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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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Statuen in Museen und Palästen in ganz Europa. Doch ich bin mir über ihre Bedeutung nicht ganz im Klaren.«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Ich nehme an, dass es in Europa eine bestimmte Zeit gab, in der diese Menschen Sklaven oder Diener waren.«
    »Nun ja, sie sehen jedenfalls nicht so aus, als ob ihnen das Haus gehört.«
    »Nein, gewiss nicht.« Er blieb mitten auf der Treppe stehen, daher hielt ich ebenfalls inne. »Mr Sutter, ich habe durchaus Verständnis.«
    »Wofür, Mr Nasim?«
    »Für Ihre Haltung, Sir.«
    Ich antwortete nicht.
    »Für Ihre Gefühle, was mich angeht, meine Anwesenheit in diesem Haus, meine Kultur, mein Geld, meine Religion und mein Vaterland. Und Ihre Einstellung zu alldem.«
    Ich ging in Gedanken mehrere Antworten durch, suchte mir dann die beste heraus und sagte: »Dann verstehen wir einander ja vollkommen.«
    »Und ich muss sagen, dass ich Ihnen Ihre Haltung nicht übelnehme. « »Das ist mir mehr oder weniger egal.«
    »Natürlich. Auch das verstehe ich. Aber ich möchte Ihnen mitteilen, dass ich nur deshalb hier bin - und auch aus diesem Grund in England war -, weil ich im Exil lebe. Nicht im freiwilligen Exil, so wie Sie. Sondern als politischer Verbannter, der festgenommen und hingerichtet werden würde, wenn ich in mein Heimatland zurückkehren würde, das jetzt in den Händen der Mullahs und Radikalen ist. Ich war ein glühender und zudem sehr bekannter Verehrer des toten Schahs, und daher bin ich ein gezeichneter Mann. Ich habe kein Heimatland, Mr Sutter, daher kann ich im Gegensatz zu Ihnen nicht nach Hause fahren. Und im Gegensatz zu Ihrer Frau, die nach Hause gekommen ist, kann ich nicht einfach in den Iran fliegen und mein altes Haus zurückkaufen. Wahrscheinlich werde ich mein Heimatland nie wiedersehen. Deshalb, Mr Sutter, haben Sie und ich etwas gemeinsam - wir beide wollen, dass ich dorthin zurückkehre, wo ich herkomme, doch das wird nicht geschehen, weder zu meinen Lebzeiten noch zu Ihren.«
    Ich hatte das Gefühl, dass diese Ansprache einstudiert war und bei passender Gelegenheit gehalten wurde, aber ich war auch der Meinung, dass sie vermutlich der Wahrheit entsprach. Zumindest teilweise. Ich nehme an, dass ich Mr Amir Nasim jetzt etwas weniger unfreundlich gesonnen war, das änderte jedoch nichts an meiner oder seiner Lage.
    »Danke, dass Sie die Zeit für mich erübrigt haben«, sagte ich.
    Ich stieg weiter die Treppe hinab, spürte aber, dass er sich nicht gerührt hatte. Ich lief über den Steinboden, und meine Schritte hallten in dem weitläufigen Foyer wider. Die Haustür war verriegelt, daher entriegelte ich sie.
    »Mr Sutter«, rief er mir zu.
    Ich drehte mich um und sah ihn auf der Treppe stehen.
    »Ich sollte Sie vielleicht darauf hinweisen, dass es ein paar Sicherheitsfragen gibt, die sich in jüngster Zeit ergeben haben und über die Sie sich im Klaren sein sollten.«
    Ich ging nicht darauf ein.
    »Deswegen brauche ich das Pförtnerhaus und das Gästehaus - damit ich meine Leute dort unterbringen kann. Verstehen Sie?«
    Ich verstand es, wusste aber auch, dass es möglicherweise eine Lüge war - ein Trick, damit ich Susan erzählte, dass Stanhope Hall jederzeit von einem islamischen Mordkommando überfallen werden könnte. Allerdings glaubte ich nicht, dass Susan sich um so was scherte, solange die Killer ihre Blumenbeete nicht zertrampelten.
    Als ich nicht reagierte, fuhr Mr Nasim fort: »Rufen Sie mich bitte an, wenn Sie irgendetwas Verdächtiges oder Ungewöhnliches sehen.«
    »Das mache ich ganz bestimmt. Und Sie ebenfalls. Einen schönen Tag noch.«
    Ich ging und schloss die Tür hinter mir.
    Ich stieg die Treppe unter dem Portikus hinab, setzte mich in mein Auto und fuhr los.
    Während ich langsam den von Bäumen gesäumten Weg zum Pförtnerhaus entlangrollte, dachte ich darüber nach, was Amir Nasim zu seinem Sicherheitsproblem gesagt hatte. Ich meine, wie viele politische Flüchtlinge werden hier in der Gegend umgelegt? Keiner, als ich das letzte Mal gezählt habe. Es gab hier sicher Verordnungen, die politischen Mord untersagten.
    Andererseits hatte sich die Welt seit dem 11. September letzten Jahres verändert. Zum einen waren Dutzende Einheimische in den Twin Towers getötet worden, und es gab Menschen wie Mr Amir Nasim, die einen gewissen Druck aus ihren Herkunftsländern spürten oder durch eine gereizte und zunehmend fremdenfeindlichere Bevölkerung - beziehungsweise von Seiten der Behörden. Oder sie waren bloß paranoid, was bei Amir Nasim

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