oder an so was Ähnliches. »Warum fragst du?«
    »Weil... in den drei Jahren, die du auf See warst... ich habe ständig gedacht... was ist, wenn er verschollen ist? Wie kann ich ... « Sie brach zusammen und fing an zu weinen.
    Ich legte den Arm um sie, und wir liefen gemeinsam mit den ernsten, schwarzgekleideten Trauergästen unter unseren schwarzen Schirmen im Regen zu den Limousinen.
    Wir versammelten uns alle im Gemeinschaftsraum im Keller der St. Mark's Church, und ich bemerkte, dass hier mehr Leute waren als auf dem Friedhof. Bei den Friedhofsschwänzern handelte es sich jedoch zumeist um ältere oder sehr junge Menschen, dazu die Kanzelschwalben, die Punschschalen und Essen aufgebaut hatten, was sie von der Beerdigung im Regen befreit hatte.
    Der Punsch schien alkoholfrei zu sein, aber ich hoffte, dass irgendjemand zumindest eine Schale aufgepeppt hatte und ich sie nur finden musste.
    Ich bin kein großer Freund von episkopalen Kuchen und Plätzchen, und mein Magen knurrte nach Leberwurst, Roggenbrot und Delikatesssenf. Aber ich begnügte mich mit etwas Kartoffelsalat, in dem kleine Würfel aus geheimnisvollem Fleisch waren.
    Diese Leichenschmäuse sind irgendwie unangenehm - ich bin mir einfach nicht sicher, ob wir weiter trauern oder mit den Freunden und Verwandten der Verstorbenen quasseln sollten. Ich fragte Susan - Emily Post war bei

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