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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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den letzten paar Malen ein bisschen zu sarkastisch gewesen -, und sie sagte, dass wir gute Erinnerungen an die Verstorbene austauschen und die trauernde Familie noch eine Weile aufmuntern sollten. Ich nehme an, ich wusste das, aber da ich zehn Jahre weg gewesen war, kam ich mir manchmal wie ein Ausländer vor, zumal mir auffiel, dass mir ein paar kleine Veränderungen entgangen waren, die im letzten Jahrzehnt hier stattgefunden hatten, oder dass ich sie missverstanden hatte. Aber vielleicht hatte ich mich auch mehr verändert als die hiesige Gesellschaft.
    Harriet war allem Anschein nach beliebter, als ich gedacht hatte, was überraschend war, aber gut. Gut war auch, dass ihr Auto hier parkte und ich sie nicht heimfahren musste.
    Ich entdeckte William und Charlotte, die allein standen und den scheußlichen Punsch tranken. Ich achtete genau darauf, ob William nieste oder hustete, aber anscheinend war er eher gelangweilt als todkrank. Verdammt. Außerdem ärgerte ich mich, weil Susan Edward und Carolyn nicht hingeschleppt hatte, damit sie ihnen Gesellschaft leisteten und in den Arsch krochen. Es gab nicht mehr so viele Gelegenheiten dazu, und Susan ließ sich eine entgehen. Ich schaute mich nach den Kids um, sah sie aber nicht, obwohl ich die jungen Corbets entdeckte.
    Vielleicht sollte ich meine Kuppelei ebenso sein lassen wie den Versuch, die Kids mit ihren Großeltern zusammenzubringen. Susan war bei beidem keine große Hilfe, warum also sollte ich mir darüber Gedanken machen? Aus Liebe? Zum Teufel damit. Wegen des Geldes? Wen schert das? Überlassen wir's dem Schicksal.
    Ich mische mich gern unter Leute, die ich nicht kenne, vor allem, wenn es sich größtenteils um ältere handelt; man gerät in manch wirklich interessantes Gespräch. Der Punsch hilft dabei natürlich. Ich sah Tom Corbet und Laurence, daher stellten wir drei uns in die Außenseiterecke und plauderten.
    Ich entdeckte Reverend James Hunnings, der jetzt von seiner Frau begleitet wurde, deshalb ging ich hin, um sie zu begrüßen - und ihn -, und mir fiel auf, dass Mrs Hunnings in den letzten zehn Jahren sichtlich gealtert war. Das war eine große Enttäuschung; ich hasse es, wenn meine Phantasiefrauen alt werden. Nichtsdestotrotz hatte sie immer noch ein Funkeln in den Augen, und sie war charmant. Sie hieß Rebecca, wie mir jetzt einfiel, und sagte zu mir: »Jim hat mir erzählt, dass Sie wieder da sind und dass Sie und Susan wieder beisammen sind.«
    Wer ist Jim? Oh, James Hunnings. Ihr Gatte. »Gott wirkt auf rätselhafte Weise«, erwiderte ich.
    Hunnings platzte dazwischen, wie er es sicher oft macht: »In der Tat. Das tut er. Auf wundersame Weise.«
    Richtig. Nimm nur deine Frau als Beispiel und dass sie dich nicht verlassen hat. »Das war ein schöner Gottesdienst und ein sehr bewegender Nachruf«, sagte ich.
    »Danke, John. Über Ethel Allard Gutes zu sagen ist nicht schwer. Sie war eine sehr gläubige und vom Geist Gottes erfüllte alte Dame.«
    Rebecca Hunnings lächelte mir zu, entschuldigte sich dann und ließ mich mit Jim allein, der nun zu mir sagte: »Ich hoffe, Sie haben etwas über unser Gespräch nachgedacht.«
    »Ich habe mit Susan gesprochen, und sie ist wie ich der Meinung, dass wir von einer vorehelichen Beratung nicht profitieren würden.«
    »Nun, mit Ihrer Erlaubnis, John, würde ich gern mit ihr darüber sprechen.« »Sie brauchen meine Erlaubnis nicht.«
    »Schön.« Er erklärte mir: »Ich habe gerade mit William und Charlotte gesprochen, und wir sind heute Nachmittag in meinem Büro verabredet, um über ... nun, ihre Sorgen zu sprechen. «
    »Gut. Aber denken Sie daran, dass sie mich hassen.«
    Das brachte ihn sichtlich aus der Fassung, aber er fing sich sofort wieder. »Es geht ihnen nur um das Glück ihrer Tochter. « »Mir auch.«
    »Das weiß ich, deshalb ist diese Sache ja so betrüblich.« »Natürlich. Hatten Sie den Eindruck, dass William etwas durch den Wind ist?«, fragte ich.
    »Ich glaube nicht. Warum fragen Sie?«
    »Ach, er wirkte am Grab so, als ob er sich ein bisschen unwohl fühlt, und ich habe mir Sorgen gemacht.« »Er sah gut aus.«
    »Kein Husten oder so was Ähnliches?«
    »Äh ... nein. Ach, ich war übrigens so frei und habe mit Elizabeth über den Brief gesprochen, und sie hat mir mitgeteilt, dass er sich in ihrem Besitz befindet und sie ihn noch nicht an Sie weitergegeben hat.«
    »Das stimmt.«
    »Nun, ich muss ganz offen zu Ihnen sein, John - ich habe ihr geraten, den Inhalt selbst zu

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