Nelson DeMille
unserer Ehe durchmachen ließen und erst kürzlich, aber ... « Im Triumph kann ich großmütig sein, daher fuhr ich fort: »Ich sage es mal so: Wenn dein Vater um Vergebung bittet und deine Mutter ebenfalls und sie sich um Wiedergutmachung bemühen, bin ich dafür offen, und ich bin davon überzeugt, dass dein Vater mir vergeben wird, dass ich ihn ein skrupelloses Arschloch und so weiter und so fort genannt habe. Aber meine Frage an dich lautet: Was für ein Gefühl hast du ihnen gegenüber?«
Susan atmete tief durch. »Ich bin wütend. Und ich habe diese sehr unangenehme Seite von ihnen gesehen. Aber sie sind meine Eltern, und ich liebe sie und werde ihnen vergeben.« Sie warf mir einen Blick zu. »Wir würden uns das von unseren Kindern auch wünschen.«
»Klar, das schon, aber sie müssen uns nichts vergeben.«
Sie schwieg einen Moment lang, dann meinte sie: »Mir schon. Das, was ich getan habe. Und sie haben mir vergeben, und zwar bedingungslos. Genau wie du.« Ich nickte. »Das Leben ist kurz.«
Vielleicht konnte ich Charlotte und William sogar verzeihen, was sie der Familie Sutter angetan hatten - die beste Rache ist ein schönes Leben. Aber ich würde William niemals verzeihen, was er diesen jungen Mädchen angetan hatte; das wird an mir hängen und an ihm, bis zu dem Tag, da wir beide tot sind.
Und so saßen wir im Schatten auf dem Patio, schauten zu dem sonnigen Rosengarten und tranken unsere kalten Biere. Es war wirklich ein herrlicher Tag, die Natur stand in voller Blüte, und die Luft roch nach Rosen und süßem Geißblatt. Ich beobachtete, wie ein großer Monarchfalter überlegte, wo er landen sollte.
Susan riss mich aus meinem Schweigen und sagte: »Wir müssen den Kindern die gute Nachricht mailen und ihnen die Daten mitteilen und ... nun, vielleicht erwähnen, dass in den Zeitungen etwas über ... uns stehen könnte.«
»Du solltest Carolyn die gute Nachricht mailen. Ich habe ihr bereits geschrieben, dass wir möglicherweise in den schlechten Nachrichten erwähnt werden.«
Susan nickte, dann sagte sie: »Tut mir leid.«
»Thema beendet.«
»In Ordnung. Dann maile ich Edward ...«
»Und teil ihm mit, dass Opa unserer Ehe den Segen erteilt hat, indem er ihm seinen Treuhandfonds überträgt. Aber sag nicht zu viel über unser mögliches Auftauchen in den Nachrichten.«
»In Ordnung. Aber du weißt doch, dass er und Carolyn darüber sprechen werden.«
»Ja. Und wir werden ihre Fragen wahrheitsgemäß beantworten, aber leicht frisiert.« Des Weiteren schlug ich vor: »Ruf deine Eltern an und vereinbare einen Termin, an dem sie Edward in L. A. besuchen können. Sie müssen ihre Erben besser kennenlernen. «
Sie lächelte. »Das ist keine schlechte Idee.«
Wieder saßen wir schweigend da und genossen unser Beisammensein. Es gibt nicht viele Stunden, die so vollkommen sind wie diese, vor allem nicht an einem Tag, der so schlecht begonnen hat. Dadurch wurde dieser Tag so außergewöhnlich.
Natürlich lauert in jedem Garten Eden mindestens eine Schlange zwischen den Blumen, und wir hatten sogar zwei. Die erste hatte einen Namen - sie hieß Anthony Bellarosa. Wir wussten, dass er da war, gingen ihm aus dem Weg und wollten nicht mal mit ihm sprechen - zumindest vorerst.
Die zweite Schlange hatte keinen Namen und war erst kürzlich in den Garten gekrochen. Aber wenn ich ihr einen Namen geben müsste, würde ich sie Zweifel nennen.
Und um sie umzubringen, bevor sie uns umbrachte, sagte ich zu Susan: »Was wir getan haben, geschah aus Liebe.«
Sie erwiderte nichts, also fuhr ich fort: »Ich habe nie an deiner Liebe gezweifelt, und ich weiß, dass es dir das Herz gebrochen hat.«
Wieder keine Antwort, und so schloss ich: »Und wenn wir es wieder tun müssten, würden wir es genauso machen.«
Sie saß eine ganze Zeitlang da, bevor sie sagte: »Du wolltest nicht einmal sein Geld nehmen. Und ich ... ich komme mir so verdorben vor, so kompromittiert -«
»Nein. Denk daran, warum wir es getan haben. Es war nicht unseretwegen.« Es ging darum, William und Peter aufs Kreuz zu legen. Und natürlich um Edwards und Carolyns Familienvermögen.
»John, bei dir mag das vielleicht stimmen, aber bei mir bin ich mir nicht so sicher.«
»Stell deine Gründe nicht in Frage. Dein Vater hat dich in ein auswegloses Dilemma gebracht.«
»Ich weiß ... aber, Herrgott, ich hatte das Gefühl, dass ich mich verkaufe und dich verrate und unsere Liebe aufgebe für -«
»Susan, ich sehe das nicht so, und du solltest es
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