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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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übrigens in meinem Zimmer.« »Ich weiß.«
    »Ich würde es gern ein letztes Mal sehen. Hast du was dagegen?« »Muss ich es putzen?«
    »Nein. Wenn es sauber wäre, würde ich es nicht wiedererkennen.« Ich lächelte. Sie lächelte.
    »Wenn du einen Kleinbus oder Kombi hast, können wir ein paar Sachen ausräumen«, schlug ich vor.
    »Ich habe den da.« Sie nickte zu einem großen SUV hin. Vielleicht fressen diese Dinger andere Autos. »Reicht das?«
    »Sollte es. Sonst fahren wir mehrmals. Aber für die Möbel besorgst du dir besser eine Umzugsfirma.«
    »In Ordnung.« Dann fragte sie mich plötzlich: »John, meinst du, ich sollte das Pförtnerhaus kaufen? Steht es zum Verkauf?«
    »Ich weiß es nicht. Ich frage Mr Nasim. Warum willst du es kaufen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Aus Nostalgie. Vielleicht, weil ich dort gewohnt habe. Ich brauche das großes Haus in Mill Neck nicht. Die Kinder sind weg. Ich habe das Haus nach der Scheidung bekommen. Im Gegenzug durfte Tom meine Schuhe und Handtaschen behalten.« Sie lächelte. »Ich könnte das Pförtnerhaus auch an dich vermieten, wenn du hierbleibst.« Ich lächelte ebenfalls.
    Sie schaute auf ihre Uhr und sagte: »Ich sollte gehen. Wir sehen uns dann am Samstag, gegen vier.«
    »Abgemacht. Wenn sich irgendwas ändern sollte, kennst du ja die Nummer.« »Hast du ein Handy?« »Nicht in den USA.«
    »Okay ...« Sie reichte mir die Kuchenschachtel, kramte in ihrer Handtasche herum, fand eine Visitenkarte, schrieb etwas darauf und sagte: »Meine Privat- und meine Handynummer.«
    Ich tauschte Kuchenschachtel gegen Karte und sagte: »Bis Samstag.«
    »Danke, John, für alles, was du für Mom tust.«
    »Das ist doch gar nichts.«
    »Und was du für Dad getan hast. Ich habe mich niemals richtig bei dir bedankt.« »Er war ein anständiger Mann.«
    »Er hat sehr viel von dir gehalten. Und dein Vater war auch ein anständiger Mann, und er ... ihm war klar, was du durchgemacht hast.«
    Ich antwortete nicht, worauf wir uns kurz umarmten und uns einen Luftkuss gaben. Sie drehte sich um und entfernte sich, blickte dann zurück und sagte: »Oh, ich hab einen Brief von Mom für dich. Ich bringe ihn am Samstag mit.«
    »Okay.«
    Ich schaute ihr hinterher, als sie mit raschen Schritten zum Hospiz ging, dann wandte ich mich ab und stieg in meinen Mietwagen.
    Als ich in Richtung Straße fuhr, ließ ich das Gespräch noch einmal Revue passieren, wie man es macht, wenn man ergründen will, ob hinter dem gesprochenen Wort noch eine besondere Bedeutung steckt. Außerdem analysierte ich ihre Körpersprache und ihr Verhalten, doch Elizabeth war nicht leicht zu deuten; aber vielleicht entgehen mir auch die Feinheiten, wie schon mehrere Frauen behauptet haben. Wenn eine Frau sagt: »Lass uns was trinken und über die Sache reden«, denke ich, es geht um etwas Dienstliches. Es ist das reinste Wunder, dass ich überhaupt zum Vögeln gekommen bin.
    Und nun auf zum nächsten Abenteuer: ein Essen mit Anthony Bellarosa.
    Ethel, Elizabeth, Anthony. Und irgendwann Susan.
    Das Leben eines Menschen verläuft in einem Raum-Zeit-Kontinuum, aber ab und zu gerät man in eine Zeitschleife, die einen in die Vergangenheit z urückwirft. Man weiß, was vorsic h geht, weil man schon mal dort gewesen ist, aber das ist noch lange keine Garantie dafür, dass man es diesmal richtig hinkriegt. Genau genommen ist »Erfahrung« nur ein anderes Wort für »Gepäck«. Und die Erinnerung schleppt die Koffer.
    Noch wichtiger - Eierblumensuppe oder Wantan? Essstäbchen oder Gabel? Ich parkte vor Wong Lee's Chinarestaurant ein.
    11
    Ich bemerkte einen großen Aufkleber mit der amerikanischen Flagge am vorderen Fenster von Wong Lee's, neben den Kreditkartenaufklebern. Außerdem bemerkte ich Tony - früher Anthony genannt -, der auf dem Fahrersitz des großen schwarzen SUV saß, den ich ein paar Abende zuvor an der Grace Lane gesehen hatte. Die Fenster waren getönt, aber die Scheibe auf der Fahrerseite war gesenkt, und ich sah, dass Anthony Bellarosa - früher Tony genannt - nicht im Fahrzeug saß.
    Tony entdeckte mich und rief: »Hey! Mistah Sutta! Hey! Ich bin's! Tony. Wie geht's Ihnen?«
    Es wäre mir - beziehungsweise jedem im Umkreis von einer halben Meile - schwergefallen, ihn nicht zu beachten, deshalb ging ich zu ihm und sagte mit meinem besten St.-Paul-Akzent: »Mir geht es sehr gut. Danke der Nachfrage.«
    »Hey, Sie sehn klasse aus.« Er streckte den Arm aus dem Fenster, wir schüttelten uns die Hand, dann

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