Nelson DeMille
Abschluss am Smith College gemacht und studiert an der Penn Kunst.«
»Du musst sehr stolz auf sie sein.«
»Bin ich auch.« Sie lächelte. »Von ihrer politischen Einstellung einmal abgesehen. Ich glaube, der Gutmenschenliberalimus überspringt eine Generation. Mom allerdings ist begeistert.«
Ich lächelte ebenfalls.
»Susan hat mir von Edward und Carolyn berichtet.« »Gut.«
Was das Thema Gene wider Umfeld betrifft, konnte Elizabeth mitunter ein bisschen streng und eigenwillig sein, genau wie ihre Mutter, aber meistens war sie angenehm ruhig und aufrichtig wie ihr Vater, und sie hatte auch das hohe Arbeitsethos ihres Vaters. Habe ich schon erwähnt, dass sie aufs Bryn Mawr College gegangen ist und ihr geheimer und vermutlich widerwilliger Pate Augustus Stanhope alle Kosten übernommen hat? Die Heubodenspiele mit Ethel kosteten Augustus ein paar Dollar mehr, als er gedacht hatte, und möglicherweise auch ein paar schlaflose Nächte.
Damals herrschten natürlich andere Sitten, was die sozialen und sexuellen Verhaltensregeln anging; aber selbst heute ist Ehebruch nicht akzeptabel, und man zahlt einen hohen Preis dafür. Fragen Sie Susan Sutter. Oder John. Oder Frank Bellarosa. Nun ja, der kann nicht mehr antworten.
Elizabeth sagte: »Jetzt, da Mom ... dem Ende nahe ist... denke ich öfter an Dad. Ich vermisse ihn sehr.«
»Ich auch.«
George Allard und mich hätte man für Freunde halten können, wenn man mal von der ebenso künstlichen wie anachronistischen Klassentrennung absah, auf die George mehr Wert gelegt hatte als ich. George war wie viele Dienstboten der alten Schule königlicher als der König gewesen, und er glaubte tatsächlich, dass der einheimische Geldadel gesellschaftlich über ihm stand; wenn sie allerdings ihre Pflichten vernachlässigten oder sich schlecht benahmen - was häufig vorkam -, erinnerte er sie respektvoll an ihre Pflichten als Gentlemen und schlug höflich, aber entschieden vor, dass sie ihr Verhalten und ihre Manieren ändern sollten. Ich glaube, ich war eine Herausforderung für ihn, und wir kamen uns erst näher, als er es aufgab, mich bessern zu wollen.
»Warum kommst du nicht mit, wenn du Zeit hast - oder wartest auf mich?«, schlug Elizabeth vor. »Ich bleibe heute Abend nur eine Viertelstunde. Danach können wir etwas trinken gehen, wenn du willst.« Und für den Fall, dass ich das Angebot missverstand, fügte sie hinzu: »Ich würde gern mit dir über Moms Testament sprechen und über alles, was es sonst noch zu bereden gibt.«
»Ich muss auch mit dir sprechen«, erwiderte ich. »Du bist, wie du weißt, ihre Testamentsvollstreckerin und alleinige Erbin, von ein paar kleineren Hinterlassenschaften einmal abgesehen. Aber heute Abend habe ich leider schon etwas anderes vor.«
»Oh... nun...«
Eigentlich hatte ich genug Zeit, um sie wenigsten bis zur Tür zu begleiten, aber ich dachte ständig daran, dass Susan, meine Mutter oder Pater Hunnings vorfahren könnten. Andererseits mochte das gar nicht schlecht sein. Ich konnte mir einige interessante Reaktionen meiner Exfrau, meiner Exmutter und meines Expriesters vorstellen, wenn sie sahen, dass ich mich mit der attraktiven Geschiedenen unterhielt.
Um eine weiteres Gerücht in die Welt zu setzen, hätte ich sagen sollen: »Ich esse mit einem Mafia-Don zu Abend«, stattdessen unterlief mir eine Freud 'sche Fehlleistung, und ich sagte: »Ich esse mit einem möglichen Geschäftspartner zu Abend.«
»Oh. Heißt das, dass du hierbleibst?«
»Ich bin mir nicht sicher. Wie war's mit morgen Abend?«, schlug ich vor. »Bist du frei?«
»Nein ... ich bin mit Freunden zum Essen verabredet.« Sie lächelte. »Am Donnerstag ist Damenabend. Aber du darfst uns gern auf einen Drink Gesellschaft leisten.«
»Äh ... vielleicht lieber nicht.« Ich überlegte, ob ich sie für Freitagabend einladen sollte, aber das k länge eher nach einer Wochenend- Verabredung als nach einem werktäglichen Geschäftsessen, deshalb sagte ich: »Ich möchte, dass du mir eine kurze Liste mit den persönlichen Besitztümern - von Mama und Papa -zusammenstellst und dir ein paar Schriftstücke ansiehst. Außerdem hat deine Mutter darum gebeten, dass du ... das Kleid heraussuchst, das sie tragen möchte ... Warum kommst du also nicht am Samstag oder Sonntag zum Haus?«
»Samstagnachmittag wäre gut. Passt es dir um vier Uhr?« »Ja. Ich sorge dafür, dass das Tor zu meinem Anwesen offen ist.«
Sie lächelte und sagte: »Ich habe den Code. Du schläfst
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