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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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»Niemand wird das Geschwafel einer alten Frau, die unter Medikamenten steht, glauben«, und so weiter und so fort. Daher schlug ich vor, dass wir den Brief seiner Tochter und seiner Frau zeigen sollten, um festzustellen, was sie davon hielten. Anschließend könnten wir Mrs Cotter im Pflegeheim einen Besuch abstatten und zusehen, ob sie irgendetwas davon klarstellen könnte. Das brachte ihn natürlich zum Schweigen, aber er stieß das Wort »Erpressung« aus.
    Ich weiß, dass es Erpressung ist, ich bin Anwalt, und es verstieß gegen meine Überzeugungen und Prinzipien. Aber was William getan hatte - oder angeblich getan haben soll -, war nicht nur abscheulich, sondern kriminell, auch wenn diese Straftaten längst verjährt waren. Wenn er also für diese Verbrechen büßen sollte, musste es auf eine andere Art und Weise geschehen. Die Anwaltskammer und die Gerichte mochten diesbezüglich anderer Ansicht sein, aber zumindest Ethel würde sich für mich einsetzen, wenn ich vor dem Jüngsten Gericht stand.
    Susan sagte zu mir: »Er wirkte ... blass. Erschüttert.« »Wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen.«
    »Und meine Mutter wirkte verwirrt wegen seines jähen Sinneswandels. « »Naja, sie war bei seiner göttlichen Offenbarung nicht dabei.« »John...?« »Ja?«
    »Hast du ... ihm mit irgendetwas gedroht?« »Womit sollte ich ihm denn drohen?« »Ich weiß nicht... aber -«
    »Können wir das Thema wechseln?«, fragte ich. »Wer ist mit dem Bierholen an der Reihe?«
    Sie stand auf und ging in die Küche.
    Ich trank mein Bier aus und dachte über Ethels Brief nach. Ihr Geständnis auf dem Sterbebett war für mich bestimmt, aber nach Aussage von Pater Hunnings hatte Ethel auch mit ihm über den Inhalt dieses Briefes gesprochen - und Hunnings hatte Ethel geraten, ihn mir nicht zu geben, und er hatte Elizabeth bedrängt, den Brief zurückzuhalten. Warum? Um Ethels Andenken zu wahren, wie er gesagt hatte?
    Oder wollte er den Brief selbst in die Finger kriegen, um ihn William geben zu können, als Tauschgeschäft für ... was? Einen sorgenfreien Ruhestand?
    Susan kehrte mit den Bieren zurück. »John, ich glaube, du bist zu bescheiden. Ich glaube, der Sinneswandel meines Vaters wurde durch irgendetwas verursacht, das du gesagt hast, nicht wegen irgendeiner ... göttlichen Botschaft.«
    »Nun ja ... «, erwiderte ich bescheiden. »Ich habe mein Bestes getan, und ich war überzeugend, aber ich glaube wirklich, dass mir irgendeine höhere Instanz geholfen hat.«
    »Ich habe dir gesagt, ich glaube, dass dies unser Schicksal ist und dass wir einen Schutzengel haben, der über uns wacht«, erinnerte sie mich. »Sieht ganz so aus.« Ich trank einen Schluck Bier.
    Sie wandte sich einem anderen Thema zu und fragte: »Meinst du, wir sollten in St. Mark's heiraten?«
    »Warum nicht? Pater Hunnings gibt beim zweiten Mal einen Rabatt.«
    Sie lachte, dann stellte sie fest: »Du kannst ihn nicht leiden, und ich glaube, er mag dich auch nicht besonders.«
    »Wirklich? Tja, dann muss ich mit ihm sprechen und die Sache ausbügeln.« Und ich würde erwähnen, dass ich Ethels Brief gelesen hatte, und ihn vielleicht fragen, ob er irgendwelche Kenntnis - und zwar nicht nur in allgemeiner Hinsicht - über den Inhalt besaß.
    »Ich fände es sehr gut, wenn du das tun würdest. Ich würde gern wieder dort heiraten.«
    »Kein Problem. Und ich werde Pater Hunnings sogar dazu bringen, auf die voreheliche Beratung zu verzichten.«
    Sie lächelte. »Ich glaube, nach dem Erfolg bei meinem Vater bist du sehr von dir überzeugt.«
    »Ich habe eine Glückssträhne.« Und während ich meine Welt so zurechtbastelte, dass sie mir passte, versicherte ich ihr: »Deine Eltern werden unserer Hochzeit nicht nur ihren Segen geben, sie werden sie auch bezahlen.«
    »Ich möchte nur ihren Segen.«
    »Ich will ihnen die Rechnung überreichen. Und vergiss nicht, Ihnen eine E-Mail mit dem genauen Datum zu schreiben. Sie wollen bestimmt vorher kommen, um uns bei den Vorbereitungen zu helfen - und um über deine Aussteuer zu sprechen.«
    Ohne auf meinen Vorschlag einzugehen, fragte sie mich: »John, bist du bereit, zu vergeben und zu vergessen? Ich meine, in Bezug auf meine Eltern?«
    Ich dachte darüber nach und erwiderte: »Es ist nicht meine Art, nachtragend zu sein.«
    Aus irgendeinem Grund fand Susan das komisch. »Nein, das ist der Kern deines Wesens.«
    »Du kennst mich zu gut«, erwiderte ich ernst. »Ich werde nie vergeben oder vergessen, was sie uns während

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