Nelson DeMille
Salvatore D'Alessio vernehmen, und das FBI wird sie dabei unterstützen, wenn man uns darum bittet. Die Bezirkspolizei wird wegen der Drohungen, die er gegen Sie beide ausgestoßen hat, ebenfalls mit ihm sprechen. Wie schon gesagt, mit etwas Glück können wir ihn festnehmen. Zumindest können wir dafür sorgen, dass er unter Beobachtung steht und ständig observiert wird.« Mancuso erinnerte uns: »Im Moment haben wir das Problem, dass er vermisst ist. Und Vermisste, die nicht tot sind, sind gefährlicher als Leute, die präsent sind oder deren Verbleib klar ist.«
Susan hatte Anthonys Verschwinden für gut befunden, aber jetzt fiel ihr der Haken daran auf. »Wieso können Sie ihn nicht ausfindig machen?«, fragte sie.
Mr Mancuso, der diese Frage wahrscheinlich schon oft beantwortet hatte, erwiderte: »Das Land ist groß, und die Welt ebenfalls. Und Bellarosa hat die Mittel und Möglichkeiten, für unbestimmte Zeit unterzutauchen. Er ist nicht auf der Flucht vor dem Gesetz, daher nehmen wir an, dass er wieder auftauchen wird, wenn er meint, es wäre am Besten für ihn.«
Was Felix Mancuso sagte, klang natürlich logisch, und wenn ich an Anthony Bellarosas Stelle wäre, würde ich mir mit Sicherheit mehr Gedanken wegen meiner Paesanos oder der Polizei machen, statt daran zu denken, wie ich noch mehr Leute umbringen könnte - Leute zumal, die seines Wissens von der Polizei und vom FBI beschützt wurden. Und dennoch ... insgeheim wusste ich, dass es hier eher um Rache als ums Geschäft ging und dass der Rachemord an Salvatore D'Alessio nur der erste von zweien war. Vielleicht sogar von dreien.
Mir kam ein Gedanke. »Ich habe in London noch einiges zu erledigen«, sagte ich und warf einen Blick zu Susan, die nickte, »daher finde ich, dass dies ein ganz guter Zeitpunkt für mich und Mrs Sutter sein könnte, um eine Woche oder so in London zu verbringen und danach vielleicht noch eine Woche auf dem Kontinent. Mit anderen Worten, auch wir sollten untertauchen. «
»Das wäre zu diesem Zeitpunkt eine sehr gute Idee«, erwiderte Mr Mancuso, ohne zu zögern, »bis die Lage hier klarer wird. Und wenn Sie mit uns in Kontakt bleiben, können wir Sie über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden halten.«
»Wir interessieren uns ganz bestimmt für Nachrichten von zu Hause. Und rufen Sie uns bitte sofort an, wenn Sally Da-das Freunde Anthony umlegen.«
Auf meine mörderischen Bemerkungen reagierte Mr Mancuso nie wohlwollend - er war ein Profi -, und er sagte: »Wir hoffen, ihn vorher ausfindig zu machen.«
»Ich hoffe, dass Onkel Sals Freunde ihn zuerst aufspüren.« Mancuso ignorierte das und fragte: »Wann gedenken Sie abzureisen?«
Ich schaute Susan an, worauf sie sagte: »Meinetwegen am Dienstag.«
Mancuso pflichtete bei. »Das wäre gut. Behalten Sie alle näheren Einzelheiten Ihrer Reise für sich.«
»Wird gemacht.«
»Und genießen Sie es. Sie brauchen eine Verschnaufpause.«
Mr Mancuso schien froh darüber zu sein, dass er uns loswurde. Außerdem mochte er uns und wäre persönlich tief betrübt, wenn wir umgelegt werden würden. Und dienstlich wäre er natürlich weit mehr als nur betrübt. Dann wäre er in der gleichen Verlegenheit wie seinerzeit, als Susan seinen Kronzeugen umgelegt hatte. Eine solche Unannehmlichkeit konnte er mit Sicherheit nicht gebrauchen.
Er erklärte uns: »Ich bin ganz zuversichtlich, dass uns der eine oder andere Durchbruch gelingen wird, während Sie weg sind, und dass Anthony Bellarosa bei Ihrer Rückkehr entweder in Haft sitzt oder unter strenger Observation steht, beziehungsweise von seinen eigenen Leuten umgebracht oder derart eingeschüchtert wurde, dass er in den Ruhestand geht und nach Florida oder Las Vegas zieht, wo viele seiner Kollegen landen, wenn sie das Geschäft aufgeben müssen.«
Ich war mir nicht so sicher, dass Anthony sich zur Ruhe setzen oder wegziehen würde, aber ich pflichtete Felix Mancuso bei, dass Anthonys Karriere an einem Scheideweg stand. Was nicht mein Problem war, solange keiner dieser Wege zur Grace Lane führte.
Ich überlegte, wie es Anthony ergehen mochte, wenn er sich verstecken oder ins Exil gehen musste, und fragte mich, ob er wie jeder normale Mensch seine Familie vermissen würde, ohne zu wissen, ob er sie jemals wiedersehen würde. Andererseits hatte er sich für dieses Leben entschieden. Und dann dachte ich natürlich an mein Exil. Ich hatte mich nicht für dieses Leben entschieden - na ja, vielleicht doch, aber es war nicht
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