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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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respektierte und fürchtete. Anthony hingegen bemühte sich anscheinend um Anerkennung. Aber engstirnigen Vorstädtern fällt es natürlich schwer, einen Mafia-Don als Nachbarn zu akzeptieren. Ich meine, ich hatte damit auch meine Probleme. »Das war sehr nett von Ihnen«, sagte ich.
    »Yeah. Meinen Sie, ich hab ein Dankeschön gehört? Nicht ein verfluchtes Dankeschön.«
    »Nun ja, ich danke Ihnen. Die Straße sieht gut aus.«
    »Die können mich alle. Ich sollte sie wieder aufreißen lassen.«
    »Warten Sie damit. Vielleicht planen sie eine Überraschungsparty für Sie.«
    »Meinen Sie? Vielleicht hab ich 'ne Überraschung für die.«
    Leg deine Nachbarn nicht um, Anthony. Deine Kids haben schon genug Schwierigkeiten dadurch, dass Papa ein Mafia- Don ist. Ich zögerte, bevor ich fragte: »Hat der Bauherr den spiegelnden Teich und die Neptunstatue gerettet?«
    »Hä ...? O ja, ich erinnere mich daran, als ich ein Kind war. Da waren so was wie römische Ruinen und Gärten und anderes Zeug. Das war schon was. Können Sie sich noch dran erinnern?«
    »Durchaus. Sind sie noch da?«
    »Nee. Ist alles weg. Dort sind bloß noch Häuser. Warum fragen Sie?« »Reine Neugier.«
    »Yeah. Ich habe den Garten geliebt«, erklärte er. »Ich hab in dem Teich mal nackt gebadet.« Er lächelte. »Mit dem Collegemädchen, das mein Vater als Nachhilfelehrerin für mich engagiert hat.«
    »Für welches Fach?«
    Er lachte, dann schien er sich in Erinnerungen zu ergehen, daher nutzte ich die Gelegenheit und dachte darüber nach, wie ich schleunigst von hier wegkam. Außerdem blickte ich mich um, um festzustellen, ob im Wong Lee's irgendjemand war, den ich kannte. Oder jemand, der nach FBI aussah.
    Das Restaurant war größtenteils leer, bis auf wenige Familien mit Kindern und Leute, die auf Essen zum Mitnehmen warteten. Dann fiel mir ein Typ auf, der allein in einer Nische auf der anderen Seite saß und der Tür den Rücken zugekehrt hatte.
    Anthony bemerkte mein Interesse an ihm und sagte: »Der gehört zu mir.«
    »Gut.« Das Schussfeld war also nach beiden Seiten gesichert, falls es zu einem Zwischenfall kommen sollte. Jetzt ging es mir schon viel besser. Außerdem bewegte sich Mr Bellarosa auf höchster Sicherheitsstufe. Ich musterte ihn, und dieses Mal kam es mir so vor, als trage er unter dem weiten Hawaiihemd eine Kevlarweste. Genau das hatte seinem Vater vor Giulio's das Leben gerettet. Vielleicht sollte ich ihn fragen, ob er eine Reserveweste besaß.
    Wenn ich Mutmaßungen darüber anstellen wollte, was oder wer Anthony so nervös machte, würde ich auf Sally Da-da tippen. Aber warum das gerade jetzt so sein sollte, nach zehn Jahren, war mir ein Rätsel. Vielleicht war es also jemand anders. Genaueres würde ich nur erfahren, wenn dieselben zwei Typen mit Schrotflinten, die auch vor Giulio's gelauert hatten, plötzlich am Tisch auftauchten und Anthony den Kopf wegballerten. Vielleicht sollte ich mir etwas zum Mitnehmen bestellen.
    Die Bedienung brachte die Speisekarten, und wir überflogen die Gerichte. »Gehn Sie gern zum Chinesen?«, fragte Anthony.
    »Manchmal.«
    »Ich bin mal mit einer Chinesin gegangen, und eine Stunde nachdem ich sie vernascht hatte, bekam ich wieder Hunger.« Er lachte. »Kapiert?«
    »Durchaus.« Ich musterte die Karte eingehender und trank einen tüchtigen Schluck Scotch.
    Er fuhr fort. »Ich bin also mit dieser Chinesin gegangen, und als wir eines Nachts schwer zugange waren, hab ich zu ihr gesagt: >Ich steh auf Neunundsechzig<, und sie sagt: >0h, du jetzt wollen Rindfleisch mit Broccoli?<« Er lachte wieder. »Kapiert?«
    »Durchaus.«
    »Kennen Sie auch einen?«
    »Mir fällt im Moment keiner ein.«
    »Ich habe mal gehört, wie mein Vater zu jemand gesagt hat, Sie wären ein lustiger Kerl.«
    Tatsächlich hatte Frank meinen Sarkasmus, meine Ironie und meinen Humor geschätzt, selbst wenn er auf seine Kosten ging. Ich war mir nicht sicher, ob sein Sohn genauso dickfellig oder hell war - die Geschworenen hatten bislang noch kein Urteil über Anthonys geistige Gaben gefällt. »Ihr Vater hat meinen ganzen Esprit zutage gefördert.«
    Die Bedienung kehrte zurück, und ich bestellte Wantansuppe und Rindfleisch mit Broccoli, was Anthony zum Lachen brachte. Er bestellte die Neunundsechzig, die nicht auf der Karte stand, und nahm dann das Gleiche wie ich. Außerdem orderte er eine weitere Runde Scotch und einen sauberen Aschenbecher, und ich bat um Essstäbchen.
    »Wissen Sie, warum Frauen chinesisches

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