Nelson DeMille
von mir freuen. Und Mr Nasim hatte gesagt, Susan hätte wohlwollend von mir gesprochen. Selbst Edward und Carolyn hatten durchklingen lassen, dass Mom von mir hören wollte. Was sollte das Ganze also?
Und die Antwort lautete, dass Susan mich fragte: »Ist dein Hausgast schon weg?«
Aha. Und bevor ich etwas erwidern konnte, fragte sie weiter: »Das war Elizabeths Auto, das über Nacht dort stand, nicht wahr?«
»Ja. Aber ... « Ich habe nicht mit ihr gefickt. Ehrlich. »Und wie geht es Elizabeth?«
Ich war Susan eigentlich keine Erklärung schuldig, doch um die Sache klarzustellen, meinte ich etwas sagen zu müssen - aber sie hatte mich auf dem falschen Fuß erwischt, und so platzte ich einfach damit heraus: »Sie hatte zu viel getrunken und wollte ihr altes Zimmer sehen, und wir mussten eine Menge Arbeit wegen des Nachlasses erledigen, und ich bin der Verwalter, deshalb ist sie über Nacht geblieben und -«
Bevor ich noch mehr unverständliches Zeug von mir gab, unterbrach mich Susan und sagte: »Nun, es ist mir egal. Also, was kann ich für dich tun?«
»Ich habe nicht mir ihr geschlafen.«
Schweigen, dann: »Es ist mir wirklich egal, John. Ich muss mich für die Kirche fertig machen.«
Nun ja, nachdem ich die Initiative ergriffen und angerufen hatte, wollte ich mich nicht so einfach abwimmeln lassen, deshalb sagte ich: »Ich komme gleich mit einem Umschlag für dich vorbei. Ich klingle. Wenn du nicht aufmachst, lege ich den Umschlag vor die Tür.«
Schweigen.
»Wiederhören«, sagte ich und legte auf.
Ich zog meinen Blazer an, schnappte mir den braunen Briefumschlag und verließ das Haus. Es war ein herrlicher, sonniger Tag, die Vögel sangen, die Heuschrecken zirpten, die Bienen summten und mein Herz klopfte, als ich die Zufahrt entlang in Richtung Gästehaus ging.
Mir war nicht klar, weshalb ich so angespannt war. Ich meine, wenn jemand angespannt oder peinlich berührt sein sollte - oder schuldbewusst -, dann war das Susan. Nicht ich war es gewesen, der ein Verhältnis einging und dann seinen Liebhaber erschoss.
Während ich die knapp dreihundert Meter bis zum Gästehaus zurücklegte, beruhigte ich mich etwas.
Als ich mich dem Haus näherte, fiel mir auf, dass die vorherigen Besitzer, an die Susan das Haus verkauft hatte, die Grenzen ihres Grundstücks mit Heckenreihen gekennzeichnet hatten, die rund um die vier Hektar große Enklave wuchsen. Als William und Charlotte noch im Herrenhaus wohnten, hatte ich Susan vorgeschlagen, dass wir eine fünf Meter hohe Steinmauer mit Wachtürmen errichten sollten, um die unangekündigten Besuche ihrer Eltern einzuschränken, aber Susan wollte sich die Sicht nicht versperren. Deshalb fragte ich mich jetzt, ob sie vorhatte, diese Hecken rausreißen zu lassen. Ich war davon überzeugt, dass sich Amir Nasim Sorgen wegen dieses Dickichts machte, das iranischen Heckenschützen als Deckung und Versteck dienen könnte.
Ich wünschte mir fast, dass Susan nicht an die Tür kommen würde; dann könnte ich mit meinem Leben fortfahren, ohne mir weiter Gedanken um Susan Stanhope Sutter zu machen. Andererseits fühlte ich mich dazu verpflichtet, sie sowohl von Nasims Sorgen als auch von meinen Sorgen bezüglich Anthony Bellarosa in Kenntnis zu setzen. Natürlich ließe sich das auch mit einem Anruf oder einem Brief erledigen, und wenn sie die Tür nicht öffnete, würde ich das auch tun.
Um ehrlich zu sein, wollte ich andererseits auch, dass sie die Tür öffnete und mich hineinbat. Zumindest musste ich erklären, warum Elizabeth bei mir übernachtet hatte - nicht, weil es für mich eine Rolle spielte, aber es könnte für Elizabeth eine spielen, deshalb wollte ich das Missverständnis mit Susan ausräumen und mich dann anderen Missverständnissen zuwenden.
Ich ging den aus Schieferplatten angelegten Weg zu dem großen steinernen Gästehaus entlang und bemerkte, dass der Efeu nicht gestutzt worden war und die Fenstersimse überwucherte. Außerdem musste sich jemand um die mit Schotter bestreute Zufahrt und den Hof vor dem Haus kümmern. Früher war das eine meiner Aufgaben gewesen, die ich entweder selbst erledigte oder bezahlten Helfern überließ. Mir fiel auch auf, dass die Blumenbeete, für die Susan verantwortlich gewesen war, tadellos gepflegt aussahen. Warum fiel mir das auf?
Ich stieg die Stufen zur Haustür hinauf und klingelte, ohne zu zögern.
Ich hatte noch Zeit für einen kurzen Gedanken, bevor die Tür geöffnet wurde oder ich mich wieder verzog, deshalb
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