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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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öffnete er die Tür und sprang heraus. »Der Boss is drin und wartet auf Sie.«
    Ich warf einen Blick auf meine Uhr und sah, dass ich eine Viertelstunde zu früh war. Frank Bellarosa, ein Absolvent der La Salle Military Academy, hatte mir in Bezug auf Treffen und Schlachten mal den Rat gegeben: »>Sei am erstesten mit den meistesten da<, wie General Nathan Bedford Forrest gesagt hat, Anwalt.« Wahrscheinlich hatte Frank das an seinen Sohn weitergegeben, was mich wiederum auf die Frage brachte, wie viel Anthony auf den Knien seines Vaters gelernt hatte, bevor Franks Leben und Anthonys Ausbildung vorzeitig endeten. Und wie viel, fragte ich mich, steckte ihm im Blut?
    »Was ham Se so gemacht?«, erkundigte sich Tony.
    »Den gleichen alten Mist.«
    »Wirklich? Sie sehn klasse -«
    Ich glaube, das hatten wir schon, und ich wünschte, ich könnte von Tony das Gleiche sagen, aber er war in den zehn Jahren gealtert, möglicherweise aufgrund des Berufsstresses. Nichtsdestotrotz sagte ich: »Sie sehen auch gut aus, Anthony. Nun ja -«
    »Tony.« »Okay.«
    Er holte eine Schachtel Zigaretten aus seiner schwarzen Trainingsjacke und bot mir eine an, die ich ablehnte. Er zündete sich eine an und sagte: »Der Boss hat gesagt, im Auto wird nicht geraucht.«
    »Gute Regel.« Der schwarze SUV hatte, wie mir jetzt auffiel, das Cadillac-Logo auf den Radkappen, und an der Vordertür stand »Escalade«. Am Seitenfenster klebte ein Aufkleber mit der amerikanischen Flagge. Die hintere Stoßstange konnte ich nicht sehen, aber ich war mir sicher, dass auf dem Aufkleber dort »Vorstadt-Mafia« und »Mein Sohn kann deinen Streber umbringen« stand.
    Tony nahm einen Zug und blieb bei seinem Thema: »Scheiße noch mal, nirgendwo darf man nicht mehr rauchen.«
    Es war eine Weile her, dass ich die doppelte Verneinung in Verbindung mit dem S-Wort gehört hatte, und ich lächelte sogar.
    Tony trug übrigens Laufschuhe und den erwähnten schwarzen Trainingsanzug. Frank Bellarosa hätte ihn auf der Stelle gefeuert. Beziehungsweise auf ihn gefeuert.
    Interessanterweise hatte Tony einen Anstecker mit der amerikanischen Flagge an seiner Trainingsjacke, was mich zunächst überraschte, bevor mir einfiel, dass die Jungs von der Mafia sich schon immer für getreue und patriotische Amerikaner gehalten hatten.
    »Und«, fragte Tony, »wie geht's Mrs Sutta?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Ich sollte vielleicht erwähnen, dass Susan bei den Gorillas des toten Dons sehr beliebt gewesen war, und sie wiederum fand sie exotisch oder so was Ähnliches, einschließlich ihrer absolut nuttigen Freundinnen. Ich teilte ihre Faszination für diese Typen nicht, weshalb sie mich als Snob bezeichnete. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Tony seine Meinung über Mrs Sutter geändert hatte, nachdem sie den Don umgelegt hatte.
    »Ham Se sie noch nich gesehn?«
    Es passte mir nicht, dass er nach ihr fragte, daher erwiderte ich: »Nein. Na schön, freut mich -«
    »Hey. Das warn noch Zeiten. Richtig?«
    »Richtig.«
    »Sie, ich, der Don, Gott lasse ihn in Frieden ruhn, Lenny, dieser Drecksack, möge er in der Hölle schmorn, und Vinnie, Gott lasse ihn in Frieden ruhn.«
    Auf einer Spielstandskarte stünden drei Tote und zwei Lebende. Der Don, Gott lasse ihn in Frieden ruhen, war von Sie-wissen-schon umgebracht worden, und Vinnie, Gott lasse ihn in Frieden ruhen, hatte man mit einer Schrotflinte den Kopf weggeballert, und Lenny, der Drecksack, möge er in der Hölle schmoren, war Franks Fahrer gewesen und zugleich der Typ, der den Don verraten hatte, was zu der sonnabendlichen Schießerei vor Giulio's in Little Italy geführt hatte. Lenny war mit den beiden Killern in Franks Cadillac davongerast, wurde aber später von der Polizei am Flughafen von Newark im Kofferraum der Autos gefunden, mit einer Garotte um den Hals - was mich daran erinnerte, falls ich erinnert werden musste, dass es diese Leute ernst meinten und man ihnen nicht trauen konnte.
    »Das waren noch Zeiten«, sagte ich zu Tony.
    »Yeah. Hey, erinnern Sie sich noch an den Morgen, als die FBIler wegen dem Boss gekommen sin? Dieser kleine Itaker, Mancuso. Können Sie sich noch an den erinnern?«
    Der fragliche Gentleman war Special Agent Felix Mancuso vom FBI, mit dem ich vorher ein paar Gespräche wegen meiner Tätigkeit für Frank Bellarosa geführt hatte und der mich trotzdem mochte. Mr Mancuso war in Alhambra aufgekreuzt, um Frank Bellarosa wegen der Ermordung eines kolumbianischen Drogenhändlers festzunehmen, und

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