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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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meine erste Wahl gewesen.
    Jedenfalls wusste Anthony Bellarosa nicht einmal, wo London lag, und er dachte, Paris sei der Name eines Hotels in Las Vegas. Folglich war die Reise eine gute Idee, und wir würden uns amüsieren, während Anthony dahinterzukommen versuchte, ob er der Boss war oder in der Klemme steckte.
    »Wir rufen Sie am Dienstag vom Flughafen aus an«, sagte ich zu Mr Mancuso.
    »Tun Sie das bitte.«
    »Hatten Sie einen schönen Vatertag? Abgesehen davon, dass Sie zum Tatort eines Mordes gerufen wurden.«
    »Den hatte ich, danke. Und wie ist es bei Ihnen?«
    »Ich hatte einen wunderbaren Tag mit meinen Kindern und meiner Verlobten. Meine Mutter und meine zukünftigen Schwiegereltern waren auch da. Aber morgen früh sind alle wieder weg.«
    »Das ist gut. Sind Sie ... vorsichtig?«
    »Das sind wir«, versicherte ich. »Susan und ich waren allerdings am Dienstag auf Kaffee und Gebäck im Giulio's.«
    »So? Nun ... das war vermutlich gut so.« »Ja, war es.«
    Mancuso schwieg einen Moment, bevor er sagte: »Ich habe mich oft gefragt... inwieweit Ihrer aller Leben anders verlaufen wäre, wenn Sie ihn hätten verbluten lassen.«
    »Tja ... Sie können davon ausgehen, dass ich mich das auch schon ein paarmal gefragt habe.« Ich schaute kurz zu Susan, die meinen Blick nicht erwiderte, und sagte: »Aber ich hätte ihn niemals verbluten lassen.«
    »Das ist mir klar. Ich auch nicht. Allerdings, wenn Sie ihm das Leben nicht hätten retten können und er damals gestorben wäre ... nun, dann würden wir dieses Gespräch nicht führen.«
    »So ist es.« Und Susan hätte Frank nicht umgebracht, als Felix für ihn verantwortlich war, ich hätte mich nicht von ihr scheiden lassen und wäre nicht zehn Jahre ins freiwillige Exil gegangen, und wir wären nicht wegen Anthony in Lebensgefahr. Aber wer weiß, ob in diesen zehn Jahren nicht irgendwas anderes Schlimmes passiert wäre. Wie zum Beispiel, dass ich mit Beryl Carlisle durchgebrannt wäre. Ich sagte zu Felix Mancuso, aber auch an Susan gerichtet: »Nun ja, wenn wir an einen göttlichen Plan glauben, dann geht diese Sache vielleicht besser aus, als wenn Frank Bellarosa am Boden von Giulio's Restaurant einen weiteren Liter Blut verloren hätte.«
    Mancuso schwieg einen Moment, dann sagte er: »Ich hatte den gleichen Gedanken. Ich glaube wirklich, dass ... nun, dass hinter dieser ganzen Sache ein Sinn steckt, der teilweise dazu dient, uns auf die Probe zu stellen, eine gewisse Erkenntnis zu vermitteln, uns zu zeigen, was wichtig ist, und uns zu besseren Menschen zu machen.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Susan. »Und ich glaube, dass wir einen Schutzengel haben, der über uns wacht.«
    Nun ja, dachte ich, warum sollten wir dann den Aufwand betreiben, nach London zu gehen? Aber da ich kein Spielverderber sein wollte, sagte ich: »Ich auch.«
    »Hier will mich jemand sprechen«, entschuldigte sich Mr Mancuso. »Ich wünsche Ihnen eine schöne Reise, und rufen Sie mich jederzeit an.«
    »Danke«, erwiderte ich, »und einen schönen Abend noch.« »Nun ...«
    »Okay. Dann wünsche ich Ihnen einen schönen morgigen Tag.«
    »Ihnen auch.«
    »Und vielen Dank«, sagte Susan.
    Ich legte auf, und wir schauten einander an.
    Schließlich sagte Susan: »Ich frage mich, wie unser Leben verlaufen wäre, wenn ich nicht -«
    »Stopp. Wir werden nicht wieder - und ich meine, nie wieder - darüber sprechen.«
    Sie nickte. »In Ordnung. Aber vielleicht hat all das, was geschehen ist, tatsächlich einen Sinn.«
    »Vielleicht.« Und ich war mir sicher, dass wir nicht lange danach suchen mussten.
    66
    Ich schlug Susan vor, dass wir nach oben gehen und Der Pate ansehen sollten, Teil IV - Anthony legt Onkel Sal um.
    Sie fand das weder komisch, noch hatte sie Lust dazu. Sie griff zum Telefon und wählte.
    »Wen rufst du an?«, fragte ich. »Edward.«
    »Warum? Ah, okay.« Der Wunsch einer Mutter, ihre Kinder zu beschützen, ist größer als der Wunsch eines Mannes, fernzusehen. Zur Abwechslung meldete sich Edward mal an seinem Handy, und Susan sagte zu ihm: »Mein Schatz, ich möchte, dass du jetzt nach Hause kommst.«
    Er sagte irgendwas, worauf sie erwiderte: »Dein Flug geht frühmorgens, mein Schatz, und dein Vater und ich würden gern noch ein bisschen Zeit mit dir verbringen. Ja, danke.«
    Sie legte auf und sagte zu mir: »Fünfzehn Minuten.«
    Ich nickte, denn wenn man ihn sich selbst überließ, würde Edward früh um drei anrollen, und wir wären die ganze Nacht wach und würden mit

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