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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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gar nicht gut.
    Wir bogen nach Osten ab, in Richtung Oyster Bay. Tony, der ein guter Fahrer und Leibwächter war, blickte ständig in den Rückspiegel. Ich musste unwillkürlich an den Mord an der Mautstelle in Der Pate denken - der nicht allzu weit von hier entfernt passiert w ar - und dachte: Auf das Auto vo r dir musst du achten, Dummkopf.
    Allerdings wollte Anthony offenbar weder übers Geschäftliche reden noch mich auf den Gedanken kommen lassen, dass ich auf eine Fahrt ohne Wiederkehr mitgenommen wurde. »Hey, ich habe heute Morgen mit meiner Mutter gesprochen«, sagte er. »Sie möchte Sie sehen.«
    »Wenn ich das nächste Mal in Brooklyn bin.«
    »Ich weiß was Besseres. Sie kommt am Sonntag zum Abendessen. Sie sind eingeladen.« »Danke, aber -«
    »Sie kommt zeitig - gleich nach der Kirche. Ich schick ihr ein Auto.« »Das ist nett.«
    »Danach kocht sie den ganzen Tag. Sie bringt ihre eigenen Lebensmittel aus Brooklyn mit und übernimmt die Küche, und Megan tut so, als ob sie sagen will: >Brauch ich diesen Scheiß?< Madonna! Was ist mit diesen Frauen los?«
    »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie's am Sonntag rausfinden.«
    »Yeah. Richtig. Wenn wir andere Gäste haben, ist es normalerweise okay. Hey, einmal wollte Megan ein irisches Gericht machen, und meine Mutter kommt rein und sagt zu mir: »Das riecht, als ob sie da drin 'ne Ziege kocht.« Er lachte beim Gedanken an die fröhliche Familienfeier und fuhr dann fort: »Und Megan trinkt zu viel Vino und isst kaum was, und die Kids sind kein italienisches Essen gewöhnt -die halten Spaghetti aus der Dose und Pizzabagels für italienisches Essen. Aber sie kocht eine Höllenmahlzeit. Meine Mutter. Die Gerüche erinnern mich an die Sonntage in Brooklyn, als ich noch klein war ... es ist, als war ich wieder zu Hause.«
    Ich hatte keine Ahnung, warum er mir das erzählte, es sei denn, er wollte mir zeigen, dass er ein ganz normaler Typ mit ganz normalen Problemen war und dass er eine Mutter hatte.
    Was das betraf, fragte er: »Haben Sie mal in dem Haus gegessen?«
    »Nein«, erwiderte ich. Aber Susan. »Ihre Mutter hat immer Essen rübergeschickt.«
    Tony, der mithörte, sagte: »Yeah. Ich und Lenny oder Vinnie ham immer Essen zu Ihnen gebracht.«
    Ich ging nicht darauf ein, allerdings wäre das der rechte Zeitpunkt gewesen, Tony daran zu erinnern, dass sein verstorbener Boss nicht mit meiner Frau vögeln konnte, ohne dass er und die beiden obenerwähnten Goombahs Bescheid wussten, ihn dabei unterstützten und deckten. Nun ja, ich konnte es ihnen nicht verübeln, und außerdem waren zwei von ihnen tot. Drei, wenn man Frank mitzählte. Vier, wenn Susan umgelegt wurde, und fünf, wenn ich mich vorbeugte und Tony das Genick brach.
    Ich schaute aus dem Seitenfenster. Wir passierten eine Reihe von übriggebliebenen Anwesen, die größtenteils hinter alten Mauern oder dicken
    Bäumen verborgen waren, aber ab und zu konnte ich ein bekanntes Herrenhaus oder eine von Bäumen gesäumte Zufahrt hinter schmiedeeisernen Toren sehen.
    Der heimische Geldadel kutschierte mit alten Sportwagen herum, was besonders am Wochenende sehr beliebt war, außerdem kamen wir an einem Trupp Reiter vorbei. Wenn man die Augen zusammenkniff und ein paar moderne Tatsachen ausblendete, konnte man sich vorstellen, man wäre im Goldenen Zeitalter, in den wilden Zwanzigern oder sogar irgendwo in England auf dem Lande.
    Anthony, seinerseits eine moderne Tatsache, riss mich aus meinen Gedanken. »Hey, haben Sie diesen Arsch mit dem Pferd gesehn?«
    Ich ging davon aus, dass er nicht den Arsch des Pferdes meinte, doch statt um Klarstellung zu bitten, beachtete ich ihn nicht; Entführungsopfer müssen keine Konversation machen.
    Ich widmete mich wieder meinen Überlegungen und fragte mich, ob Susan gefunden hatte, wonach sie suchte, als sie hierher zurückkehrte. Aus dem zu schließen, was Amir Nasim mir erzählt hatte, war sie möglicherweise erfolgreich gewesen. Und ich fragte mich, was sie von meiner Rückkehr hielt. Gut möglich, dass sie diesen Umstand als eine Gelegenheit betrachtete - oder es sich zumindest vorstellte -, unser gemeinsames Leben wiederaufzunehmen.
    Aber man kann nicht einfach dort weitermachen, wo man aufgehört hat, und schon gar nicht, wenn unterdessen ein Jahrzehnt verstrichen ist. Die Menschen verändern sich, neue Liebhaber sind gekommen und gegangen, oder auch nicht gegangen, und jede der beteiligten Parteien hat die Vergangenheit auf unterschiedliche Art und Weise

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