Nelson DeMille
mitkommen?«
»Nein. Ich habe hier noch allerhand zu tun, aber ich gebe dir eine Liste mit den Sachen, die ich brauche.«
Während ich mich anzog, sagte ich: »Halte die Türen geschlossen und geh nicht raus.«
Sie schwieg.
»Hab die Schrotflinte immer in deiner Nähe. Den Karabiner stelle ich in den Schirmständer bei der Haustür.« »John -«
»Susan, es sind noch etwa« - ich schaute auf meine Uhr - »fünfzehn Stunden, bis unsere Maschine startet. Lass uns auf Nummer sicher gehen.«
Sie zuckte die Achseln. »Wann soll uns der Wagen abholen?«
Der Flug ging um halb acht, also mussten wir gegen fünf Uhr morgens zum Flughafen aufbrechen, bei Dunkelheit. Ich erwiderte: »Wir fahren mit meinem Mietwagen, dann kann ich den Karabiner mitnehmen und das Auto am Langzeitparkplatz abstellen.«
»Ich würde lieber einen Fahrdienst nehmen und den ganzen Scherereien aus dem Weg gehen.«
»Ich auch. Aber wir müssen diese letzte Sicherheitsvorkehrung ergreifen.« Sie wirkte alles andere als froh. »John, wir fahren in Urlaub - wir ziehen nicht in die Schlacht.«
»Widersprich mir nicht, sonst rufe ich deinen Vater an und sage ihm, er soll dich zurechtstutzen.«
Sie lächelte. »Du wirst unerträglich werden.« »Ja.«
Ich gab ihr einen Kuss, worauf sie sagte: »Bleib nicht zu lange weg. Möchtest du mein Handy?«
»Ja.« Sie gab es mir, und ich verabschiedete mich, nahm den Karabiner und ging hinunter. Ich stellte das Gewehr in den Schirmständer, verließ das Haus und schloss hinter mir ab.
Ich hatte die Schlüssel für beide Autos und beschloss, meinen Taurus zu nehmen, der sich in der Stadt leichter einparken ließ. Ich fuhr die Zufahrt zum Pförtnerhaus entlang, betätigte die Fernbedienung, als es in Sicht kam, und das Tor schwang auf. Dann kam mir ein Gedanke, und ich hupte und stieg aus.
Die Tür des Pförtnerhauses wurde geöffnet, und ein junger Wachmann, den ich nicht kannte, kam heraus.
»Ich bin Mr Sutter und wohne im Gästehaus«, sagte ich zu ihm.
»Ja, Sir.«
»Sind Sie allein?«
»Ja, bis acht, dann kommt ein zweiter Mann dazu.«
»Na schön ... okay, Sie müssen in etwa fünfzehn, zwanzig Minuten zum Gästehaus fahren, einmal außen rumlaufen und nachsehen, ob alles in Ordnung ist.«
»Naja ... ich soll meinen Posten nicht verlassen.«
»Für heute Abend erweitern wir Ihren Posten.« Ich gab ihm einen Zwanzigdollarschein. »Mrs Sutter ist im Haus, und wir erwarten keine Besucher, also lassen Sie niemanden ein, es sei denn, Sie rufen an und bekommen ein Okay. Ich bin in etwa einer halben Stunde zurück.« Eigentlich konnte es eher eine Stunde werden, aber das musste er nicht wissen.
Er schien sich über sein Trinkgeld zu freuen und sagte: »Kein Problem«, was auch immer das heißen sollte.
Ich setzte mich ins Auto und fuhr nach Locust Valley.
Neben Susans Einkaufszettel hatte ich Ethels Brief in meiner Tasche, den ich fotokopieren musste. Genau genommen wollte ich zwanzig Kopien machen und William jeden Monat eine schicken, außerdem zum Vatertag, zu Weihnachten und zu seinem Geburtstag.
Als ich an den Rand der Ortschaft kam, rief ich Susan an, die sich prompt meldete. Ich sagte: »Hier herrscht dichter Verkehr, und die Parkplätze werden knapp sein, daher weiß ich nicht, wie lange es dauert.«
»Lass dir Zeit.«
»Brauchst du Zwiebeln?«
»Keine Zwiebeln, Liebling.«
»Okay. Ich habe den Wachmann am Tor gebeten, in etwa fünfzehn Minuten nachzuschauen, ob ums Haus herum alles in Ordnung ist. Der Karabiner ist im Schirmständer, falls du nach unten gehen musst. Lass die Schrotflinte im Schlafzimmer. Ich rufe dich später noch mal an.«
In der Ortschaft wimmelte es von Autos, die um Parkplätze buhlten. Ich warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. 17:39. Nun ja, mit etwas Glück war ich innerhalb einer Stunde zurück.
Was konnte in einer Stunde schon passieren?
70
Ich kaufte alles, was wir für unsere Reise brauchten, und machte im Copyshop ein Dutzend Kopien von Ethels Brief, für den Fall, dass William eine monatliche Erinnerung daran brauchte, warum wir über eine finanzielle Vereinbarung verhandelten. Schließlich begab ich mich auf die Heimfahrt nach Stanhope Hall. Auf der Uhr am Armaturenbrett war es 18:23.
Ich rief mit Susans Handy im Gästehaus an, aber sie meldete sich nicht, daher hinterließ ich eine Nachricht: »Ich bin in zehn Minuten daheim. Ruf mich an, wenn du das abhörst.«
Wahrscheinlich stand sie unter der Dusche oder saß trotz meines Rates, drin
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