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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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Frank hatte gewusst, dass es dazu kommen würde, deshalb war ich als sein Anwalt zugegen, und Lenny und Vinnie waren ebenfalls da, um taff zu wirken, und Tony war, soweit ich mic h entsinnen konnte, im Pförtner haus von Alhambra. Felix Mancuso war allein gekommen, ohne eine Armee von Agenten, um Frank Bellarosa zu zeigen, dass er mindestens ebenso viel Mumm hatte wie er. Aber bevor Mancuso Frank die Handschellen anlegen konnte, nahm er mich beiseite, versuchte meine Seele zu retten und erklärte mir, dass ich mein Leben in Ordnung bringen und mich von Bellarosa fernhalten solle, ehe es zu spät sei. Ein guter Rat, aber es war bereits zu spät.
    Und jetzt stand ich hier, vermutlich an der Schwelle zu einer neuen großen Dummheit, und mir wurde klar, dass ich mich dazu entscheiden konnte, nicht ins Wong Lee's Chinarestaurant zu gehen.
    »Hey, ich halt Sie auf«, sagte Tony. »Machen Se hinne. Dritte Nische rechts.«
    Ich wandte mich ab und ging in Richtung Restaurant.
    12
    Die dritte Nische rechts.
    Das Wong Lee's hatte sich in den letzten zehn beziehungsweise dreißig Jahren nicht groß verändert, und die Einrichtung ließe sich am ehesten mit »Chinarestaurant der 1970er Jahre« umschreiben.
    Anthony saß mit dem Gesicht zur Tür, wie es bei Männern seiner Profession üblich ist. Er hatte gute Sicht und ein freies Schussfeld, von seinem Rücken einmal abgesehen, der offenbar ungedeckt war, es sei denn, dahinten versteckte sich irgendwo ein weiterer Goombah, wie die italienischen Gentlemen ihre Kompagnons zu bezeichnen pflegten.
    Anthony sprach in sein Handy, das er in der linken Hand hielt, sodass er die rechte frei hatte, damit er an gebackenen Wantans knabbern oder seine Knarre ziehen konnte.
    Nun ja, vielleicht messe ich der Wahl des Sitzplatzes zu viel Bedeutung bei; Herrgott noch mal, es war ein Chinarestaurant in einer Vorstadt! Haben Sie schon mal eine Schlagzeile gelesen, die behauptet hat: »MAFIABOSS IN CHINARESTAURANT GETÖTET«?
    Andererseits war es aufgrund von Anthonys vorsichtigem Verhalten vor dem Pförtnerhaus durchaus möglich, dass er bei jemandem auf der Abschussliste stand und das auch wusste. Und ich war mit dem Typen zum Abendessen verabredet? Man sollte meinen, ich hätte meine Lektion im Giulio's gelernt.
    Anthony hatte mich gesehen, sobald ich die Tür öffnete, und er lächelte und winkte mit der freien Schusshand, während er weiterredete. Er trug eine andere Version des scheußlichen Hemds, das er am Montag angehabt hatte, aber diesmal hatte er ein schillernd blaues Sportsakko darüber.
    Die Hostess bemerkte, dass wir Paesanos waren, geleitete mich zu der Nische und sagte: »Sie sitzen bei Ihrem Freund.« Warum werde ich dann hierher gebracht?
    Anthony plauderte immer noch, streckte aber die Hand aus und schüttelte meine. Er sagte ins Telefon: »Okay ... okay ... Tut mir leid ... yeah ... okay ... « Frau oder Mutter.
    Er fuhr fort: »Yeah ... er ist da, Ma. Er will dir Hallo sagen ... yeah ... hier ... Ma ... Ma ... « Er deckte das Handy ab und sagte zu mir: »Wissen Sie, warum italienische Mütter großartige Bewährungshelfer abgeben? Sie lassen einen nie ausreden.« Er reichte mir das Telefon und sagte: »Meine Mutter möchte Ihnen Hallo sagen.«
    Ich hasse es, wenn Leute mir ein Telefon reichen, damit ich zu jemandem Hallo sage, zu dem ich nicht Hallo sagen will, aber ich mochte Anna Bellarosa, deshalb drückte ich das Telefon ans Ohr und hörte sie sagen: »...so viele italienische Restaurants in Glen Cove, und du nimmst ihn zu den Schlitzaugen mit? Du denkst nicht, Tony. Dein Vater konnte denken. Du -«
    »Anna, hi, hier ist -«
    »Wer ist da?«
    »John Sutter. Wie geht es Ihnen?«
    »John? O mein Gott. Ich kann kaum glauben, dass Sie es sind. O mein Gott. John, wie geht's Ihnen?«
    »Mir -«
    »Tony sagt, Sie sehen großartig aus.«
    »Anthony.«
    »Wer?«
    »Ihr Sohn -«
    »Tony. Tony sagt, er hat Sie neulich abends gesehen. Er sagt, Sie wohnen jetzt hier.«
    »Nun ja, ich -«
    »Warum gehen Sie nicht zu Stanco's? Wieso essen Sie bei den Schlitzaugen?« »Chinesisch war s eine Idee. Sie sind also wieder in Brooklyn?« »Ja. Im alten Viertel. Williamsburg. Seit Frank ... o mein Gott, John. Können Sie glauben, dass er tot ist?« »Eigentlich schon.«
    »Es ist zehn Jahre her, John, zehn Jahre, seit Frank ... « Sie stieß einen Seufzer aus, gefolgt von einem leisen Aufschluchzen, holte Luft und fuhr dann fort: »Ohne Frank ist nichts mehr so, wie es mal war.«
    Das war eine

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